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Der Fremde vom anderen Stern

Der Fremde vom anderen Stern

Titel: Der Fremde vom anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joann Ross
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Verlegenheit nicht und nahm sie wörtlich. „Danke schön", sagte er mit fast feierlichem Ernst. .Aber ich weiß noch nicht einmal, wie Sie heißen."
    „Charity Prescott."
    Er streckte ihr die rechte Hand entgegen. Julianna hatte ihm erklärt, daß dies die Art sei, wie sich die Menschen auf diesem Teil der Erde begrüßen. Diese Geste hatte ihren Ursprung wohl in dem Bestreben, einander zu zeigen, daß man keine Waffen trug und in friedlicher Absicht kam.
    „Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Charity Prescott. Mein Name ist Bram Starbuck."
    Sie ergriff seine Hand. „Ich weiß. Sie haben sich gestern abend schon vorgestellt. Ich freue mich ebenfalls, Sie kennenzulernen, Mr. Starbuck."
    „Meine Freunde nennen mich Starbuck."
    Es gab keinen vernünftigen Grund, warum ihr Puls sich bei dem förmlichen Händedruck dieses fremden Mannes beschleunigte und ihre Wangen sich röteten. Doch Charity fühlte sich auf einmal hilflos wie ein Schulmädchen. Sie entzog ihm ihre Hand und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Wo kommen Sie eigentlich her, Starbuck?"
    Er nannte die erste Stadt der Erde, die ihm einfiel, die Stadt, die eigentlich sein Ziel war. ,AUS
    Venice, Kalifornien."
    „Deshalb sind Sie also so braun. Wie lange haben Sie dort gewohnt?"
    "„Nicht sehr lange", erwiderte er ausweichend. „Warum?"
    Sie zuckte mit den Schultern. „Nur so. Ich habe sechs Jahre in Venice gelebt. Und wo wohnen Sie jetzt?"
    „Wo ich wohne?"
    „In welchem Hotel oder welcher Pension sind Sie abgestiegen?"
    „Keine Ahnung."
    Sie musterte ihn besorgt. „Ich schätze, dann wissen Sie wohl auch nicht, wo der Rest Ihrer Sachen ist oder was Sie fast nackt mitten auf einer Insel vor Maine verloren hatten."
    Plötzlich fiel Starbuck wieder ein, daß Julianna ihm noch etwas über Maine zugerufen hatte.
    „Bin ich etwa in Castle Mountain, Maine?"
    Sie runzelte die Stirn. „Richtig. Castle Mountain ist eine Insel vor der Küste von Maine."
    „Welches Datum haben wir?"
    Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich. „Den 18. Januar."
    Wenigstens das stimmte. „Und welches Jahr?"
    Starbuck konnte ihre Gedanken so leicht lesen wie die tägliche Nachrichtendiskette und stellte fest, daß er sich um gut zweihundert Sonnenumlaufzeiten verrechnet hatte.
    Es liegt sicher an den Magnetfeldern, dachte er. Sie haben meine Zeiteinstellung verändert. Er mußte den Transporter unbedingt richtig einstellen, ehe er nach Sarnia zurückkehrte, denn er verspürte keine große Lust, während der blutigen und grausamen Ozonkriege auf seinem Heimatplaneten zu landen.
    „Woran können Sie sich überhaupt noch erinnern?" bohrte Charity.
    „Das letzte, was ich noch weiß, ist, daß ich zu Hause war." Er senkte die Lider. „In Venice", fügte er hastig hinzu.
    Als Sarnianer fiel es ihm schwer zu schwindeln. Es gab zwar keine grundlegenden moralischen Bedenken dagegen, doch die Großen Weisen waren vor Hunderten von Sonnenumlaufzeiten zu dem Schluß gekommen, daß eine Lüge zur nächsten führte, bis man sich in einem Netz von Unwahrheiten verstrickt hatte, was schließlich eine unerträgliche Situation ergab. Vernunft ist Wahrheit, hatten sie geschrieben. Alles andere ist irrational.
    Doch da Starbuck nun einmal zur Hälfte von Menschen abstammte, erlaubte er es sich manchmal -
    selbstverständlich aus ehrenhaften Beweggründen - die Wahrheit zu verschweigen.
    „Dann weiß ich nur noch", fuhr er fort, „daß ich eine Straße entlanggegangen bin ..."
    „Mitten im schlimmsten Schneesturm seit fünfzig Jahren", fiel Charity ihm ins Wort und schüttelte den Kopf. „Und mit kaum einem Fetzen Stoff auf dem Leib. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder Sie sind ein Fall für den Psychiater, oder Sie haben einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen."
    Ihr eindringlicher Blick gab Starbuck das Gefühl, als könnte sie seine Gedanken lesen. Aber das war nicht möglich, denn er wußte genau, daß die Menschen - selbst diejenigen, die zu seiner Zeit lebten - nur in den seltensten Fällen telepathische Fähigkeiten besaßen. Trotzdem hielt er es für klüger zu schweigen, als eine erneute Lüge zu riskieren.
    „Sie haben bestimmt vorübergehenden Gedächtnisverlust durch den Schock oder sonstige Dinge, die Ihnen zugestoßen sind", mutmaßte sie.
    „Das klingt logisch." Er wechselte das Thema, ehe sie noch auf die Idee kam, ihn zu irgendeinem Fachmann dieses Gebiets zu verfrachten. „Haben Sie ein Klo?"
    „Ein Klo? Ach, Sie wollen ins Bad." Sie

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