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Der Fremde vom anderen Stern

Der Fremde vom anderen Stern

Titel: Der Fremde vom anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joann Ross
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irgendein privates oder staatliches Institut anwerben?"
    „Ihn anwerben?"
    „Alle Universitäten und andere wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes - eigentlich der Welt -
    bemühen sich um meinen Bruder, seit er neun ist. Mit achtzehn hat er sein Medizinstudium abgeschlossen, dann ging er zum Massachusetts Institute of Technology und promovierte dort zwei Jahre später in Physik. Von da an hatte er keine ruhige Minute mehr. Nach sorgfältigem Vergleich aller Angebote schloß er sich einer Denkfabrik in Boston an, aber er ist nicht lange dort geblieben."
    „Warum nicht? War die Arbeit keine angemessene Herausforderung für ihn?" Starbuck konnte sich vorstellen, daß ein Betätigungsfeld schon sehr anspruchsvoll sein mußte, um den intellektuellen Anforderungen eines Genies wie Dylan Prescott gerecht zu werden.
    „Mein Bruder hat nie mit mir darüber gesprochen. Ich weiß nur, daß er nach einer sehr unangenehmen Auseinandersetzung mit Harlan Klinghofer, dem Leiter des Instituts, von heute auf morgen gegangen ist. In groben Zügen ging es wohl darum, daß mit gefälschten Daten Untersuchungsergebnisse manipuliert werden sollten." Sie seufzte. „Sie können sich ja nicht vorstellen, wozu der Ehrgeiz einen gewissenlosen Wissenschaftler treiben kann. Jedenfalls kam Dylan aus Boston hierher und hat sich mitten im Wald ein Labor eingerichtet, um in Ruhe arbeiten zu können.“
    Starbuck wußte nur zu gut aus eigener Erfahrung, wie unkollegial fanatische Forscher sein konnten, und der Gedanke, daß der berühmte Wissenschaftler Dylan Prescott ganz in der Nähe wohnte, faszinierte ihn und entschädigte ihn dafür, daß er sich in der Zeit verrechnet hatte.
    „Ich bin nicht gekommen, um mich mit Ihrem Bruder zu treffen."
    „Schön. Es wäre mir nämlich gar nicht recht, wenn ich ihn anrufen und ihn warnen müßte, nicht zum Frühstück zu kommen, weil wieder einmal ein Kopfjäger hinter ihm her ist."
    Sie beäugte ihn dennoch argwöhnisch.
    „Vielleicht haben Sie mit Dylan zusammen in seinem Labor gearbeitet. Das würde Ihren merkwürdigen Aufzug erklären."
    Der Kater verließ seinen Platz vor dem Kamin und streckte sich. Auf der Suche nach einem gemütlichen Plätzchen und ein paar Streicheleinheiten sprang er auf Starbucks Schoß und machte es sich dort bequem.
    „Schubsen Sie ihn ruhig runter", bemerkte Charity.
    „Er stört mich nicht", erwiderte Starbuck, doch es klang nicht ganz überzeugend. Er konnte sich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, wilde Kreaturen im Haus zu halten.
    „Wie kommen Sie darauf, daß ich bei Ihrem Bruder arbeite? Und was hat das mit meiner Bekleidung zu tun?"
    „Nun, ich möchte Sie ja nicht beleidigen, falls Sie wirklich mit Dylan zusammenarbeiten, aber -
    lassen Sie es mich vorsichtig ausdrücken – die meisten seiner Kollegen sind etwas realitätsfremd und leben in ihrer eigenen kleinen Welt."
    Da er sich in den letzten umgerechnet sechs Jahren auch ausschließlich einem Forschungsprojekt gewidmet hatte, verstand Starbuck genau, was sie meinte.
    „Und Ihr Bruder? Lebt er auch in seiner eigenen kleinen Welt?"
    Sie lachte über seine Frage, und er kostete jede Sekunde dieses santten, melodischen Klangs aus.
    „Oh, Dylan ist der Schlimmste von allen. Man könnte fast sagen, mein Zwillingsbruder lebt schon so sehr im Weltraum, daß man ihm die Post mit einem Raumschiff bringen muß."
    Wie Starbuck wußte, würde die erste von Menschen geschaffene Kolonie im Weltraum erst in femer Zukunft existieren, und deshalb konnten ihre Worte nur im übertragenen Sinn gemeint sein. Zwar war er sehr neugierig darauf, woran Dylan Prescott im Moment arbeitete, doch er entschloß sich, Charity erst nach ihrem Traum zu fragen.
    „Sie sagten, Sie hätten von mir geträumt", hakte er nach. „Oder vielmehr von einem Mann, der aussah wie ich."
    „Also, gut." Sie wich seinem Blick aus. „Ich weiß, es klingt töricht, aber ich saß an meinem Schreibtisch und habe das Schneetreiben beobachtet. Weil es schon seit Tagen unaufhörlich schneite, hatte ich ein Stimmungstief, und so habe ich mir vorgestellt, ich wäre am Strand von Venice. Die Sonne schien hell und heiß, und Sie haben mich mit Sonnencreme eingerieben."
    Als erstes kam Starbuck der Gedanke, daß dies die Erklärung dafür war, warum er am falschen Ort angekommen war. Als er eine telepathische Verbindung zu Menschen gesucht hatte, um einen Anhaltspunkt für Venice, Kalifornien, zu bekommen, mußte er in die romantischen

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