Der Fremde vom anderen Stern
von Dylan gefunden hast, das er noch nicht geschrieben hat."
„So ist es."
„Außerdem besitzt du die Fähigkeit, meine Gedanken zu lesen und dich durch pure Willenskraft irgendwo hinzubeamen. Aber durch die Sonneneruptionen haben sich bei deiner ,Reise' die Koordinaten verändert, und deshalb bist du zweihundert Jahre vor dem gewünschten Zeitpunkt hier eingetroffen - und auch am falschen Ort, weil du ja eigentlich nach Kalifornien wolltest."
„Genau." Er hatte gleich gewußt, daß sie eine intelligente Frau war, aber daß sie alles so schnell begreifen würde, hatte er nicht erwartet.
„Genug jetzt. Wir fahren ins Krankenhaus. Du halluzinierst, Starbuck."
„Ich kann deiner weiblichen Logik nicht folgen. Ich habe dich nicht belogen."
„Dann beweis es mir."
Eine sturere Frau als Charity war ihm noch nicht begegnet - außer seiner Schwester Julianna.
Starbucks Mutter hatte ihrem Mann das Versprechen abgeschmeichelt, daß Julianna sich ihren Lebensgefährten selbst aussuchen dürfe. Als sie sich dann weigerte, Zoltar Flavius, den einflußreichen Botschafter auf Galactica, zu heiraten, kostete dies ihren Vater die Karriere. Der gedemütigte Botschafter hatte dafür gesorgt, daß Xanthus Valderian seiner Ämter enthoben wurde.
Starbuck war überzeugt davon, daß diese Zwangspensionierung der Grund für den Herzanfall seines Vaters war.
Nach dem Tod Valderians richtete der Botschafter seinen Zorn gegen Julianna. Doch ehe er Rache nehmen konnte, geriet sein Raumschiff in einen Meteorregen und setzte dem Leben des rachsüchtigen Mannes, der doppelt so alt war wie Juliannas Vater, ein Ende.
„Ich warte", riß Charity ihn aus seinen Gedanken.
„Ach, ja." Starbuck wollte Charity auf die gleiche Art von der Aufrichtigkeit seiner Worte überzeugen, wie er es bei ihrem Bruder getan hatte. Er schloß die Augen und konzentrierte sich.
Nichts geschah. Irgend etwas blockierte ihn. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte nicht die notwendige Energie aufbringen, um sich an eine andere Stelle im Raum zu transportieren.
„Du lieber Himmel!" Charity starrte ungläubig auf die glitzernde Masse, die mit Starbuck nur noch den Umriß gemein hatte und den Fußboden nicht mehr berührte.
„Das kann ich einfach nicht glauben!"
„Ich auch nicht", erwiderte er und brachte sich in seinen normalen Körperzustand zurück.
Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und über der Oberlippe, das Hemd klebte an seinem Körper. „Für einen Sarnianer ist es ein Kinderspiel, sich mit Mentalkraft durch den Raum zu bewegen, aber mir gelingt es jetzt einfach nicht. Das beunruhigt mich."
„Bist du so zu mir gekommen, ohne Fußspuren im Schnee zu hinterlassen?
„Ja, aber da war es ganz leicht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und dachte angestrengt nach. „Ich begreife es nicht. Vielleicht liegt es am Adrenalin, daß es mir da so gut gelungen ist. Ich habe gesehen, daß dir jemand etwas tun will, und ich wußte, daß es auf jede Sekunde ankommt."
„Adrenalin kann ungeheure Kräfte freisetzen", bestätigte ihm Charity.
„Ich habe gelesen, daß eine Mutter von fünfzig Kilo einen Wagen hochgehoben hat, unter dem ihr Kind begraben lag."
„Das wird dann wohl am Adrenalin liegen", meinte Starbuck abwesend. Plötzlich kam ihm ein erschreckender Gedanke. Wenn er sich jetzt nicht einmal mehr zwei Meter von der Stelle transportieren konnte, wie sollte er dann erst nach Hause kommen? Auch bei Einsatz der Geräte, die Dylan und er in der vergangenen Nacht fertiggestellt hatten, würde er nicht ohne seine Fähigkeit zur Mentalprojektion auskommen, wenn er nach Sarnia zurückkehren wollte.
„Du stammst wirklich von einem anderen Planeten, nicht wahr?" Diese ganze UFO-Hysterie hatte sie den Sonneneruptionen zugeschrieben, doch nun stand der Beweis für außerirdische Lebensformen vor ihr – hier in ihrem Schlafzimmer.
Sie sahen sich schweigend an.
„Starbuck?"
„Ja?"
In ihrem Blick spiegelten sich Faszination und Verlangen. „Ich sehe selbst, daß du weder klein noch grün bist und auch keine Antennen auf dem Kopf hast. Aber du sagtest doch, daß du nur zur Hälfte Sarnianer bist und daß dein Körper genau dem eines Mannes von der Erde gleicht. Heißt das ..."
Errötend hielt sie inne. „Vergiß es." Sie wandte sich verlegen ab.
Er mußte ihre Gedanken nicht lesen, um zu wissen, was in ihr vorging.
Das Begehren in ihren blauen Augen war eindeutig.
Langsam durchschritt er den Raum und setzte sich auf die
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