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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bevor sie ihre Fragen stellte, streichelte sie das Gesicht ihres Sohnes. Sie wischte ihm die Schweißperlen von den Wangen, und Johnny schlug plötzlich die Augen auf. Er erschrak, als er uns vor seinem Bett sitzen sah, und mußte durch die Worte seiner Mutter beruhigt werden.
    »Keine Sorge, mein Kleiner. Du liegst in deinem Bett, in deinem Zimmer und hast nur geträumt.«
    Johnnys Augen begannen zu glänzen. »Ja, ich habe geträumt. Ich habe sogar viel geträumt.«
    »War es ein schöner Traum?«
    »Ja, von Nadine…«
    »Und? Willst du ihn uns nicht erzählen? Wir würden uns sehr darüber freuen.«
    Johnny wollte nicht so recht, weil ihn irgend etwas störte. »Das ist alles so komisch«, erklärte er. »Ich habe von Nadine geträumt, aber es war anders als sonst.«
    »Wie anders denn?«
    »Ja, ich… ich… sah sie nicht mehr als Wölfin. Da war plötzlich eine Frau. Sie sah schön aus, Mummy, fast so schön wie du. Und sie war ein Geist. Ein richtiger Geist.«
    »Der mit dir geredet hat.«
    »Ja, und ich hatte auch nichts dagegen, weil ich ihn ja mochte.«
    »Hast du ihn auch etwas gefragt?«
    »Ja.« Johnny überlegte. »Er sprach aber von allein. Der hatte Angst, glaube ich. Er redete von einem Grab und einem Friedhof, wo ein Wächter ist. Das Grab ist etwas Besonderes. Da sollte er hin.«
    »Richtig begraben werden?« Sheila fiel es schwer, die Frage zu stellen. Sie wollte Johnny nicht zu sehr belasten.
    »Ich glaube es. Mummy!« Er faßte nach der Hand seiner Mutter. »Kann man Geister überhaupt begraben?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Das habe ich auch gemeint, aber der Geist sprach noch von etwas anderem. Sein Körper sollte auch begraben werden. Und das ist doch Nadine, oder nicht?«
    Wir blickten uns an. Die letzte Frage besaß Brisanz, da steckte Zündstoff dahinter. Sheila wollte etwas sagen, ich aber hob die Hand, denn ich wollte die nächste Frage stellen.
    »Johnny, es ist wichtig. Hör mir bitte genau zu, ja?«
    »Klar, Onkel John.«
    »Wo sollte der Geist denn begraben werden?«
    »Auf… auf einem Friedhof.«
    »Ach. Hat sie dir auch gesagt, wo sich der Friedhof befindet?«
    »Ja, ich habe mit ihr darüber gesprochen. Er ist weit, weit weg. In einer Landschaft, die sehr einsam ist. Wo der Wind heult und kaum Menschen leben.«
    »Kennst du den Ort genauer?«
    »Sie hat ihn mir beschrieben, denn sie will, daß wir hinkommen. Ja, wir müssen hin und sie retten.«
    »Wohin, Johnny?«
    »Sie hat einen so komischen Namen. Trevarrick, glaube ich.«
    »Wie bitte?«
    Johnny wiederholte den Namen noch einmal. Seine Eltern nickten. Sie hatten ihn auch registriert, und wir würden den Namen nicht vergessen. Weder die Conollys noch ich kannten einen Ort dieses Namens, aber er hörte sich englisch an. Das war schon viel wert.
    »Du willst also hin?« fragte ich ihn.
    »Ja, ich muß. Ich will ihr doch helfen. Nur ich kann es, so glaube ich. Wir alle müssen hin. Der Friedhofswächter wartet. Es ist nicht mehr viel Zeit, hat sie gesagt. Da ist ein großer Schatten, sagte sie. Er heißt so komisch. F… Fensris, glaube ich.«
    Wir schraken zusammen. Urplötzlich war der Name gefallen. Fenris, der Götterwolf. Verdammt, steckte er hinter dieser Veränderung. Zuzutrauen war es ihm, und es wäre auch logisch gewesen, davon konnten wir mit ruhigem Gewissen ausgehen.
    »Okay, Johnny«, sagte ich leise und streichelte seine rechte Wange.
    »Ich danke dir. Du hast uns viel geholfen. Und wahrscheinlich noch mehr Nadine.«
    »Ihr müßt sie aber mitnehmen. Ja, ihr müßt die Wölfin bei euch haben. Das ist wichtig. Sie will es so. Sie hat große Angst vor dem Unheil, sagte sie.«
    »Wir werden alles tun. Versuch jetzt zu schlafen. Vielleicht haben wir eine sehr lange Reise vor uns, denn du willst ja mit.«
    »Ich muß mit. Nadine hat gesagt, ich könnte sie retten. Nur ich, versteht ihr?«
    »Klar, Johnny.«
    Ich verließ den Raum, nachdem ich ihm noch eine gute Nacht gewünscht hatte.
    Auf dem Flur traf ich mit Bill Conolly zusammen. Sheila war noch im Zimmer geblieben.
    Bills Blick war starr, als er nickte und leise meinte: »John, das war ein Hammer und kein kleiner.«
    »Stimmt.«
    »Sollen wir seinem Rat folgen?«
    »Klar doch. Wir werden den Ort suchen und hinfahren. Dieser Friedhofswächter ist für mich die Gestalt, auf die es uns ankommt.«
    »Nicht dein alter Freund Fenris?«
    Ich lachte knapp. »Der natürlich auch. Aber der Friedhofswächter wird wahrscheinlich von ihm gesteuert. Wer weiß schon von uns,

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