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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wer in das offene Grab gelegt wurde.
    Das war sein Recht. So schrieb es die Legende vor. Und seine Gedanken glitten zurück bis zu dem Zeitpunkt, wo man den Friedhof einweihte und die Menschen sich ausgerechnet ihn als Wächter ausgesucht hatten…
    ***
    Nadines Augen waren leer!
    Diesen Schock mußte ich zunächst einmal verkraften, und ich hörte Bills Frage wie aus weiter Ferne klingend.
    »Was ist denn, John?«
    »Kommt und seht es euch an!« Ich schaute den beiden Conollys zu, wie sie aufstanden und mich einrahmten. Sie bückten sich, um besser sehen zu können.
    Noch immer hielt ich meine Hände um Nadines Kopf gelegt, drehte ihn nach rechts, dann nach links, damit Bill und Sheila erkennen konnten, was mit der Wölfin geschehen war.
    Sheila sah es zuerst. Sie zeigte sich erschreckt. »Die Augen, mein Gott! Sie sind ja leer!«
    »Ja!« bestätigte ich.
    »Und jetzt?«
    »Ich weiß es nicht, Sheila. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Bill kniete sich neben mich. Auch er schaute genau nach, gab aber keinen Kommentar, schluckte nur und schüttelte den Kopf. Ich streichelte die Wölfin. Gerade sie, in der die Seele eines Menschen steckte, was sich auch im Ausdruck ihrer Augen widerspiegelte, hatte nun das Wichtigste verloren.
    War die Seele tatsächlich getrennt worden, wie ich es schon einmal erlebt hatte?
    Dann wäre sie jetzt nur ein normaler Wolf, der keine Beziehung zu den Menschen besaß, die ihn umstanden und diese durchaus angreifen würde, wenn es ihm paßte.
    Ich stand wieder auf. Auch Bill hatte sich erhoben. Sheila lehnte am Gartenstuhl, hob ihre Schultern, ließ sie wieder sinken und wischte über ihre Augen, als könnte sie ein bestimmtes Bild fortputzen.
    »Ist Nadine tot?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich, schaute der Wölfin nach, wie sie davontrottete. »Ich weiß es wirklich nicht. Äußerlich lebte sie. Ob sie aber noch so wird, wie sie einmal ist, kann ich nicht sagen. Wir wollen es hoffen.«
    Die Wölfin hatte sich neben dem Tisch zu Boden gekauert. Sie machte einen apathischen Lindruck. Ihr Fell sah verschossen aus, es glänzte nicht mehr so, wie es hätte eigentlich sein sollen. Sie mußte sich herumgetrieben haben.
    Bill nahm meinen Gedankenfaden auf. »Wenn wir nur wüßten, woher sie jetzt gekommen ist.«
    Mir kam eine andere Idee. »Möglicherweise hat sie einfach nur allein sein wollen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nadine hat etwas erlebt, das nur sie was anging. Ihr solltet dabei nicht mit hineingezogen werden. Sie ist weggelaufen, hat sich irgendwo verkrochen und kam erst zurück, nachdem das andere vorbei war.«
    »Welches andere?« fragte Sheila.
    »Das ist eben die Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen.«
    »Wir?« Bill lachte auf. »Ich glaube nicht daran, daß wir es schaffen können.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil unser Kontakt zu Nadine gestört ist. Wir liegen nicht mehr auf der gleichen Wellenlänge. Sie hat ihre Seele abgegeben. Die Seele des Menschen Nadine Berger. Vor uns sehen wir nur einen Körper, und ich frage mich, wo sich die Seele befindet.«
    »Auf der Wanderschaft.«
    Bill schaute mich an. »Hast du dabei an Fenris gedacht?«
    »In der Tat.«
    »Er war oder ist ein Feind der Wölfin, nicht wahr?«
    Ich hob die Schultern. »Man kann davon ausgehen, aber wer von den Wölfen ist schon Fenris' Feind?«
    »All diejenigen, die nicht auf seiner Seite stehen. Wie Morgana Layton«, sagte Bill.
    »Sie wäre möglicherweise eine Chance.«
    »Wie meinst du?«
    »Man müßte versuchen, mit ihr in Kontakt zu treten.« Ich winkte ab.
    »Das ist natürlich alles Theorie, wenn ich daran denke, was uns Johnny gesagt hat. Er sprach von einem Friedhofswächter und einem Grab. Beide müßten mit Nadine in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen, und beide Dinge müßten von uns gefunden werden.«
    »Dann fang mal mit der Suche an«, erklärte Bill.
    »Sei nicht sarkastisch«, meldete sich Sheila. »Es ist tatsächlich unsere einzige Chance.«
    »Ich denke da mehr an Johnny. Wenn wir überhaupt eine Chance haben, ist er der einzige, der uns auf den Weg bringen kann. Er hat den Kontakt zu ihr gehabt. Er hat auf mentaler Ebene mit ihr gesprochen. Wer sagt uns denn, daß dies nicht wieder geschehen kann?«
    Sheila ging sofort auf Opposition. »Du willst Johnny in den Fall einschalten?«
    »Als Mittler.«
    »Er kann daran zerbrechen«. Sie funkelte mich an. Wenn es um ihren Sohn ging, war Sheila nicht zu bremsen.
    Bill legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Laß es

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