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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Pfeiler wachte. Sie machten einen Heidenlärm, doch es war niemand in der Nähe, der sich hätte beschweren können. Dtui, Siri und Civilai (Geung hatten sie in der Pathologie abgesetzt) stiegen aus, liefen durch das leere Vestibül und in die Säulenhalle.
    Wären die Blattgoldreste und die kaputte Weihnachtslichterkette nicht gewesen, hätte man die sogenannte Stadtsäule ohne Weiteres für einen schnöden Felsklumpen halten können. Sie stand auf einem altarähnlichen Podest, umgeben von mal mehr, mal minder ausgebleichten Plastikblumen, diversen Wächtern in Buddhagestalt und einer imposanten Schar bunt zusammengewürfelter Artefakte, die vermutlich heilige Schwingungen auffangen sollten. Siri ging einmal um das Podest herum, um zu erkunden, ob man irgendwie hineingelangen konnte, doch es schien massiv zu sein.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Dtui.
    »Ich habe keinen Schimmer«, gestand Siri.
    »Können Sie nicht mal eben eine Vision …?«
    »Das geht nicht auf Kommando.«
    »Warum nicht?«
    »Das habe ich Ihnen doch erklärt. Weil sie kommen, wie es ihnen gefällt. Ich habe darauf keinen Einfluss.«
    »Vielleicht finden wir ja jemanden mit den nötigen Verbindungen zur Geisterwelt«, sagte Civilai und machte sich auf die Suche nach einem Mönch oder Verwalter. Kurz darauf kehrte er mit einem Mann zurück, der zwar sämtliche Merkmale eines Mönchs – kahlgeschorener Schädel, Büßermiene – aufwies, jedoch weiter nichts anhatte als ein Paar marineblaue Fußballshorts.
    »Er kennt Rajid«, sagte Civilai.
    Der junge Mann verschränkte die Arme vor der Brust, als schämte er sich seiner Nacktheit.
    »Er war oft hier«, sagte der Mönch, »aber ich wusste nicht, wie er hieß. Wenn wir etwas übrig hatten, haben wir ihm zu essen gegeben und ihn auf dem Gelände umherstreunen lassen. Er war im Großen und Ganzen harmlos.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte Dtui.
    »Puh, keine Ahnung. Vor drei, vier Wochen, würde ich sagen.«
    Siri musste an die Würmer und den Geruch von feuchter Erde denken. »Gibt es hier zufällig Katakomben, junger Mann?«, fragte er.
    Der Fußballmönch lachte. »Der Tempel steht in der Regenzeit regelmäßig unter Wasser. Falls es hier jemals unterirdische Kammern gab, sind sie inzwischen voller Schlamm. Darum die Rohre.«
    »Rohre?« Sofort wurde Siri hellhörig. »Wo verlaufen die?«
    »Nirgends, Onkel. Eigentlich waren sie dazu gedacht, das Regenwasser abzuleiten. Der Tempel liegt fast einen halben Meter tiefer als die Straßen davor und dahinter. Bei Monsun kommt man sich vor, als würde man mitten in einem Reisfeld wohnen. Eigentlich sollten die Rohre bis zum Fluss hinunterreichen, aber nach dem Regimewechsel wurde das Projekt auf Eis gelegt.«
    »Wie weit sind die Bauarbeiter denn gekommen?«, fragte Civilai.
    »Ich weiß nicht. Fünf, sechs Meter, vielleicht. Sie haben einen Graben ausgehoben, die Rohre hineingelegt, und dann sind sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Wir mussten den Graben eigenhändig wieder zuschütten. Er reichte noch nicht mal bis zur Straße.«
    »Dann muss es hier doch eigentlich irgendwo einen Gully geben«, fragte Siri.
    »Nein. So weit sind die Arbeiten gar nicht gediehen.«
    »Dann gibt es also keinen Weg nach unten?«
    »Und wenn, würde es keine Rolle spielen.«
    »Wieso?«
    »Weil das Rohr nur zwanzig Zentimeter Durchmesser hat.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« Siri war verärgert.
    »Sie haben mich nicht danach gefragt.«
    »Zum Glück«, sagte Dtui, »brauchen wir nicht unter der Erde herumzukrauchen. Das gehört nämlich nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.«
    Die drei saßen auf einer der Betonbänke, die dem Tempel von einem Anhänger gestiftet worden waren, der längst das Land verlassen hatte. Ein furchteinflößender Affenkönig wachte über sie. Obwohl ein Mangobaum dem Trio Schatten spendete, war es unerträglich heiß. Dtui fächelte sich mit einer Handvoll Visitenkarten aus ihrer Börse Luft zu.
    »Pech nur«, fuhr Civilai fort, »dass wir dem armen Rajid nicht einen Schritt näher gekommen sind. Von einem unterirdischen Verlies keine Spur. Deine Vision war offenbar blinder Alarm, kleiner Bruder.«
    »Das glaube ich nicht.« Siri schüttelte den Kopf. »Irgendwo musste er den ganzen Krimskrams doch herhaben.«
    »Im Umkreis von fünf Kilometern gibt es an die fünfzig Tempel. Das Zeug kann sonst woher stammen.«
    »Aber hier passt alles: die schwangere Frau, das Alter der Gefäße. Wir

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