Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
auch nichts gehört, oder, Doktor?«
»Machen Sie sich nur lustig, Inspektor. Früher oder später wird Sie der Laotische Patriotinnenverband eines Besseren belehren. Verlassen Sie sich drauf.«
»Was Phan angeht, sind wir in einer Sackgasse gelandet. Mit dem Lastwagen kommen wir auch nicht weiter. Es war ein chinesischer Jiefang. Die Straßenbauer im Norden schaffen die Dinger über die Grenze und verscherbeln sie gebraucht, für kleines Geld. Die meisten Baukolonnen haben einen. Leider ist niemand auf die Idee gekommen, sich das Kennzeichen zu notieren. Und ein chinesischer Laster sieht aus wie der andere.«
»Wenn das so weitergeht, ist Laos bald komplett in chinesischer Hand«, klagte Civilai. »In den Grenzprovinzen im Norden machen die doch, was sie wollen. Ich habe die alten Knacker im ZK oft genug gewarnt, aber sie wollten ja nicht auf mich hören. Nur weil wir kein Geld haben, bleiben wir von ihrem billigen Mist bislang verschont.«
»Und müssen stattdessen mit dem billigen Mist aus Vietnam vorliebnehmen«, ergänzte Siri.
»Papperlapapp. Manche chinesischen Ingenieure haben eine Sondergenehmigung, die es ihnen erlaubt, kreuz und quer durchs Land zu juckeln, ohne erst umständlich einen Passierschein beantragen zu müssen.«
»Genau wie Sie und ich, Siri,«, sagte Phosy.
»Ja, aber ihr seid waschechte Laoten. Es ist euer Land … noch.«
»Das ist es.« Phosy wollte mit den Fingern schnippen, doch die waren mit einem Fettfilm aus Mayonnaise überzogen. »Reisen. Wir wissen, dass Phan diverse Präfekturgrenzen überquert hat. Selbst wenn er bei einem staatlichen Bauprojekt beschäftigt wäre, bräuchte er dazu einen Passierschein. Privatleute können nicht einfach ins Innenministerium marschieren und sagen: ›Ich hätte Lust auf eine kleine Spritztour rauf nach Luang Prabang. Stellen Sie mir doch mal eben eine Reiseerlaubnis aus.‹«
»Auch wenn er stichhaltige Gründe vorzubringen hätte, würde ihn der bürokratische Aufwand mindestens vier Wochen kosten«, setzte Civilai hinzu.
»Wie ist Boonhee eigentlich so schnell hierhergekommen, als er die Leiche seiner Tochter abgeholt hat?«, fragte Siri.
»Sihot hat ihm eine Genehmigung besorgt«, sagte Phosy. »Wir haben ihn als wichtigen Zeugen ausgegeben. Aber damit Phan gleich zweimal nach Vang Vieng fahren konnte, und das im Abstand von nur vierzehn Tagen, musste er für irgendein staatliches Projekt arbeiten.«
»Sie glauben also, er war eigentlich aus einem ganz anderen Grund in der Gegend und hat sich nicht nur als ein Anderer ausgegeben, sondern auch ein fiktives Projekt vorgeschoben, um die Leute in Ban Xon zum Narren zu halten?«
»Was meinen Sie?«, fragte Phosy.
»Eine gewagte Theorie, aber immer noch besser als gar nichts«, befand Siri.
»Machen wir doch eine Liste«, schlug Civilai vor. Er griff in seinen Seesack, zog drei Stücke seines preisgekrönten Kürbiskuchens daraus hervor und kramte nach Bleistift und Papier.
»Ich habe einen Notizblock«, sagte Phosy. »Ich tausche ihn gegen ein Stück Kuchen.«
»Esst erst mal eure Baguettes, und lasst sie ein paar Minütchen sacken, dann denke ich eventuell darüber nach, ob ihr ein Dessert verdient habt.«
»Sie sind wirklich eine harte Nuss.« Phosy lachte. Er zückte seinen Stift.
»Nummer eins: ›Militär‹«, sagte Civilai.
»Das kann ich mir nicht vorstellen.« Phosy schüttelte den Kopf. »Der Bursche riecht mir ganz und gar nicht nach Armee. Für einen gemeinen Soldaten ist er mir zu geschliffen, zu charmant. Außerdem haben sämtliche Zeugen ausgesagt, dass er die Haare etwas länger trug, bis knapp über den Kragen. Ich weiß ja nicht, ob wir auf fünf Millimetern bestehen wie die Thais, aber wenn unser Phan Offizier wäre, müsste er seinen Leuten als Vorbild dienen.«
»Ich glaube, es handelt sich eher um jemanden, der Einfluss hat oder hatte«, überlegte Siri laut. »Er weiß sich auszudrücken. Hat eine gute Kinderstube. Wenn Sie ihn mir als königlichen Offizier verkaufen wollten, würde ich Ihnen das unbesehen abnehmen. Bei den Royalisten gab es eine Menge schnieker Zinnsoldaten. Aber nicht in der Laotischen Volksbefreiungsarmee. Das sind einfache, schlicht gestrickte Bauernjungen.«
»Wie steht es mit der Polizei?«, fragte Civilai.
Phosy schüttelte den Kopf. »Die einzige Einheit, die überhaupt reisen darf, untersteht meinem Kommando.«
»Dann setzen wir fürs Erste sämtliche Mitglieder sowohl des Politbüros als auch des ZK samt ihren Beratern auf die
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