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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Statistik.«
    Siri blickte verwundert auf.
    »Er ist vermutlich durch die Hintertür entwischt«, sagte Koomki bestimmt.
    »Ich bin Richter, Genosse. Mich interessieren nicht Vermutungen, sondern Fakten.«
    Siri drehte sich zu Phat um, der in seine Arbeit vertieft schien.
    »Können Sie zweifelsfrei belegen, dass es Dr. Siri war, den Sie in der Nudelküche gesehen haben?«, fragte Haeng.
    »Jawohl, Herr Richter. Uns liegt ein Foto vor, auf dem zu sehen ist, wie er sich nachts zur Tür hereinstiehlt. Unsere Kamera versieht jedes Bild automatisch mit einem Datumsstempel.«
    »Der sich von Hand verstellen lässt?«
    »Jawohl, Herr Richter.«
    »Mit anderen Worten, Sie können Datum und Uhrzeit nach Belieben manipulieren.«
    Siri beugte sich vor, um sich zu vergewissern, dass der Richter nicht zufällig ausgetauscht worden war, als gerade niemand hingesehen hatte.
    »Nun ja, im Prinzip schon«, räumte Koomki kleinlaut ein. »Aber wir würden natürlich niemals Beweise fälschen.«
    »Natürlich nicht. Zeigen Sie mir das Foto.«
    Koomki reichte ihm den stark vergrößerten Farbabzug einer Teleobjektivaufnahme. Diese zeigte einen kleinen, braungesichtigen Mann mit Motorradbrille und falsch herum aufgesetzter Baseballmütze, dem Madame Daeng die Tür öffnete. Nicht einmal Siri erkannte sich wieder.
    »Und wer ist dieser Mann?«, fragte Richter Haeng.
    »Na, Dr. Siri. Wer sonst?«
    »Ich sehe lediglich eine dunkelhäutige Person mit Brille.«
    »Das ist eine Motorradbrille, Herr Richter. Er war mit dem Kraftrad unterwegs gewesen.«
    »Das auf dem Bild aber nicht zu sehen ist. Ebenso wenig wie die Straße, in der sich das Lokal befindet.« So streitbar hatte Siri den Richter noch nie erlebt. Am liebsten hätte er sich über den Schreibtisch gebeugt und ihn auf die Nase geküsst.
    »Tatsache bleibt …«, wandte Koomki vorsichtig ein.
    »Tatsache bleibt«, fiel Haeng ihm ins Wort, »dass Sie nicht den Hauch eines Beweises haben, der vor irgendeinem Gericht dieses Landes Bestand hätte. Ich bin entsetzt, dass Sie es wagen, mich damit zu behelligen. In welcher Entfernung von Einheit 22B et cetera war Ihr Mann postiert?«
    »Hinter dem Baum auf der anderen Straßenseite.«
    »Dann, Dr. Siri, können Sie mir doch bestimmt eine plausible Erklärung liefern, weshalb der Mann nicht gesehen hat, wie Sie in Ihrem Haus ein und aus gegangen sind?«
    Siri ließ sich nicht zweimal bitten.
    »Aber gewiss doch.« Er dachte einen Augenblick nach. Haeng trommelte mit seiner Bleistifthälfte auf den Tisch. »Ich stelle mein Motorrad normalerweise auf dem Bauplatz hinter meinem Haus ab und komme und gehe durch die Lücke im Zaun. Damit ich die Kinder nicht wecke, wenn es einmal spät wird.«
    »Na bitte«, sagte Haeng.
    »Aber das ist doch lächerlich«, sagte Koomki.
    Richter Haeng stand auf und pochte mit einem Fingerknöchel auf den Schreibtisch. »Lächerlich«, sagte er, »sind allenfalls kleinkarierte Bürokraten wie Sie, die hart arbeitenden Genossen, die seit vierzig Jahren der Partei angehören, mit ihren absurden Vorschriften die Zeit stehlen. Ich habe Ihnen den Gefallen getan und mir Ihre albernen ›Beweise‹ angesehen. Und nun würde ich es begrüßen, wenn Sie sich in Ihre Amtsstube zurückziehen und Ihre Rolle in unserer Gesellschaft noch einmal gehörig überdenken könnten. Denn …«
    »Das Wild erkennt man an der Losung«, dachte Siri.
    »… die Waschfrau schlägt die Falten aus der Wäsche, bevor sie selbige zum Trocknen aufhängt. Und wenn sie damit fertig ist, macht sie sich dann etwa auf die Suche nach den ausgeschlagenen Falten? Nein. Ein gutes Parteimitglied ist sich wohl bewusst, dass es nicht für alles eine Erklärung gibt, und weiß, wann es genug ist. Lassen Sie sich diesen Gedanken auf dem Rückweg gründlich durch den Kopf gehen, Genossen. Guten Tag.«
    Sie lachten so laut, dass die Schwester aus dem Nachbarzimmer herüberkam, um ihnen ins Gedächtnis zu rufen, dass Rajid sich nicht zu sehr aufregen dürfe. Er sei noch immer schwach, erklärte sie ihnen, auch wenn ihr das breite Grinsen des Inders keineswegs entging. Zwei der drei Betten in dem armseligen Krankenzimmer waren leer. Das dritte wurde von Besuchern auf Plastikhockern umlagert: namentlich Herrn Tickoo, dessen Schlafsack zusammengerollt unter dem Bett seines Sohnes lag, Dtui, die Malee im Arm hielt, Siri, Civilai, Geung und Phosy. Siri hatte soeben von seiner gestrigen Audienz im Justizministerium berichtet.
    »Sehen Sie?«, sagte Dtui. »Insgeheim

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