Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Inspektor Phosy befragen lassen. Sie hat nicht zufällig gesagt, wie der Mann aussah?«
    »Doch. Groß, muskulös, Mitte bis Ende dreißig, etwas zu lange Haare. Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Bekannter, als mir lieb sein kann.«
    »Ist das nicht alles furchtbar deprimierend?«
    »Der Gedanke, dass der Kerl dort draußen frei herumläuft und wir tatenlos mit ansehen müssen, wie er unschuldige Mädchen umbringt, macht mich ganz krank. Hatten Sie nicht noch von einer anderen Geschichte gesprochen?«
    »Ja, aber ich fürchte, die gibt nicht viel her. Eins unserer Mitglieder hat sie von einer Frau, die in einem Dorf bei Pakxan an einer Hochzeitsfeier teilgenommen hatte. Einfaches Mädchen vom Lande, kultivierter Mann aus der Stadt. Er kam aus Vientiane und wollte sie angeblich nach Übersee mitnehmen.«
    »Und wann soll das gewesen sein?«
    »Das überprüfen wir noch.«
    »Konnte sie sich vielleicht erinnern, wann oder von wem sie die Geschichte erzählt bekommen hat?«
    Pornsawan blätterte in ihren umfangreichen Notizen. »Anfang letzten Jahres – da hat sie die Geschichte gehört. Wenn ich etwas Neues erfahre, gebe ich Ihnen sofort Bescheid.«
    »Ausgezeichnet. Und Sie sind ganz sicher, dass die anderen Berichte …?«
    »Ich gebe sie Ihnen mit. Und wenn Sie darin auf etwas Interessantes stoßen, melden Sie sich bei mir, ich gehe der Sache dann nach.«
    »Sie leisten hervorragende Arbeit, Genossin.«
    »Das war erst der Anfang.«
    »Ich danke Ihnen.«
    » Bo ben nyang .«
    Er stand auf, und sie brachte ihn zur Tür.
    »Ich muss schon sagen. Dafür, dass Sie im Alleingang den halben Si-Muang-Tempel demoliert haben, sehen Sie erstaunlich gut aus«, sagte sie.
    Siri verdrehte die Augen. »Woher wissen Sie …? Schon gut. Dumme Frage. Ja, vielen Dank. Mir fehlt nichts.«
    »Und wie geht’s Ihrem indischen Freund?«
    »Er hält sich wacker. Nicht mehr lange, und er kann sich wieder im Schlamm wälzen, Würmer vertilgen und ziellos um den Nam-Phou-Brunnen wandern.«
    »Jeder nach seiner Façon. Er hat eben andere Ziele. Und noch dazu das Glück, dass sie erreichbar sind.«
    »Sie sagen es.« Siri lächelte.
    »Ach, übrigens, Doktor, Sie haben jede Menge Fans hier beim Laotischen Patriotinnenverband, und es werden täglich mehr.«
    Errötend trat Siri ins Freie.
    Mit leichter Verspätung – fünfundsiebzig Minuten, um genau zu sein – kam Siri im Justizministerium an. Sein Besuch im Polizeihauptquartier hatte länger gedauert als erwartet. Manivone scheuchte ihn den Korridor entlang.
    »Er spuckt Gift und Galle, Doktor«, sagte sie, während sie neben ihm hertrippelte. »Wenn er wüsste, wo bei einer Pistole vorn und hinten ist, würde er Sie todsicher erschießen.«
    »Was habe ich mir denn zuschulden kommen lassen?«
    »Er rechnet seit über einer Stunde mit Ihnen.«
    »Und ich rechne schon seit Jahren mit einem geruhsamen Rentnerdasein bei vollem Gehalt. Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert, Genossin Manivone.«
    »Also, diesem Argument dürfte er im Augenblick kaum zugänglich sein. Wenn Sie eine Standpauke vermeiden wollen, müssen Sie sich schon eine bessere Entschuldigung einfallen lassen.«
    Siri spielte kurz mit dem Gedanken, sich mit der Notlüge »Geung hat Ihre Nachricht aufgegessen« zu behelfen, entschied sich dann aber doch für eine Ausflucht, die eher seinem Naturell entsprach. Manivone klopfte an Haengs Tür und sagte: »Herr Richter, Dr. Siri ist da.«
    Als sie beiseitetrat, um den Doktor vorbeizulassen, stellte sie verwundert fest, dass er verschwunden war. Sie ging hinaus und sah sich um, doch er war nirgends zu entdecken.
    »Tut mir leid, Herr Richter«, sagte sie. »Er war direkt hinter mir. Ehrlich.«
    Der Richter brachte vor Wut kein Wort heraus. Der Bleistift zwischen seinen Fingern brach entzwei, und die obere Hälfte schoss ihm mitten ins Auge. Nicht einmal anständig aufregen konnte er sich. Kurz darauf kehrte Manivone zurück; diesmal schob sie Siri vor sich her. Sie wuchtete ihn über die Schwelle und machte die Tür hinter ihm zu.
    Binnen Sekunden hatte Siri erkannt, welchem Umstand er diese Vorladung verdankte. Richter Haeng und sein vietnamesischer Berater Phat saßen an ihrem jeweiligen Schreibtisch. Daneben, auf der klebrigen, vinylbezogenen Gästecouch, saßen kerzengerade drei Männer in Safarianzügen, der erste grau, der zweite hellblau, der dritte braun. Auf dem leicht abschüssigen Beistelltisch vor ihnen standen mehrere gebrauchte Tassen und Gläser, ein untrügliches

Weitere Kostenlose Bücher