Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
andere reisen möchte, muss man einen Polizeiposten passieren.«
»Dort werden nicht zufällig die Kennzeichen notiert?«, fragte Siri aufgeregt.
»Leider nein.«
»Typisch. Alles, was uns weiterhelfen könnte …«
»An manchen Straßensperren der Armee werden zwar Kennzeichen notiert, aber nur die von Privatfahrzeugen. Trotzdem lassen wir die Militärposten in der Region natürlich überprüfen. An den Kontrollpunkten zwischen den Provinzen werden lediglich die auf dem Passierschein angegebenen Daten in ein Schulheft eingetragen. Diese Informationen gehen dann an das Zentralregister in Pakxe, wo sie jemand aus dem Schulheft in eine Kladde überträgt …«
»Und so weiter, ad infinitum«, sagte Civilai.
»Nun ja, wie es der Zufall will, kannte der Registrator ein paar Leute vom Forstamt der Provinz Champasak…«
»… das inzwischen weniger für die dortigen Wälder als vielmehr für deren Abholzung zuständig ist«, unterbrach ihn Civilai ein zweites Mal.
»Würden Sie mich freundlicherweise ausreden lassen, Genosse?«
»Verzeihung.«
»Eines schönen Abends ging der Registrator mit seinen Kumpels also einen heben und erwähnte ganz nebenbei, dass ja derzeit ein hohes Tier vom Forstwirtschaftsministerium in Vientiane in der Stadt sei. Seine Saufkumpane hörten davon zum ersten Mal. Sie sprachen ihren Bezirkschef darauf an, und auch der wusste nichts von dem vermeintlichen Besucher. So kam es zu der Anzeige wegen des gefälschten Passierscheins. Bei weiteren Nachforschungen stellte sich heraus, dass der Betrüger die Provinz zwei Tage später über denselben Kontrollpunkt wieder verlassen hatte. Und siehe da, die Daten stimmten exakt mit den Angaben der Eltern des vermissten Mädchens überein. Diesmal nannte unser Mann sich übrigens Kamphan. Da es in Pakxe nicht allzu viele Fremde gibt, die nicht dem Militär angehören, brauchten die Kollegen von der örtlichen Polizei nur noch eins und eins zusammenzuzählen.«
»Genial«, meinte Siri. »Und was haben sie unternommen?«
»Nichts«, gestand Phosy. Er verrührte den Kaffee mit der Kondensmilch in seinem Glas. Das Ergebnis ließ sich schwerlich als Flüssigkeit bezeichnen. »Sie vermuteten eine schnöde Liebesgeschichte hinter der ganzen Sache und nahmen an, dass der Bursche die Reiseerlaubnis nur gefälscht hatte, damit er seine Verlobte heiraten konnte. Sie maßen dem keine große Bedeutung bei.«
»Das klingt schon eher nach der Polizei, die wir kennen und lieben«, befand Siri. »Dann ist die Geschichte damit zu Ende?«
»Ja. Wir sammeln nach wie vor Informationen zu sämtlichen laufenden Projekten im Umkreis einer Tagesreise von Attapeu. Wir klappern auch noch einmal alle Ministerien ab. Sehen Sie, am Abend der Hochzeit hat Phan den Eltern erzählt, er wolle Richtung Norden, nach Vientiane, ist dann aber nach Attapeu, in den Südosten, zurückgefahren. Er hatte den Eltern gesagt, er habe seiner Braut einen Passierschein besorgt, aber die taucht in den Unterlagen des Kontrollpunkts nirgends auf.«
Civilai pfiff durch die Zähne. »Also hat er sie in Champasak umgebracht, weil das einfacher war, als sie über die Grenze zu schaffen.«
»Oder er hat sie bei Nacht und Nebel über die Grenze geschmuggelt, als die Polizisten entweder feste feierten oder längst im Tiefschlaf lagen. Er könnte die Beamten natürlich auch geschmiert haben.«
»Ich plädiere für erstere Theorie«, sagte Siri.
»Ich auch«, bekräftigte Phosy.
Obwohl das heiße Glas ihm fast die Finger verbrannte, hielt Siri es beidhändig umfasst und zögerte den ersten Schluck möglichst lange hinaus.
»Also«, sagte er, »haben wir es hier mit einem besonders abscheulichen Gesellen zu tun, der in offiziellem Auftrag kreuz und quer durchs Land kutschiert und dessen Arbeit es aus irgendeinem Grund erfordert, dass er nach vierzehn Tagen an seine Wirkungsstätte zurückkehrt. Er hat Einfluss, denn er verfügt über die Mittel, amtliche Unterlagen so zu fälschen, dass sie einer flüchtigen Überprüfung standhalten. Und er fährt einen Laster, was dafür spricht, dass er mindestens den Rang eines Sektionschefs oder Abteilungsleiters bekleidet.«
»Mit einer äußerst großzügigen Benzinration, den zurückgelegten Kilometern nach zu urteilen«, setzte Phosy hinzu.
»Ganz recht. Also muss es sich um ein weitaus bedeuten deres Projekt handeln als die üblichen Arbeitssimulations maßnahmen wie Landvermessung oder Erntekontrolle. Von seinem Einsatzort aus fährt er aufs Land und
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