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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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gibt sich als ein Anderer aus. Er umgarnt ein naives Bauernmädchen, und sie verliebt sich in ihn. Er verspricht, wiederzukommen und sie zu seiner Frau zu machen. Vierzehn Tage später kehrt er in das Dorf zurück und führt mit seinen gefälschten Papieren alle hinters Licht. Er erzählt ihnen, dass er das Aufgebot bestellt und die erforderlichen Reisepapiere besorgt habe, und macht sich in der Hochzeitsnacht mit dem Mädchen aus dem Staub.«
    »Zu Flitterwochen in der Hölle«, seufzte Civilai.
    »Du sagst es, Bruder.«
    »Und warum unterläuft einem so intelligenten Täter ein so schwerwiegender Fehler?«, fragte Civilai.
    »Was meinst du?«
    »Nun ja, einerseits ist er clever genug, um Provinzkader, Eltern und Dorfvorsteher zum Narren zu halten, andererseits ist er so dumm, die Leichen keine zwanzig Meter von der Hauptstraße entfernt zu deponieren, wo sie jederzeit entdeckt werden können.«
    »Ich glaube, das ist der springende Punkt«, sagte Phosy. »Er möchte, dass die Leichen gefunden werden.«
    »Exakt«, bekräftigte Siri. »Das macht die Erniedrigung der Frauen erst komplett.«
    »Was ist er für ein Mensch, Doktor?«, fragte Phosy. »Besser gesagt, was geht in seinem Kopf vor? Wonach genau suchen wir?«
    Siri stellte den Löffel in seinen Kaffee und ließ ihn los. Er fiel nicht um, sondern blieb senkrecht darin stehen, wie in Beton gegossen.
    »Tja«, antwortete er, »mein Psychologiestudium liegt über fünfzig Jahre zurück, dauerte gerade einmal zwei Semester und drehte sich hauptsächlich um Freud. Und Freud wäre vermutlich zu dem Schluss gelangt, dass unser Würger Probleme mit seiner Mutter hatte oder aber einer anderen Frau, die in seinem Leben eine maßgebliche Rolle spielte. Um hinter den Symbolgehalt des Stößels zu kommen, bedarf es keiner besonderen Fantasie. Es würde mich nicht wundern, wenn er impotent wäre. Eins steht jedenfalls fest: Für den Aufwand, den er betreibt, gibt es einen konkreten Grund. Phans tief sitzender Frauenhass kommt nicht von ungefähr.«

14

    STATISTISCHES MITTEL
    Siri und Daeng saßen gegenüber der geschlossenen Garküche am Steilufer des Flusses. Sie rekelten sich in zwei alten Rattansesseln, die noch lauter knarrten als ihre betagten Knochen. Sie hatten fast eine ganze Flasche Reiswhisky geleert und waren sich einig, dass es sich um ein ausnehmend leckeres Stöffchen handelte. Händchenhaltend nippten sie an ihren Gläsern. Die Böen, die über das Wasser strichen, nährten die Hoffnung, dass die Regenzeit dieses Jahr pünktlich kommen und der verdorrten Erde weiteres Leid ersparen würde.
    »Dr. Siri …?«, begann Daeng.
    »Weißt du was? Ich bin jedes Mal versucht, dich Nudelköchin Daeng zu nennen, wenn du das sagst.«
    Zu dieser späten Stunde lallten sie sogar in trauter Harmonie.
    »Ich habe nicht von dir gesprochen.«
    »Gibt es etwa noch einen Dr. Siri?«
    »Den gutaussehenden jungen Burschen, den ich seinerzeit im Süden kennengelernt habe. Damals war ich noch eine Erdnuss.«
    »Eine Erdnuss? Wie soll ich das verstehen?«
    »Jede Erdnuss wohnt in ihrer eigenen kleinen Kammer. Sie kann ihre Nachbarin zwar sehen, aber die Lücke zwischen ihnen ist zu eng, um hindurchzukriechen.«
    »Ich muss gestehen, aus dieser Perspektive habe ich das noch nie betrachtet.«
    »Tja, ich war so eine Erdnuss. Und du und Boua, ihr habt euch geliebt, ihr wart das perfekte Paar. Und obwohl ich dir jeden Tag ganz nahe war … konnte ich dich doch nicht berühren, ich kam nicht an dich heran, die Lücke war zu eng. Und erst als ihr dann weg wart, ist mir richtig bewusst geworden, wie nahe wir uns gestanden hatten. Schließlich traf ich meinen ersten Mann. Er war ein guter Kerl, ein Revolutionär wie wir. Und wir waren zufrieden. Aber beim Anblick einer Erdnuss kamen mir jedes Mal die Tränen.«
    Siri lachte. »Ach, Daeng. Richter Haeng hätte es nicht schöner sagen können.«
    »Hör gefälligst auf, dich über mich lustig zu machen. Du weißt doch, dass ich mich nach ein paar Gläsern nicht mehr vernünftig ausdrücken kann. Es ist mir ernst.«
    »O Gott. Wie konnte ich beim Thema Erdnüsse den rechten Ernst vermissen lassen?«
    »Siri!«
    »Pardon.«
    »Damit will ich nur sagen, selbst wenn du damals nicht mit Boua zusammen gewesen wärst, hätte es mit uns beiden nicht geklappt. Dafür waren wir zu groß für unser kleines Leben. Es hätte nie so sein können wie heute. Aber im Lauf der Jahre sind wir geschrumpft, und ich bin durch die Lücke in deine Kammer gekrochen,

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