Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
und jetzt sind wir …«
    »Glückliche Erdnüsse.«
    »Genau.«
    »Mein Schatz, du wirst immer so poetisch, wenn du etwas getrunken hast. Ich sollte dir von morgens bis abends Schnaps einflößen.«
    »Dann würde ich dir von morgens bis abends damit in den Ohren liegen, wie glücklich ich mit dir bin, und dir auf Knien dafür danken, dass du dich meiner erbarmt hast.«
    Sie lehnten die Köpfe aneinander.
    »Jetzt du«, sagte sie.
    »Was?«
    »Jetzt musst du etwas Nettes über mich sagen.«
    »Sollte das nicht eher spontan geschehen?«
    »Nicht unbedingt.«
    Daeng schenkte ihnen nach, während Siri in seinem Gedächtnis nach einer dem Anlass angemessenen Geschichte kramte. Da er weder mit Obst- noch mit Gemüsegleichnissen aufwarten konnte, griff er auf eigene Erfahrungen zurück.
    »Na schön«, sagte er. »Ich habe dir doch von meinen Visionen erzählt.«
    »Von der Wurmfrau und dem Hund?«
    »Ja, und ich habe dir gesagt, dass diese Geister mich warnen und mir mitteilen wollten, dass Rajid in Gefahr schwebte. Dabei habe ich sie anfangs in Wahrheit für Vorboten meines eigenen Todes gehalten.«
    »Das wusste ich.«
    »Ach ja?«
    »Natürlich.«
    Das wunderte ihn nicht. Daeng kannte Siri Paiboun sehr viel besser als er selbst.
    »Als ich mich schließlich damit abgefunden hatte, dass ich demnächst in die Grube fahre, beschäftigte mich nur noch ein Gedanke: wie ungerecht es ist, dass uns so wenig Zeit vergönnt war. Wäre es vor einem Jahr – vor unserem Wiedersehen – so weit gewesen, hätte ich mir von Gevatter Tod bereitwillig die Fußeisen anlegen lassen und wäre mit Freude und Vergnügen abgetreten. Aber jetzt habe ich einen Grund zu kämpfen: dich. Ich möchte nicht, dass einer von uns vorzeitig ins Gras beißt.«
    »Wie schön.«
    Sie sahen in den klaren, sternbesäten Himmel und grinsten über den Großen Bären, der ständig auf sein Hinterteil zu fallen schien.
    »Der Zensus«, sagte sie.
    »Hast du gerade das Thema gewechselt?«
    »Nicht direkt. Mir ist nur eben die Antwort auf deine Frage eingefallen. Eine Behörde, die in der Öffentlichkeit präsent ist, über ein nicht unbeträchtliches Budget verfügt und deren Mitarbeiter zweimal an denselben Ort reisen.«
    Siri richtete sich auf und starrte seine Frau entgeistert an.
    »Um Fragebögen zu verteilen und wieder einzusammeln«, sagte er.
    »Genau.«
    »Du bist genial.«
    »Ich weiß. Sag Phosy vorerst nichts davon.«
    »Warum?«
    »Weil er Polizist ist. Und Feingefühl nicht unbedingt zu seinen Stärken zählt. Er würde den Statistikern mit jaulender Sirene auf die Bude rücken, ihnen feierlich eröffnen, dass er sie auf dem Kieker hat, und sollte er zufällig in der Nähe sein, würde dein verrückter Würger auf der Stelle untertauchen.«
    »Und stattdessen?«
    »Schaust du gelegentlich selbst mal dort vorbei. Siehst dich ein wenig um. Ein komischer alter Kauz, der sich für den Zensus interessiert. Ohne jedes Risiko. Du deckst dich mit Merkblättern und Broschüren ein, und wenn dir etwas verdächtig erscheint, gibst du Phosy Bescheid. Der bringt das Schwein dann hinter Schloss und Riegel.«
    »Und diesen Plan hast du ausgeheckt, während du Frau Luna angehimmelt und mit mir geturtelt und geschnäbelt hast?«
    »Das weibliche Gehirn besteht aus zwei Hälften«, lallte sie. »Eine für die Liebe, eine für den Hass. Bisweilen ergänzen sie sich trefflich.«
    In den offiziellen Verlautbarungen der Regierung wurde die Minderheitenzählung der Jahre 1977/78 mit keiner Silbe erwähnt. Obwohl es mittlerweile zum guten Ton zu gehören schien, sich wortreich für die Rechte der Hochlandlaoten stark zu machen, wusste anscheinend niemand so genau, wie viele verschiedene ethnische Gruppen es überhaupt gab. In seiner alljährlichen Ansprache bezifferte der Premierminister ihre Zahl auf über hundert, das Kulturministerium hingegen kam auf gerade einmal achtundsechzig. Auch war gänzlich unbekannt, wie viele Angehörige dieser Gruppen den Krieg überlebt oder das Land verlassen hatten. Bevor auch nur einer der Machthaber sich bereit erklärte, seinen erlauchten Namen unter ein Gesetz zur Wahrung der sozialen und kulturellen Rechte von Minderheiten zu setzen, verlangte das Zentralkomitee präzise Auskunft darüber, wie viele Personen von der Regelung betroffen waren und inwieweit dies den ohnehin recht schmalen Staatshaushalt belasten würde. Einige Skeptiker, darunter Siri, gaben zu bedenken, das Ganze diene womöglich einzig und allein dem Zweck, etwaige

Weitere Kostenlose Bücher