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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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von uns dreien ist in der Lage, den Laster selbst zu fahren. Irgendeinen Schwachkopf anzuheuern, damit der uns durch die Lande kutschiert, scheint mir dagegen ein hervorragendes Beispiel für die Art von Misswirtschaft zu sein, die unser Zentralkomitee so rigoros ablehnt.«
    »Genosse Buaphan ist ein wenig ungehalten, weil das Ministerium darauf besteht, dass ein Fahrer die Mission begleitet.« Kummai bedachte Siri mit einem Lächeln. Allmählich fragte sich der Doktor, wer die Zensusbehörde eigentlich leitete und wie sich die beiden Männer verständigten, wenn sie allein waren. Der Sektionschef begegnete Kummai mit unverhohlener Respektlosigkeit, und der alte Soldat schien sich vor seinem Untergebenen regelrecht zu fürchten.
    »Ich hätte ja nichts dagegen, wenn er denn auch fahren könnte«, brummte Buaphan vor sich hin.
    »Genosse Buaphan ist ein Hansdampf in allen Gassen, Doktor«, sagte der Direktor. »Am liebsten würde er fahren und gleichzeitig das Projekt koordi…«
    Das Knirschen eines Getriebes unterbrach Kummai in seinen Ausführungen. Die drei Männer blickten aus dem Fenster und sahen, wie ein großer grüner Lastwagen auf den Hof holperte und mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam. Der Fahrer war kahl wie ein Pavianhintern und saß tief über das Lenkrad gebeugt, presste es sich förmlich an die Brust. Er ging von der Kupplung, bevor er in den Leerlauf schaltete, worauf der Wagen einen Satz nach vorne machte und der Motor absoff.
    »Da haben Sie’s, Doktor«, sagte Buaphan. »So geht das jedes Mal. Der Mann weiß es einfach nicht besser. Er hat keinen Respekt vor seiner Maschine.«
    »Dr. Siri«, sagte Kummai, »Sie werden sicher verstehen, dass ich ihn nicht einfach hinauswerfen kann. Der Fahrer ist genauso ein politischer Amtsträger wie ich. Und damit praktisch unkündbar.«
    Buaphan zog ein »Wenn’s-nach-mir-ginge«-Gesicht und wandte angewidert den Blick ab. Siri fragte sich, wer den ungehobelten Sektionsleiter wohl in sein Amt gehoben hatte. Er trug dieselbe Arroganz zur Schau wie die Kinder einflussreicher Eltern. Vielleicht war er ein Abkömmling einer der wohlhabenden Unternehmerfamilien, die geheime Militärprojekte finanzierten. Er verfügte zwar über eine gute Erziehung, nicht aber über die entsprechenden Manieren. Gehörte er zu den Begünstigten, die sich einen verantwor tungsvollen Posten kaufen konnten? Und wenn ja, warum dann ausgerechnet diesen? Was fand ein Mann wie Buaphan an regelmäßigen Ausflügen aufs Land so attraktiv?
    »Arbeiten Sie schon lange an diesem Projekt mit, Genosse Buaphan?«, fragte Siri.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, Doktor, würde ich sagen, Sie haben die Medizin an den Nagel gehängt und arbeiten jetzt für die Geheimpolizei«, antwortete der Mann. Er stand auf und warf die Zeitschrift auf den Stuhl.
    »Buaphan war von Anfang an dabei«, sagte Kummai.
    Der Sektionsleiter nahm einen Stapel Unterlagen und seine Aktentasche vom Schreibtisch und ging wortlos an den beiden Männern vorbei. Das Parkett knarrte unter seinen Sohlen.
    »Netter Kerl«, sagte Siri.
    »Er wirkt zwar ein wenig schroff, aber seine Leistungen sind tadellos«, sagte Kummai.
    »Und Sie arbeiten seit über einem Jahr mit ihm zusammen?«
    »Fast zwei.«
    »Ich hätte ihn längst vor die Tür gesetzt.«
    Kummais Lachen klang echt, doch sein Blick schien Siri beizupflichten. Durch das offene Fenster beobachteten sie, wie Buaphan auf den Beifahrersitz kletterte, neben den lächelnden Chauffeur. Der Dunkeläugige und die gebrochene Nase machten es sich derweil zwischen dem Gepäck auf der Ladefläche bequem. Sie setzten große Strohhüte auf und rollten die Ärmel herunter. Es war eine lange Fahrt.
    »Schöner Laster«, meinte Siri.
    »Hauptsache robust«, sagte Kummai. »Er hat einmal dem chinesischen Militär gehört. Wir haben ihn umgebaut.«
    Der Fahrer ließ den Motor an, und wieder knirschte das Getriebe, bis er den ersten Gang gefunden hatte. Sie sahen, wie Buaphan die Augen gen Himmel verdrehte und den armen Mann hinter dem Steuer anbrüllte, vermutlich weder zum ersten noch zum letzten Mal. Siri starrte den Sektionsleiter an. Ein unangenehmer Bursche, gewiss, aber war ihm ein Mord zuzutrauen? War er ein Sadist? Der Laster fuhr vom Hof, und die beiden Männer auf der Ladefläche sahen zu Siri herüber und wechselten das eine oder andere Wort.
    Er hätte den Männern, die soeben zu einer sechsstündigen Fahrt zum Nam-Theun-Fluss aufgebrochen waren, gern noch ein paar Fragen

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