Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
ich einen Stößel gefunden.«
»Und was haben Sie damit gemacht?«
»Er war wie neu, Genosse. Ich habe ihn mitgenommen und ihn meiner Frau geschenkt.«
Das Polizeihauptquartier hatte sich schweren Herzens dazu durchgerungen, Phosys Abteilung einen Jeep zur Verfügung zu stellen. Es war ein Willys Baujahr 1950, und Phosy fühlte sich darin so sicher wie in einem Panzer. Da ihr Treibstoff kontingent begrenzt war, stand der Wagen die meiste Zeit ungenutzt auf seinem Parkplatz unter einem Wellblechdach. Doch diese Fahrt nach Pakxan war so dringend gewesen, dass der Inspektor prompt vergessen hatte, den Wagen aufzutanken und zwei volle Benzinkanister mitzunehmen. Jetzt, auf der Rückfahrt, flankierten die beiden leeren Behälter die in eine grüne Plane gehüllten sterblichen Überreste der armen Frau: das mutmaßlich vierte Opfer des Würgers. Der Stößel, den sie in der Küche der völlig entgeisterten Gattin des Sergeanten sichergestellt hatten, lag – zusammen mit dem Band und dem Haar zu einem handlichen Paket verschnürt – auf dem Rücksitz. Phosy wollte alles auf schnellstem Wege in die Pathologie bringen und es von Siri untersuchen lassen.
Ermittler Tham saß am Steuer. Er war Mitte fünfzig, etwas phlegmatisch, aber ein guter Soldat, eher Mitläufer als Anführer. Phosy nutzte die Gelegenheit, um die Notizen durchzusehen, die der Laotische Patriotinnenverband ihm hatte zukommen lassen. Er suchte nach dem Bericht über die Heirat, von der Siri ihm erzählt hatte. Er musste wissen, wo genau die Feier stattgefunden hatte. Wenn der Ort von Pakxan aus mit dem Wagen zu erreichen war, ließ sich zwischen der Hochzeit und dem Killer vielleicht eine Verbindung herstellen.
»Da«, sagte er.
»Wie bitte?« Tham wandte den Kopf und sah, wie sein Chef den Krimskrams im offenen Handschuhfach durchwühlte.
»Haben Sie eine Ahnung, ob hier vielleicht irgendwo eine Karte …? Ah, ja.«
»Soll ich anhalten?«
»Nein, fahren Sie ruhig weiter. Ich mach das schon.«
Phosy faltete die Karte auseinander und peilte den Fundort der Knochen an. Dann glitt er mit dem Finger die Landstraße entlang, bis er das gesuchte Dorf gefunden hatte.
»Verflucht! Es passt alles zusammen«, stieß er hervor. Wieder blickte Tham zur Seite und krachte in ein tiefes Schlagloch. »Sie sollen nicht mich anschauen, sondern auf die Straße, Tham. Mit der Karte komme ich auch allein klar.«
»Ist gut.«
»Die Hochzeitsfeier fand in Paknyun statt. Das liegt etwa vierzig Kilometer von dem Fundort der Leiche entfernt. Bei dem Straßenzustand müsste die Fahrt in circa zwei Stunden zu schaffen sein. Das Dorf liegt in einem anderen Polizeibezirk. Selbst wenn die Eltern ihre Tochter als vermisst gemeldet hätten, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Sergeant Oudi davon erfahren hätte. Er ist nicht dumm, unser Würger. Er hat alles bis ins Kleinste durchdacht. Tham, im nächsten Dorf halten Sie an und warten auf den Bus zurück nach Bolikham.«
»Aber Vientiane liegt in der anderen Richtung«, wandte Tham ein.
»Was Sie nicht sagen. Haben Sie damit ein Problem?«
»Ich habe meiner Frau versprochen, ihr auf dem Rückweg einen Großkopfwels mitzubringen.«
»So so. Und ich habe den Eltern eines wunderschönen Mädchens in Ban Xon versprochen, dass ich den Verrückten finde, der ihre Tochter ermordet hat. Was hat Ihres Erachtens Vorrang?«
»Schon gut, Chef. Tut mir leid.«
»Sie fahren mit dem Bus bis nach Paknyun und befragen die Hochzeitsgäste. Ich brauche sämtliche verfügbaren Informationen. Und sagen Sie ihnen auf keinen Fall, dass wir die vermisste Tochter eventuell gefunden haben. Es ist gut möglich, dass wir die Knochen nicht identifizieren können. Sie sollen sich nicht unnötig aufregen.«
»Aber Sie glauben schon, dass sie es ist?«
»Ja, Tham. Ich glaube schon.«
Als der Polizeijeep vor Madame Daengs Nudelküche hielt, war es bereits drei Uhr nachmittags, und Madame Daeng saß in einem Rattansessel vor dem kleinen Restaurant. Sie trug feste Arbeitshosen aus Gabardine, ein weites blaues Hemd und Stiefel. Als sie nach Vientiane gezogen war, hatte sie sich eine strubbelige Kurzhaarfrisur verpassen lassen. Jetzt war ihr Haar mit Pomade nach hinten gekämmt, sodass der Inspektor sie in dem Aufzug beinahe für einen Mann gehalten hätte. Er sprang aus dem Jeep und sah, dass an dem Scherengitter hinter Daeng ein Schild mit der Aufschrift BIS AUF WEITERES GESCHLOSSEN hing.
»Madame Daeng, was ist so dringend?«
»Wo bleiben Sie
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