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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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gestellt. Doch Siri war Leichenbeschauer und kein Polizist. Dafür war Phosy zuständig. Er verfügte über die nötigen Beziehungen, um die Fahrtenbücher der Zensusbehörde einzusehen und einen Abgleich mit den Daten der Entführungen vorzunehmen. Siri war sich so gut wie sicher, das er den Richtigen gefunden hatte. Seit er das Gebäude betreten hatte, spielte sein Instinkt verrückt. Alles passte: der Zugang zu den Dokumenten, die zweiwöchige Pause zwischen dem Verteilen und Einsammeln der Fragebögen und der Laster. Nur ein Punkt deckte sich nicht mit den Fakten: Champasak, die Heimatprovinz des mutmaßlich letzten Opfers, lag im tiefsten Süden und war mit dem Wagen von Vientiane aus nur schwer zu erreichen. Siri wandte sich an Kummai.
    »Wie groß ist ihr Einsatzgebiet?«, fragte er. »Ich meine, wie weit fahren die Teams normalerweise?«
    »Selten mehr als zweihundert Kilometer.«
    »Aha.«
    »Der Verschleiß an den Lastwagen war einfach zu groß. Und die Benzinkosten waren zu hoch. Darum sind wir irgendwann dazu übergegangen, zwei der Teams mit Linienflügen in die Provinzen zu schicken.«
    »Aber vorher sind sie alle gefahren?«
    »Ja.«
    »Wann ist das System umgestellt worden?«
    »Vor etwas über einem Jahr.«
    »Ist vorher jemand nach Attapeu gefahren?«
    »Ja, Buaphans Team. Es war acht Wochen unterwegs.«
    »Das ist es! Kummai, ich muss gehen.« Siri drückte dem Direktor flüchtig die Hand. »Hat mich gefreut, Sie wiederzusehen.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und war in Sekundenschnelle zur Tür hinaus und über den Hof geflitzt. Kummai sah zu, wie er auf sein Motorrad stieg, die Maschine per Kickstarter zum Leben erweckte und durch das offene Tor davonbrauste.
    »Unglaublich, in seinem Alter«, sagte der Direktor und kratzte sich an seiner Blinddarmnarbe.

15

    DÜMMER, ALS DIE POLIZEI ERLAUBT
    Das Nationale Polizeihauptquartier war weder besonders imposant noch besonders sicher. Ein torloser Zaun umgab die kleine Ansammlung unscheinbarer Bauten. Das Hauptgebäude hatte die Form eines Hufeisens, dessen Türen sämtlich auf den ungeteerten Innenhof führten. Wenn ein Besucher sich nicht bei dem Polizeiposten am Eingang oder an dem kleinen Empfangstresen auf der Veranda meldete, wurde er gewöhnlich von niemandem zurückgepfiffen. Man nahm an, dass er wusste, was er tat. Da es von Uniformierten nur so wimmelte, würde er schon nicht auf dumme Gedanken kommen.
    Siri sauste mit einem solchen Affenzahn auf den Hof, dass die jungen Beamten erschrocken nach allen Seiten hechteten. Schlitternd kam er vor Phosys Dienststelle zum Stehen. Auf dem Schild über der Tür stand ZENTRALER NACHRICHTENDIENST . Er rannte die drei Treppen hinauf und stürzte über die Schwelle. In dem kleinen Amtszimmer drängten sich fünf Schreibtische verschiedener Art und Größe. Ihre einzige Gemeinsamkeit bestand darin, dass sie verwaist waren.
    »Scheiße!«, stieß er laut hervor. Eine kurze Umfrage auf dem Gelände und in den umliegenden Büros ergab nicht viel, nur dass die Kollegen vom ZN bei einem Seminar im Norden weilten und die anderen das Nest mit unbekanntem Ziel verlassen hatten. Ihr Jeep stand jedenfalls nicht auf dem Parkplatz.
    Mit dem einzigen Stift auf Phosys Schreibtisch, den die Märzhitze nicht ausgetrocknet hatte, schrieb Siri: »Dringend! Siri anrufen!!!!«
    Er befestigte den Zettel mit Klebeband an der Schreibmaschine und ging.
    Mittags hatte Phosy sich noch immer nicht gemeldet, und in Siris Eingeweiden brodelte ein ungutes Gemisch aus Angst und Sorge. Er hatte einen wahnsinnigen Mörder unbehelligt ziehen, aufs Land hinausfahren lassen. Er hätte ihn aufhalten müssen. Wie? Das spielte keine Rolle. In solchen Fällen heiligte der Zweck die Mittel. Zweimal schon war er in die Verwaltung hinübergeeilt und hatte im Polizeihauptquartier angerufen. Der Diensthabende hatte ihn freundlich, aber bestimmt gebeten, sich in Geduld zu üben. Sobald Phosy zurück sei, werde er sich bei ihm melden. Im Übrigen sei die Polizei nicht dumm. Siri wusste, wann er den Mund zu halten hatte. Und er wusste auch, dass die Last der Verantwortung nunmehr auf seinen schmalen Schultern ruhte. Dtui musste sich um ihre neugeborene Tochter kümmern, und so blieben nur Siri und Geung in der Pathologie zurück. Da es dort nichts zu tun gab, ließ Siri sich kurzerhand von Geung vertreten und wies die Verwaltung an, sich umgehend bei Madame Daeng zu melden, falls jemand für ihn anrief.
    Die Nudelküche ächzte unter dem

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