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Der Fromme Dieb

Der Fromme Dieb

Titel: Der Fromme Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wahr ist, Hugh, dann habe ich berechtigte Hoffnung, daß sich etwas Gutes daraus entwickeln wird. Wenn ich auch bezweifle, daß er schon bereit ist, es einzugestehen, so kenne ich doch jemanden, der bezeugen kann und wird, daß die beiden beisammen waren, bis die Glocke zur Komplet läutete, also fast eine Stunde nach dem Zeitpunkt, den du im Sinn hast, nicht mitgerechnet die Viertelstunde Fußmarsch bis hin zum Tatort. Doch da es sich für seinen Stand nicht recht ziemt und für… für den anderen vielleicht nichts Gutes dabei herauskommt, werden die zwei es nur höchst ungern in aller Öffentlichkeit zugeben. In dein Ohr aber werden beide es – mit etwas Überredung – wohl flüstern.«
    »Wo ist der Junge jetzt?« fragte Hugh. »Hinter Schloß und Riegel in seiner Zelle?«
    »Und tief im Schlaf, nehme ich an. Bist du letzte Nacht in Longner gewesen, Hugh? Wohl kaum, sonst hätte Tutilo es erwähnt. Dann kannst du noch nicht wissen, daß er gestern abend kurz vor der Komplet auf ausdrücklichen Wunsch von Lady Donata nach Longner gerufen wurde. Und Radulfus ließ ihn ziehen – unter Bewachung. Sie ist gestorben, Hugh. Gott und die Heiligen haben sie endlich erlöst.«
    »Nein«, sagte Hugh, »das wußte ich nicht.« Er saß einen langen Augenblick schweigend da und dachte daran, was Donata Blount und ihre Familie in den letzten Jahren durchgemacht hatten. Nein, das war kein Grund zu trauern, eher erleichtert und dankbar zu sein. »Ohne Zweifel wartet die Nachricht schon in der Garnison auf mich«, sagte er. »Und Donata schickte nach Tutilo?«
    »Findest du das sonderbar?« fragte Cadfael mit sanfter Stimme.
    »Es würde mich enttäuschen, wenn im Leben gar nichts Sonderbares geschähe. Nein, sonderbar daran ist nur, daß die beiden überhaupt miteinander in Berührung gekommen sind.
    Man hätte meinen sollen, daß zwei wie diese auf dieser Welt sich nicht einmal aus der Ferne erblickt hätten, geschweige denn, sich tatsachlich begegnen würden. Aber wenn sie einmal zusammentreffen, ja, dann ist alles möglich. Sie ist also gestorben. In seinem Beisein?«
    »Er glaubte, er hätte sie in den Schlaf gesungen«, sagte Cadfael. »Und das hat er auch. Er hatte sie liebgewonnen und sie ihn. Wo nichts auf dem Spiel steht, gibt es keine Barriere.
    Wo nichts sie vereint, kann sie nichts trennen. Und er ist heute morgen, erschöpft von neuen Erfahrungen, heimgekehrt, voller Kummer und voller Staunen, denn sie hat ihm das Psalterium, auf dem er für sie spielte, geschenkt und ihm eine Botschaft wie unmittelbar aus den Romanzen der Troubadoure übermitteln lassen. Er ging frohgemut in seine Zelle zurück und wird schlafen, wie ich hoffe, bis unsere Befragung nach der Messe beendet ist. Mögen Gott und die heilige Winifred uns ein gutes Ende gewähren!«
    »Ach, ja, das!« sagte Hugh mit einem hintergründigen Lächeln. »Sind diese sortes nicht eine höchst fragwürdige Methode, um einen Sachverhalt zu klären? Ich glaube, es ist nicht schwer, dabei zu schwindeln. Es gab einmal eine Zeit – du hast es mir selbst gestanden, da du selbst geschwindelt hast – für eine gute Sache, versteht sich!«
    »Ich schwindelte damals, um einen Diebstahl zu verhindern, nicht um einen zu ermöglichen«, sagte Cadfael. »Niemals habe ich die heilige Winifred beschwindelt, noch wird sie jetzt einem Schwindel zum Opfer fallen. Sie wird mir nicht mehr vorwerfen, als mir gebührt, und sie wird auch den Jungen nicht für einen Mord zahlen lassen, den er nicht begangen hat. Sie weiß, was wir brauchen und was wir verdienen. Sie wird dafür sorgen, daß Falsches richtiggestellt und Streitigkeiten beigelegt werden, wenn es an der Zeit ist.«
    »Und ohne irgendein Eingreifen meinerseits«, sagte Hugh und erhob sich lachend. »Ich gehe und überlasse das euch Brüdern. Danach aber, wenn er wach ist – armer Kerl, ich will ihn nicht stören! – , wollen wir uns deinen Singvogel einmal vornehmen.«
    Vor dem Hochamt ging Cadfael in die Kirche, hin- und hergerissen zwischen Vertrauen und Zweifel und reuig zerknirscht ob seiner Unsicherheit – eine doppelte Verwirrung des Geistes. Auf jeden Fall blieb ihm keine Zeit, seinen Aufguß noch vor der Prüfung zu bereiten: also hatte er die Schwarzdornblüten, befreit von Dornen und Hülsen, in einem sauberen Topf, der zum Schutz gegen schwebende Staubpartikel mit einem Leintuch bedeckt war, erst einmal stehenlassen. Ein paar Blütenblätter hingen noch immer an seinem Ärmel, verfangen in dem groben

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