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Der Frühjahrsputz

Der Frühjahrsputz

Titel: Der Frühjahrsputz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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zornig, dass sich ihre Stimme überschlug.
    Verbissen presste Bobby die Lippen zusammen, als er zu ihr aufschaute. »Allein ihr Dasein übt einen gewissen Einfluß aus.«
    »O ja, selbstverständlich.« Quinn suchte nach Halt an der Schreibtischkante, weil sie unvermittelt stark zitterte. »Diese Lesbengeschichten sind äußerst ansteckend. Deshalb hat mich gestern, als ich mit Edie eine Coke trank, das plötzliche Bedürfnis überwältigt, über Darla herzufallen.«
    »Es besteht kein Grund dazu, anstößig zu werden«, sagte Bobby, in die Defensive gehend.
    »Da hast du wohl recht, du beleidigst uns beide derzeit genug.« Bedrohlich baute sich Quinn so dicht vor ihm auf, dass sie beinahe den Schreibtisch verrückt hätte, und hielt seinen Blick intensiv fest. »Jetzt hör mir mal zu, du kleiner Wurm. Solltest du Edie noch mehr Ärger machen, noch mehr Ärger bereiten, werde ich dich bis ans Ende der Welt verfolgen, und du wirst dir wünschen, niemals das Licht dieser Welt erblickt zu haben.«
    »Soll das eine Drohung sein?« fragte Bobby.
    »Zum Teufel noch mal, ja, das ist eine Drohung«, sagte Quinn. »Das Beste, was ich für diese Schule tun könnte, wäre, dich für immer loszuwerden, aber das liegt vermutlich leider außerhalb meiner Möglichkeiten. Wenn du jedoch mir und meinen Freunden noch weiteren Ärger bescheren solltest, werde ich dich nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen, sondern dich bis ins Mark treffen. Lass sie in Frieden.«
    Sie wirbelte herum und sah Marjorie Cantor im Türrahmen stehen, die vor Vergnügen fast platzte. Vermutlich würde Marjorie im Lehrerzimmer Hurra schreien und diese Geschichte zum besten zu geben. »Hast du irgendwas verpasst, Marge?« erkundigte Quinn sich. »Wie wär´s mit einer Wiederholung in Zeitlupe?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Marjorie. »Ich wollte Robert nur die Inventaraufstellung der Lehrbücher bringen.« Sie plusterte sich auf, bis sie wie eine aufgeblähte Kropftaube aussah, strotzend vor Würde und empörter Unschuld, obgleich ihr vernichtender Blick etwas anderes sagte.
    »Wunderbar«, meinte Quinn und wandte sich erneut Bobby zu, der sie immer noch mit unverhohlenem Zorn betrachtete. »Du solltest dich weiterhin damit beschäftigen, Lehrbücher zu zählen, und die Unterrichtsgestaltung Fachkräften wie Edie überlassen. Wir finden uns mit dir ab, weil du uns nicht wirklich in die Quere kommst; solltest du jedoch ernsthafte Bedenken wegen der Qualität unserer schulischen Ausbildung streuen, indem du unsere beste Lehrerin entlässt, werden wir zu dementsprechenden Maßnahmen greifen.«
    Entschlossen schob sie sich an Marjorie vorbei ins Vorzimmer, wo Greta kopfschüttelnd über ihrer Tastatur saß.
    »Wie kannst du es nur mit ihm aushalten?« fragte Quinn.
    »Wer sagt, dass ich das kann?« erwiderte Greta und tippte weiter.
    Für den Rest des Tages hielt sich der BP zurück, aber dennoch war Quinn um neun Uhr an diesem Abend sowohl wegen ihrer Wut als auch aufgrund der körperlichen Anstrengung völlig erschöpft. Außerdem schmerzte ihr Knöchel nach dem ersten Tag ohne Krücken. Auf der dämmrigen Bühne setzte sie sich auf die Ecke des Requisitentisches und kämpfte gegen die Schmerzen und die Müdigkeit an, um nicht in Depressionen zu verfallen. Die meisten der Schüler waren bereits fort; auch Edie war, noch immer blass und unglücklich, nach Hause gegangen. Sogar Darla war zusammen mit Max früh zur Apple Street aufgebrochen, da der Ton und die Kostüme fertig waren, und hatte Quinn für die Heimfahrt den Wagen dort gelassen. »Geh nicht allein zum Parkplatz«, hatte sie Quinn ermahnt, »Lass dich von Nick begleiten.« Aber Quinn hatte Nick nicht mehr gesehen, seitdem er hergekommen war, und nun war auch er vermutlich fort. Er hatte sich nicht einmal verabschiedet. Es passte nicht zu ihm, so schnell aufzugeben.
    Es passte nicht zu ihm, sie allein zu lassen.
    Andererseits ließ Bill sie seit einer Woche in Ruhe, so dass offenbar kein Grund mehr zur Beunruhigung bestand. Ihr Vater hatte Frank Atchity veranlasst, mit ihm zu sprechen; vielleicht hatte ihn das ja wieder zur Vernunft kommen lassen »Ich gehe jetzt«, sagte Thea, die plötzlich neben ihr aufgetaucht war. »Ich bin die letzte. Brauchen Sie noch irgendwas, bevor ich weg bin?«
    »Nein.« Quinn bemühte sich um einen zwanglosen Tonfall.
    »Wie geht es dir?«
    »Jason bringt mich nach Hause«, sagte Thea und grinste dann. »Ich kann es nicht glauben. Gestern Abend, als ich mich

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