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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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entsprach nicht Mumms Erwartungen. Eigentlich wusste er gar nicht,
was
er erwartet hatte, aber dies war es gewiss nicht.
    Der Ort lag in einem schmalen Tal mit einem Fluss, der sich weißschäumend hindurchwand. Die Wehrwälle konnte man nicht mit denen von Ankh-Morpork vergleichen, die zuerst zu einem Hindernis für das Wachstum der Stadt wurden und dann zu einer Quelle für Baumaterial. Diese Wehrwälle hatten eine Innen- und eine Außenseite. Schlösser erhoben sich auf den Bergen. In dieser Gegend konnte man praktisch auf jedem Berg ein Schloss vorfinden. Und Tore bildeten Barrieren auf den Straßen.
    Detritus klopfte an die Seite der Kutsche. Mumm sah aus dem Fenster.
    »Da Leute sind auf der Straße«, sagte der Troll. »Sie spitze Dinger haben.«
    Mumm blickte nach vorn und bemerkte sechs mit Hellebarden bewaffnete Wächter.
    »Was wollen
die
denn?«, fragte er.
    »Vermutlich möchten sie ebenfalls unsere Papiere überprüfen und die Kutsche durchsuchen«, sagte Inigo.

»Das mit den Papieren ist eine Sache«, brummte Mumm und stieg aus. »Aber niemand schnüffelt in unseren Sachen herum. Ich weiß, worum es den Burschen wirklich geht. Sie suchen nichts, sie wollen uns nur zeigen, wer hier der Boss ist. Du kommst mit und übersetzt für mich.« Er fügte hinzu: »Keine Sorge, ich werde mir alle Mühe geben, diplomatisch zu sein.«
    Zwei Männer versperrten ihnen den Weg. Sie trugen Helme und hatten Waffen, aber ihre Uniformen entsprachen nicht dem, was Mumm für normal hielt. Seiner Ansicht nach sollten Wächter nicht in Rot, Blau und Gelb gekleidet sein. Solche Leute sah man schon von weitem. Mumm zog eine Uniform vor, in der man sich verstecken konnte.
    Er holte seine Dienstmarke aus der Tasche, zeigte sie und trat den Männern mit einem freundlichen Lächeln entgegen.
    »Wiederhole einfach nur, was ich sage, Herr Schaumlöffel.« Mumm hob die Stimme. »Hallo, Wächterkollegen, ich bin, wie ihr seht, Kommandeur M…«
    Eine Klinge schwang herum. Sie hätte Mumm getroffen, wenn er nicht stehen geblieben wäre.
    Inigo trat vor, den Lederkoffer bereits geöffnet. In der einen Hand hielt er mehrere beeindruckend aussehende Dokumente, die er mit mehreren sorgfältig formulierten Sätzen vorzeigte. Einer der Wächter nahm ein Dokument entgegen und starrte darauf hinab.
    »Es ist eine bewusste Beleidigung«, sagte Inigo. Es gelang ihm, aus dem Mundwinkel zu sprechen, ohne dabei sein Lächeln zu verlieren. »Jemand möchte feststellen, wie du reagierst, mmph, mmhm.«
    »Die Wächter?«
    »Nein. Man beobachtet uns.«
    Das Papier wurde zurückgereicht. Es folgte eine angespannte Konversation.
    »Der Hauptmann der Wache erwähnte besondere Umstände und will die Kutsche durchsuchen«, sagte Inigo.
    »Nein«, erwiderte Mumm und musterte das bleiche Gesicht des Hauptmanns. »Ich weiß, wann jemand Dumme Dussel spielt. Zu solchen Mitteln habe ich selbst mal gegriffen.«
    Er deutete auf die Tür der Kutsche. »Siehst du das?«, fuhr er fort. »Sag ihm, das ist das Wappen von
Ankh-Morpork.
Die Kutsche kommt aus Ankh-Morpork und
gehört
Ankh-Morpork. Wenn diese Burschen sie anrühren, läuft das auf eine kriegerische Handlung Ankh-Morpork gegenüber hinaus. Teil ihm das mit.«
    Mumm sah, wie sich der Hauptmann nervös die Lippen befeuchtete, als Inigo übersetzte. Ihm lag nichts an einer Auseinandersetzung dieser Art. Wahrscheinlich wünschte er sich nur einen ruhigen Tag am Tor. Doch jemand hatte ihm Befehle erteilt.
    »Er meint, es täte ihm sehr Leid«, sagte Inigo. »Aber er muss sich an seine Anweisungen halten. Er bringt Verständnis dafür zum Ausdruck, dass sich Euer Gnaden vielleicht an höchster Stelle beschweren möchte, mmph, mmhm.«
    Ein Wächter öffnete die Tür der Kutsche. Mumm stieß sie wieder zu.
    »Sag ihm, dass der Krieg hier und heute beginnen wird«, brummte er. »Und anschließend arbeitet er sich nach oben vor.«
    »Euer Gnaden!«
    Die Wächter sahen zu Detritus. Es war recht schwer, den Friedensstifter lässig in der Hand zu halten, und der Troll machte nicht einmal einen entsprechenden Versuch.
    Mumm wahrte Blickkontakt mit dem Hauptmann der Wache. Falls der Mann auch nur einen Funken Verstand hatte, so musste er erkennen: Wenn Detritus das Ding abfeuerte, würde er sie alle töten und die Kutsche mit hoher Geschwindigkeit in die Richtung zurückschicken, aus der sie gekommen war.
    Hoffentlich ist er vernünftig genug zu wissen, wann man besser klein beigibt, dachte Mumm.
    Die anderen Wächter

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