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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Clan zusätzliche Macht, und deshalb ist sie nachsichtig mit ihm. Er hat meinen anderen Bruder vertrieben und meine Schwester umgebracht.«
    »Wie…?«
    »Er
behauptet,
es sei ein Unfall gewesen. Arme kleine Elsa. Sie war ein Yennork, so wie auch Andrei. So nennt man einen Werwolf, der seine Gestalt nicht wechseln kann. Bestimmt habe ich das schon einmal erwähnt. Meine Familie bringt gelegentlich Yennorks hervor. Nur Wolfgang und ich sind Werwölfe im klassischen Sinne. Elsa wirkte die ganze Zeit über wie ein Mensch, selbst bei Vollmond, und Andrei blieb immer ein Wolf.«
    »Du meinst, du hattest eine menschliche Schwester und einen Wolfsbruder?«
    »
Nein,
Karotte. Beide waren
Werwölfe.
Aber der… nun, der kleine Schalter in ihnen funktionierte nicht. Verstehst du? Sie blieben in einer Gestalt gefangen. Früher hat der Clan einen Yennork sofort getötet, und Wolfgang hält an den Traditionen fest, wenn sie grässliche Dinge betreffen. Er meint, ihm ginge es um die Reinheit des Blutes. Weißt du, Yennorks leben als vermeintliche Menschen oder Wölfe, aber es steckt nach wie vor ein Werwolf in ihnen, und irgendwann heiraten sie und haben Kinder, oder Junge, und… Nun, auf solche Geschöpfe gehen die Ungeheuer aus Märchen zurück. Menschen, in denen ein Wolf auf der Lauer liegt. Und Wölfe mit einem für Menschen typischen Hang zu Gewalt und Grausamkeit.« Angua seufzte und blickte kurz zu Gavin. »Aber Elsa war harmlos. Danach wartete Andrei nicht darauf, dass es ihm ebenso erging. Er arbeitet jetzt als Schäferhund drüben in Borograwien. Es geht ihm gut, soweit ich weiß. Gewinnt Meisterschaften und so«, fügte sie verdrießlich hinzu.
    Einige Sekunden stocherte sie ziellos im Feuer. »Wolfgang muss aufgehalten werden. Er heckt irgendetwas aus, zusammen mit einigen Zwergen. Sie treffen sich heimlich im Wald, meint Gavin.«
    »Für einen Wolf scheint er sehr gut informiert zu sein«, kommentierte Karotte.
    Angua knurrte fast. »Er ist alles andere als dumm«, sagte sie. »Mehr als achthundert Worte versteht er. Viele Menschen beschränken sich auf weitaus weniger!
Und
er hat einen Geruchssinn, der fast so gut ist wie meiner! Die Wölfe sehen alles. Die Werwölfe sind jetzt dauernd unterwegs und jagen Menschen. Wir sprechen von einem ›Spiel‹. Die Wölfe bekommen die Schuld. Alles deutet darauf hin, dass die Vereinbarung gebrochen wird. Und es haben Treffen stattgefunden, im Wald, wo sie sich unbeobachtet glaubten. Es heißt, gewisse Zwerge hätten einen scheußlichen Plan entwickelt. Sie haben Wolfgang um Hilfe gebeten! Genauso gut könnte man einen Geier auffordern, einem die Zähne zu reinigen.«
    »Was kannst du unternehmen?«, fragte Karotte. »Wenn nicht einmal deine Eltern fähig sind, ihn zu kontrollieren…«
    »Früher kämpften wir oft gegeneinander. Er nannte es ›Balgerei‹. Dabei habe ich häufig gewonnen. Wolfgang verabscheut die Vorstellung, dass es eine Person gibt, die ihn schlagen kann. Deshalb freut es ihn bestimmt nicht, dass ich zurückkehre. Er hat etwas vor. Dieser Teil von Überwald hat immer gut funktioniert, weil niemand zu viel Macht angehäuft hat. Aber wenn sich die Zwerge untereinander streiten, versucht Wolfgang bestimmt, mit seinen dummen Uniformen und seiner dummen Fahne davon zu profitieren.«
    »Mir liegt nichts daran, euch kämpfen zu sehen.«
    »Dann sieh woanders hin! Ich habe dich nicht darum gebeten, mir zu folgen! Glaubst du etwa, ich wäre stolz darauf? Ich habe einen Bruder, der als Schäferhund arbeitet!«
    »Er gewinnt Meisterschaften«, sagte Karotte ernst.
    Gaspode beobachtete Anguas Gesichtsausdruck. Eine solche Miene bekam man bei Hunden nie zu sehen.
    »Du meinst das wirklich ernst«, sagte sie schließlich. »Ja, du meinst es wirklich so. Und bei einer Begegnung mit ihm würdest du keinen Anstoß daran nehmen. Für dich ist jeder eine Person. Sieben Nächte pro Monat schlafe ich in einem Hundekorb, aber das stört dich überhaupt nicht, oder?«
    »Nein. Du weißt, dass es mich nicht stört.«
    »Aber das sollte es! Frag mich nicht nach dem Grund. Ich weiß nur, dass du deshalb beunruhigt sein solltest. Du bist so… unvorstellbar
nett
! Und früher oder später kann einem selbst Nettigkeit zu viel werden.«
    »Ich
versuche
nicht, nett zu sein.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich wünschte nur, du… Oh, ich weiß nicht. Vielleicht solltest du dich gelegentlich ein wenig beklagen. Nun, nicht direkt
beklagen.
Nur seufzen oder so.«
    »Warum?«
    »Weil… weil

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