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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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»Kommt, Signor Santi! Seine Exzellenz wartet nicht gerne.«
    Buffas förmliche Anrede irritierte mich. Noch nie zuvor hatte er mich Signore genannt. »Ihr bringt mich zum Herzog?«, fragte ich.
    »Was dachtet Ihr, Maestro? Dass er zu Euch kommt?«, fragte Buffa spitz. Dass Guido mich erneut empfangen wollte, schien ihm zu missfallen.
    Er führte mich in das Studiolo des Herzogs und schloss die Tür hinter mir.
    Guido saß hinter seinem Schreibtisch und schrieb an einem Dokument, als ich den kleinen Raum betrat. Mein Todesurteil? Er sah auf und steckte die Feder ins Tintenfass. Dann erhob er sich und kam zu mir herüber. Direkt vor mir blieb er stehen und sah mir in die Augen, als wollte er in meine Seele blicken.
    »Wir kennen uns schon so lange, Raffaello! Ich kann mich erinnern, wie dein Vater Giovanni Santi dich zum ersten Mal in den Palazzo Ducale mitgenommen hat. Du warst sechs oder sieben Jahre alt. Schon damals hast du den gesamten Palazzo in Atem gehalten.
    Ich habe dich geliebt wie einen Sohn, obwohl du als Junge nur Unsinn im Kopf hattest. Ich habe dich geschätzt: als Künstler, als Cortegiano, als Mensch. Ich habe dich für ehrenwert gehalten, und für aufrichtig. Und nun bin ich enttäuscht, entsetzt, und kann nicht glauben, dass du so etwas getan hast. Habe ich mich all die Jahre in dir getäuscht? Lass es uns hinter uns bringen, Raffaello: Bist du schuldig oder unschuldig?«
    »Schuldig, Euer Magnifizenz!«, gestand ich und versuchte, meiner Stimme einen festen Klang zu geben.
    »Schuldig?«, fragte Guido ungläubig.
    »Schuldig, weil ich Eure Nichte Fioretta in ihrer Liebe zu Signor Bravo bestärkt habe. Schuldig, weil ich ihr den Schlüssel zu meinem Haus gab, damit sie sich dort mit Gian Andrea Bravo treffen konnte, ohne dass Francesco es bemerken würde. Schuldig, weil ich Signor Bravo bat, Francesco und mich zu diesem Ausflug an den Metauro zu begleiten – ich hatte gehofft, dass die beiden sich versöhnen würden. Schuldig, weil ich seinen Tod nicht verhindern konnte.«
    »Nicht verhindern?«, echote der Herzog.
    Seinem Blick wich ich aus, starrte das Gemälde von König Salomon über seinem Schreibtisch an.
    »Sag mir die Wahrheit, Raffaello! Sie ist leichter zu ertragen als die Ungewissheit. Sag mir: Hat Francesco Gian Andrea ermordet?«
    Ich antwortete nicht. Ich konnte Francesco nicht verraten – was auch immer er mir angetan hatte!
    »Mit deinem Schweigen schützt du ihn nicht, Raffaello! Ich weiß, dass er seit Wochen auf eine Gelegenheit wartet, mich zu stürzen. Er will Herzog werden. Er will Fioretta verheiraten, sogar gegen meinen ausdrücklichen Wunsch. Gian Andrea war ihm im Weg, weil er zwischen ihm und dem Thron stand.«
    Überrascht sah ich Guido an.
    »Ich hatte Gian Andrea Bravo vor wenigen Tagen zu meinem Nachfolger als Herzog von Urbino bestimmt. Francesco darf niemals regieren!«, sagte Guido.
    »Aber Papst Julius selbst hat seinen Neffen zum Erben von Urbino eingesetzt«, wandte ich ein.
    »Ich habe mich mit Seiner Heiligkeit darüber ausgetauscht, Raffaello. Fünf Briefe gingen zwischen Urbino und Rom hin und her. Urbino ist ein Vasall des Kirchenstaates, und mein Schwager Giuliano hätte gerne einen della Rovere auf dem Thron sitzen. Aber er hat mir zugestimmt, dass Francesco als Herzog von Urbino unberechenbar ist und als Bannerträger Petri eine Gefahr für die Kirche …«
    »Weiß Francesco, dass er nicht mehr auf der Liste steht?«, fragte ich.
    »Wie treffend formuliert, Raffaello!« Herzog Guido verzog den Mund. »Ich glaube, Francesco hat es herausgefunden. Die Briefe des Papstes waren eines Morgens aus dem Geheimschrank meines Studiolo verschwunden. Francesco hat in den letzten Wochen einen unglaublichen Wirbel verursacht, weil er Fioretta verheiraten will – wie damals Cesare Borgia seine Schwester Lucrezia. Er braucht Verbündete auf dem Weg zum Thron! Er will herrschen wie Cesare: › Aut Caesar aut nihil – Entweder Caesar sein oder nichts!‹ Das könnte auch auf Francescos Banner stehen.«
    »Wie wollt Ihr ihn aufhalten, Euer Exzellenz?«
    »Indem ich sein Spiel um die Macht mitspiele. Ich habe keine Wahl: Ich muss meinen Spielzug machen.« Er sah mich sehr ernst an, und meine Knie wurden weich.
    »In jedem Spiel werden Figuren geopfert, wenn der gegnerische König ›ash-Shah mat‹ gesetzt werden soll. Werde ich das Opfer sein, Euer Gnaden? Werdet Ihr mich hinrichten, um Francesco nach Urbino zurückzulocken?«
    Guido sah mich verständnislos an, als

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