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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Schottland?“, stieß Grishan aus.
    „Ich denke, ein anderes tiefes Gewässer eignet sich ebenso gut. Tief genug, damit das Strahlen des Kristalls nicht bis an die Oberfläche reicht. Wasser ist ihr Revier, darin wird sie sich leichter zurechtfinden. Aber bevor wir das erledigen, müssen wir zurück zum Jagdhaus. Bald wird es hell.“
    Grishan legte den Kopf in den Nacken. Über den Baumwipfeln verblassten die Sterne. Das Jagdhaus konnte überall sein. Er hatte keine Ahnung, wie weit sie gerannt waren. „Schaffst du es bis dorthin, ehe der Morgen anbricht?“, fragte er besorgt.
    „Es ist nah. Etwa dreihundert Schritte rechts von uns. Grishan, ich muss dich um einen großen Gefallen bitten, denn ich kann es nicht selbst erledigen. Wir müssen sofort aufbrechen, denn die Asrai kann uns jederzeit aufspüren. Ihre Witterung ist besser als jede Wolfsnase.“
    Entschlossen nickte Grishan. „Worum geht es?“
    Nachdem Mica es ihm erklärt hatte, trennten sich ihre Wege.

    Ungeachtet des kostbaren Inhaltes schleuderte Mica das Samtsäckchen lieblos auf ein Beistelltischchen an der Treppe. Er war es allmählich leid, unentwegt gehetzt zu werden. In Rom hatte er vor den Larvae davonlaufen müssen, hier in London war es eine Asrai, und wenn er gerade einmal nicht in die Flucht gejagt oder angegriffen wurde, war er derjenige, der anderen nachsetzte. Momente der Muße waren ihm in den vergangenen Monaten versagt geblieben, und nun hatte er einen Kristall am Hals, der beim ersten Aufstrahlen Trugbilder entstehen ließ, die sogar seinen Geist verwirren konnten. Der Spiegel der Sonne löste Wahnsinn aus. Wie oft hatte Branwyn sich an seinem Licht ergötzt? Welche Bilder waren ihm vorgegaukelt worden, dass er dafür seinen Großmeister töten und sein Volk ins Verderben schicken wollte?
    Marie. Fest rieb Mica über sein Gesicht. Die Freude, sie zu sehen, war sehr kurz gewesen. Dafür brannte die Erkenntnis, sie auf ewig verloren zu haben, umso schmerzhafter auf seiner Seele. Er hatte geglaubt, ihr Tod wäre überwunden. Aber so war es nicht. Diese Nacht hatte die Erinnerung an seine sterbliche Liebe geweckt. Es kam ihm vor, als wäre ihr Verlust erst gestern über ihn hereingebrochen. Hasserfüllt blickte er auf das pflaumenblaue Samtsäckchen und ging nach oben.
    Das nächste Ungemach harrte seiner. Das Bett im Schlafzimmer war leer. Wo zur Hölle steckte Berenike? Sie hätte liegen bleiben und sich erholen sollen. Er hob witternd den Kopf. Na, prächtig! Nachdem sein Verstand kurzzeitig ausgesetzt hatte und er auf einer Lichtung herumgehüpft war wie ein Narr, wollte obendrein sein Geruchssinn Verrat an ihm üben. Schon beim Eintreten hätte ihm auffallen müssen, dass der herbe Duft von Farn durch das Haus zog. Mit einem vulgären Fluch auf den Lippen lief er wieder nach unten und in die Küche. Sancho empfing ihn mit hoch erhobenem Kochlöffel, vom dem eine dunkle Soße tropfte. Er stand direkt auf der Bodenluke zum Weinkeller.
    „Herr, ich bitte Euch inständig, nicht näher zu kommen. Sonst muss ich …“
    Ohne seine Zeit mit Worten zu vergeuden, stieß Mica den Omega vor die Brust. Sancho stolperte rückwärts gegen einen Küchenschrank. Der Kochlöffel klapperte zu Boden.
    „Herr, Ihr dürft auf keinen Fall stören. Ich hätte ja eingegriffen, doch als ich ins Haus zurückkehrte, war es schon geschehen. Dabei bin ich nur etwas Holz holen gegangen.“
    Ein gereizter Blick drückte Sancho jede weitere Silbe in den Hals zurück. Mica hob die Luke an und prallte gegen eine Wand aus Farngeruch. Den Leichtsinn seiner Schwester stumm verdammend, die er garantiert dort unten vorfinden würde, nahm er die steile Stiege. Über ihm schloss Sancho vorsorglich die Luke. Da er sich der Auswirkung des Vollmondes auf Alphawölfe bewusst war, bewegte Mica sich vorsichtig voran. Es fehlte ihm noch, von einem dem Durchdrehen nahen Werwolf angefallen zu werden. Ein leiser Aufschrei war zu hören, gefolgt von einem kehligen Knurren. Lautlos hastete er hinter ein Weinregal und spähte durch die Flaschenreihen.
    Die Szenerie auf der anderen Seite des Regals verschlug ihm die Sprache. Auf dem Boden war Heu verstreut. Juvenal und Berenike wanden sich auf einer Decke. Der Werwolf kniete hinter ihr, und sie saß mit dem Rücken zu ihm auf seinem Schoß, die Knie links und rechts seiner Oberschenkel auf der Decke. Den Oberkörper weit nach hinten gewölbt und die Arme um seinen Hals geschlungen, bog sie sich durch und küsste ihn, während er

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