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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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stünde sie anstelle ihres Bruders und hätte zwei Blutquellen in anwachsende Erregung versetzt. Es verfeinerte ihr Blut, und darauf kam es an. Weitaus schockierender war Mica selbst. Sein Verhalten schien lediglich eine Notwendigkeit, der er sich unterziehen musste. Er bereitete Lust, ohne sie selbst zu verspüren. Methodisch lenkte er seine Quelle auf einen Höhepunkt zu. Als die Bäuerin den Kopf zurückwarf, grub er die Fänge in ihre Halsbeuge. Die Vorstöße seines Beckens erfolgten nun langsamer, blieben jedoch hart und tief. Die Füße der Bäuerin hingen in der Luft, während ihre Schenkel rotierten. Mica hielt sie auf einem Punkt knapp vor der Erlösung. Der Bauer stimmte in die spitzen Schreie seiner Frau ein. Tiefer, doch ebenso lustvoll. Er verdrehte jäh die Augen und rutschte von der Bank in die Binsen. Auf seinen weiten Hosen breitete sich ein feuchter Fleck aus.
    Mica hielt in der Bewegung inne und trank. Als er endlich von seiner Quelle abließ, sank sie schwer atmend über dem Tisch zusammen. Ruhig und unbeteiligt schloss er seine Hose und kehrte sich von dem Tisch ab, um einen Blick in die Wiege zu werfen. Das Blut eines so kleinen Sterblichen war vor seinem Hunger sicher. Das alte Volk hatte gelernt, auf die richtige Zeit zu warten. Kinder mochten zwar süß sein, doch machten sie nicht satt. Bevor sie ertappt werden konnte, wirbelte Berenike herum und trieb die Gänse vor sich her auf eines der brachliegenden Felder. Sie hatte Gewissheit erhalten. Mica war mit dem ätzenden Geschmack der Einsamkeit vertraut. Es war in seinen kalten Zügen zu lesen gewesen und in seinen Bewegungen. Viel zu groß war die Ähnlichkeit mit einer dieser neumodischen, mechanischen Figuren. Im Gegensatz zu ihr, die sich einst an ihren Quellen erfreut hatte, obwohl sie tief schliefen, verspürte er nichts. Ja, er hatte sich genährt, und vermutlich sogar reichlich, aber auf jegliche Form der Befriedigung an dieser Frau hatte er verzichtet. Weil ihm nichts daran lag. Verdammt. Sie bereute es zutiefst, ihn beobachtet zu haben. Wie sollte sie damit umgehen? Fest drückte sie die Hand an die Stirn und versuchte, sich zu sammeln.
    Er kam auf sie zu und schenkte ihr ein leichtfertiges Grinsen. Im Mondlicht blitzten seine Zähne auf. An den Fängen war kein Blut. Einzig die Porzellanblässe seines Gesichts verriet, dass er sich soeben genährt hatte.
    „Oh, du hast neue Freunde gefunden. Wie überaus … passend“, sagte er und wies auf die Gänse.
    Seine Scherzworte waren trügerisch. Unmöglich, in sein Lachen einzustimmen, nach allem, was sie herausgefunden hatte. Es erschien ihr so furchtbar und tragisch, dass sie mit ihren Gedanken herausplatzte.
    „Mica, ich bin absolut sicher. Eines Tages wirst du finden, was du verloren glaubst!“
    Eine helle Augenbraue fuhr nach oben. Gleichzeitig zündete ein ungeduldiger Funke im Türkis seines Blickes. „Hölle und Verdammnis, wirst du jetzt auch noch sentimental? Dieser Werwolf hat einen denkbar schlechten Einfluss auf dich.“
    Sie schüttelte vehement den Kopf. War er etwa blind? Entgingen ihm seine eigenen, traurigen Verhaltensweisen? Er trat einen Erdklumpen zur Seite und setzte die Hände auf seine schmalen Hüften.
    „Hör zu, du musst allein zur Scheune. Ich kann heute Nacht noch etliche Kilometer zurücklegen. Das will ich nutzen.“
    Überrumpelt krallte sie die Finger in ihren Rock. Das durfte doch nicht wahr sein! „Was wirst du machen, wenn der Tag anbricht?“
    „Ich werde schon einen Ort finden, an dem ich mich vor dem Licht verbergen kann. Sofern es überhaupt nötig wird. Besonders hell wird es in England scheinbar nie. In jedem Fall komme ich schneller zu Fuß voran als in diesem unsäglich bunten Gefährt. Ihr könnt mir nachfahren.“
    Er hatte ihre Gedanken erraten. Sein Entschluss kam viel zu plötzlich. Vermutlich war er wirklich schneller, aber ihm ging es eher darum, weiteren Fragen nach seinem Seelenzustand auszuweichen und auf sich selbst gestellt ein gravierendes Problem zu lösen. Sie trat dicht vor ihn und reckte das Kinn vor.
    „Das kannst du vergessen.“
    „Nike, ich bitte dich.“
    „Nein!“, rief sie so laut, dass die Gänse erschrocken mit den Flügeln flatterten. „Ich verbiete es dir, auf dich gestellt loszuziehen. Es dauert noch eine Nacht, dann brauchen wir keinen Wagen und können mit dir zur Küste rennen, so schnell duwillst. Solange wirst du warten!“
    „Es ist genau diese fehlende Nacht, die mich zur Küste bringen wird.

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