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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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entgegengeschleudert wurde. Selene umfasste ihren Hals, außerstande, an diesem Urteilsspruch etwas zu ändern. Die Versammlung sprach im Sinne des gesamten alten Volkes der Vampire. Ergeben neigte Mica den Kopf. Sein Goldhaar fiel nach vorn und überschattete sein Gesicht.
    „Nein!“, erhob Rebecca Einspruch. „Wir, die Lamia des alten Volkes, sprechen dagegen. Mica ist der Mächtigste von euch allen. Sein Erlöschen wäre für uns ein großer Verlust. Die Titel des Goldenen und des Großmeisters sollen ihm genommen werden. Doch soll er weiterhin unserem Volk dienen, indem er zum Wohle aller reinblütige Nachkommen zeugt. Ich selbst biete meinen Schoß, damit er seinen Samen in mich pflanzen kann. Sobald ein Kind daraus entstanden ist, hat er seine Vergehen gebüßt und erhält seine Titel zurück, denn wer von euch kann sich rühmen, seine Stellung einzunehmen und uns sicher in die Zukunft zu führen?“
    Die Frage war eine Herausforderung. Keiner der Vampire erhob einen Anspruch darauf, der nächste Großmeister zu werden. Ihre vereisten Gesichtszüge lösten sich, als hätten sie auf eine derartige Lösung gehofft. Einzig Mica war zusammengezuckt, als wäre dieses Resultat schlimmer als sein sofortiges Erlöschen. Rebecca gönnte ihm ein Lächeln, das ihn vollends seiner Fassung beraubte. Die Kontrolle über seine Mimik entglitt ihm. Ein Mann, der in vollem Lauf gegen eine Wand rannte, konnte kaum weniger benommen aussehen.
    „So sei es“, stimmte Selene zu.
    „So sei es“, sagten auch die Vampire.
    „Nun zu Berenike“, wechselte Cosima abrupt das Thema. „Deine Tochter ist für uns verloren, Selene. Sie ist eine Lamia ohne Gift, doch dies wäre hinzunehmen, wenn sie nicht von einem Werwolf aus ältestem Geblüt markiert worden wäre.“
    Die Aufmerksamkeit aller bündelte sich auf Berenike. Eine Ahnung ließ sie zurückweichen, bis sie gegen einen großen, warmen Leib prallte. Juvenal schob einen Arm um ihre Taille, obgleich er damit die ganze Schar gegen sich aufbrachte. Hass und Kälte waberten auf sie zu.
    „Da sie ein Spross der Mechalath ist, soll sie leben. In einem Duell wird sich erweisen, welchem der Vampire sie übergeben wird. Gleich ihrem Bruder wird sie ihre Schandtaten sühnen, indem sie unserem Volk reinblütige Nachkommen schenkt.“
    Der Arm, der sich um ihre Taille geschlungen hatte, wurde zu Eisen. Juvenal musste sie nicht an sich pressen, da sie sich selbst eng an ihn schmiegte, als könnte er ihr Schutz bieten und vor dem ihr zugedachten Schicksal bewahren. Mica drehte sich zu ihnen um. Vordergründig hatte er sich gesammelt, doch als er sie anlächelte, bebten seine Mundwinkel. Er wusste,was kam.
    „Der Werwolf, der seine Marke an ihr hinterließ und eine Lamia für sich beanspruchte, soll sterben.“
    „Nein!“
    Der eigene Schrei gellte schmerzhaft in ihren Ohren. Berenike griff nach hinten, umfasste Juvenal und deckte ihn mit ihrem Körper. Wärme strömte auf sie über, spendete Sicherheit und schürte ihre Vehemenz. Er würde diese Nacht gemeinsam mit ihr überleben. Tröstend murmelte seine Stimme an ihrem Ohr, während seine Hand über ihren Oberarm streichelte, als könnte er ihr Zittern eindämmen. Was er zu ihr sagte, konnte sie nicht verstehen.
    „Er ist mein!“, schrie sie der Versammlung zu. „Er ist mein Gefährte, von mir gewählt, aus freien Stücken! Niemand von euch darf ihn anrühren. Jede Lamia trifft ihre eigene Wahl, so will es das Gesetz!“
    „Wenn du daran festhältst, wirst du mit ihm vergehen“, hauchte Cosima hervor, wobei sich ein Schleier über ihre Augen senkte.
    Berenike konnte spüren, wie sich jeder Muskel an Juvenal verkrampfte. Anstelle eines Körpers schien sie einen Stein zu umfassen.
    „Sie lügt!“, rief er über ihren Kopf hinweg.
    Ein kraftvoller, harter Stoß traf sie im Rücken. Sie taumelte vorwärts, ruderte mit den Armen und wäre hingeschlagen, hätte ihre Mutter sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen. Der Atem des Ozeans stieg Berenike in die Nase. Sie erlangte ihr Gleichgewicht zurück, wollte sich von Selene losreißen und konnte es nicht. Die Hände ihrer Mutter wurden zu unbarmherzigen Fesseln. Unterdessen riss Juvenal ihr das Herz aus dem Leib.
    „Sie ist nicht meine Gefährtin und ich dachte auch nie daran, sie dazu zu machen.“
    „Er ist es, der lügt. Ich gehöre zu ihm. Wenn ihr ihn zum Sterben verdammt, dann müsst ihr auch mich …“
    Eine ungnädige Hand mit langen, spitzen Nägeln drückte ihr den Mund

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