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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Fassade an der einen Seite schwarz gefärbt. Doch die Fensterscheiben, die im Feuer geborsten sein mussten, waren ersetzt worden. Ein Hinweis, dass das Haus weiterhin genutzt wurde.
    „Du wirst dicht bei mir bleiben“, flüsterte sie Grishan zu.
    Es war nahezu unmöglich, sich vollkommen lautlos dem Haus zu nähern. Lange Grashalme schlugen gegen ihre Stiefelschäfte und hinterließen feuchte Spuren auf dem Leder, als sie von einer Hecke zur nächsten huschten. Die letzten Meter überwanden sie in einem kurzen Spurt. Unter einem der Fenster drückten sie sich an die Hauswand und lauschten auf Geräusche aus dem Haus. Nachdem alles still blieb, erhob sich Berenike aus der Hocke und spitzte über das steinerne Sims in das Fenster. Hinter den blinden Scheiben gab es wenig zu sehen. Ein leeres Zimmer, dessen Teppich von Staub bedeckt war und darauf ein abgewetzter Diwan.
    „Auf der anderen Seite befindet sich die Küche. Dort gibt es einige wohnliche Räume“, wisperte Grishan ihr zu.
    „Bist du etwa so nah gewesen, um durch die Fenster zu sehen, als du Branwyn gefolgt bist?“
    Sein breites Grinsen quittierte sie mit einem Zungenschnalzen. Kein Wunder, dass er über das Meer verschleppt worden war, bei diesem Leichtsinn. Grishan war von seinem Drang nach Abenteuern noch lange nicht kuriert. Sie hielt es für angebracht, seine Hand zu ergreifen, während sie um das Haus herumschlichen. Unerwartet fühlte sie sich wie eine große Schwester, die auf ihren kleinen Bruder aufpasste. Und so seltsam es war, keimte Zuneigung zu diesem vorwitzigen Miezekater auf, zumal er sich ohne Sträuben ihrer Führung überließ. Vor einer Bodenluke unter dem Küchenfenster streckte sie den Arm und schob Grishan zurück. Ihre Maßnahme war vergebens, denn die Geräusche zu ihren Füßen drangen überdeutlich durch das verrottete Holz. Zwei Männer stöhnten. Unsicher stierte er auf die geschlossene Luke.
    „Branwyn nährt sich“, erklärte sie leise.
    Als sich die abgehackten Aufschreie einer Frau in das Stöhnen mischten, machte Grishan einen erschrockenen Satz und riss die Augen auf. Aus Unsicherheit wurde Verstörung bar jedem Hang nach Grausamkeit, den Mica erwähnt hatte. Bei allem Ungestüm und ständigem Aufbegehren war Grishan diese Eigenschaft fremd. Berenike zupfte an seinem Ärmel und wies an der Fassade nach oben. Über das Dach wollte sie einsteigen, so weit wie möglich von dem Geschehen im Keller entfernt. Es gab genügend Vorsprünge und Ornamente, in die sie Hände und Füße setzen konnten. Überzeugt, dass Grishan dicht hinter ihr war, kletterte sie nach oben. Erst an der Dachtraufe bemerkte sie sein Fehlen und schaute nach unten. Er kniete bei der Luke und spitzte durch die Holzritzen in den Keller. Was er erblickte, konnte sie an seiner verkrampften Haltung erahnen. Eine Orgie aus nackten, verschlungenen Gliedern und einen Vampir, der das Blut seiner Quellen nahm.
    Kurz schweifte ihr Blick über den Garten. Bäume, Sträucher, Flecken aus Gras, ein verschlammter Teich und inmitten des Wildwuchses der graue Stein einer Gruft. Berenike stieß sich von der Fassade ab und kam lautlos neben der Luke auf. Noch während sie die Knie durchdrückte, packte sie Grishan am Kragen, zog ihn zurück und presste die Hand auf seinen Mund. Schock stand in seinen Goldaugen. Das Stöhnen und Röcheln zu ihren Füßen wurde lauter. Fleisch klatschte auf Fleisch, und ein Mann schrie immer wieder gedämpft auf. Ehe Grishan die Nerven verlieren konnte, zog Berenike ihn mit sich in den Garten.
    „Wir müssen ihnen helfen“, fauchte er leise und wand sich aus ihrem Griff.
    „Es hört sich schlimmer an, als es tatsächlich ist. Branwyn wird sie nicht umbringen, und im Nachhinein werden sie vergessen haben, dass er ihr Blut raubte.“
    „Er nimmt ihnen die Erinnerung?“
    „Die Erinnerung an seinen Biss, ja. Ihn selbst werden sie nicht vergessen.“
    Abrupt blieb Grishan stehen. „Heißt das, Mica könnte mich gebissen haben und ich weiß nichts mehr davon?“
    „Pst, sei leise“, mahnte sie ihn. „Mein Bruder hat dein Blut nicht genommen.“
    „Woher willst du das wissen?“
    Es war mithin der ungünstigste Moment für einen Disput, doch Grishan würde sich erst vom Fleck bewegen, wenn er eine Antwort erhielt. Seine Faszination für einen Vampir ging nicht so weit, ihm sein Blut geben zu wollen.
    „Weil du dich anders verhalten würdest, wenn er dich gebissen hätte. Mein Bruder bevorzugt den Geschmack der Liebe. Er ist

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