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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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versiert darin, seinen Quellen dieses Gefühl zu vermitteln und es gleichzeitig in ihren zu schüren. Daher hat er so viele Anhänger, die alles für ihn tun würden. Bist du bereit, für meinen Bruder zu sterben?“
    Ohne Zögern schüttelte Grishan den Kopf und wies mit dem Daumen über seine Schultern. „Diese Menschenkinder klangen eher verzweifelt als verliebt.“
    „Das liegt daran, dass Branwyn … nun ja, es gibt so etwas wie Ekstase, die auf Erfüllung zustrebt, ohne sie zu erhalten.“Ihre Wangen wurden heiß und die seinen rot. Es wurde zunehmend peinlich. „Jedenfalls scheint Branwyn diesen Geschmack zu bevorzugen.“ Dass Branwyn seinen Opfern Schmerzen zufügte, der ihnen im Nachhinein tiefe Furcht einflößte und sie gefügig machte, ließ sie außen vor. Sie gingen weiter.
    „Welche Gefühle weckst du in deinen Quellen?“, wollte Grishan wissen.
    „Ich nähre mich seit Monaten von Obst und Zuckerwerk“, brummte sie abweisend und schritt schneller aus.
    Kurz darauf erreichten sie die Gruft, die Berenike gesehen hatte. An die Pforte war ein schlichtes Holzkreuz genagelt. Laub lag in nassen Klumpen auf der Schwelle, und Kletterrosen hatten den kleinen Steinbau erobert. Sie legte die Hand an das Schloss und richtete ihre Gedankenkraft auf den Widerstand des Riegels. Mit einem Klacken sprang das Eisen zurück.
    „Oh Mann, das war laut“, zischte Grishan und sah sich um.
    Das Geschehen im Haus war zu weit entfernt und nahm den Vampir auch zu sehr gefangen, als dass er den kurzen Knall gehört hätte. Berenike drückte die Pforte auf und trat ein. Trockene Luft kitzelte ihre Nase. Eine niedrige Decke hing über sechs steinernen Sarkophagen. Motive des christlichen Glaubens waren in die Seiten gemeißelt, doch die Deckplatten zeigten einzig Namen und Daten der einstigen Hausbesitzer. Direkt unterhalb eines schmalen Fensters stand am Ende der Gruft ein siebter Sarkophag. Fahles Sonnenlicht fiel auf seine Deckplatte. Sie bestand aus blank poliertem Silber.
    Grishan kratzte sein Kinn. „Das ist eine ziemlich aufwendige Platte.“
    Berenike rieb die Hände aneinander. „Wie es aussieht, haben wir den Spiegel der Sonne gefunden. Ich nehme an, das Silber soll die Asrai fernhalten.“
    Bevor sie es verhindern konnte, legte Grishan die Hände an den Rand der Platte, um sie beiseitezuschieben. Prompt zischte es auf, und er riss die Finger zurück. Dampf stieg auf, die Haut warf Blasen.
    „Verdammt, Grishan, weshalb hast du die Platte berührt?“, entfuhr es ihr wutentbrannt. Sie griff nach seinen Händen und untersuchte die Brandwunden. „Silber schadet dir, das weißt du doch. Wenn es in deinen Körper eindringt, vergiftet es dein Blut.“
    „Woher soll ich das wissen?“, rechtfertigte er sich. „Bei mir zu Hause gab es kein Silber und auch nicht bei Gilian. Und der Vollmond, vor dem sich die Wölfe verstecken, stört mich auch nicht. Ich dachte, die Gefahr betrifft mich nicht.“
    Überrascht ließ sie von seinen Händen ab. „In dir wohnt keine Bestie?“
    „Welche Bestie? Ich weiß von keiner Bestie!“, entfuhr es ihm aufgewühlt.
    Sie merkte auf. Von Aurora kannte sie die Entstehungsgeschichte der Werwölfe, in ihrem Grimoire war es niedergeschrieben. Vor Urzeiten hatte eine Strega mit einem Krieger im Wolfspelz einen Pakt geschlossen. Der Preis für die Verwandlung in einen Wolf war die Bestie, die in den Vollmondnächten aus den Alphawölfen ausbrechen wollte. Andere Gestaltwandler mussten auf andere Hexen getroffen sein, und diese hatten diesen hohen Preis irgendwie vermeiden können. Vermutlich durch einen Zuwachs an Erfahrung.
    „Du kannst dich glücklich schätzen, Miezekater“, sagte sie.
    Grishan war in die Betrachtung seiner Handflächen versunken. Seine Heilkraft glich der eines Alphawolfes. Aus den Brandblasen war bereits rosige Haut geworden. Während er die Hände ausschüttelte, betrachtete Berenike die Silberplatte. Zwei Finger dick war sie, aber sie konnte ihr Gewicht bestimmt ohne Hilfe beiseitedrücken. Die eingravierten Zeichen im Silber machten sie stutzig. Aus dünnen Linien war eine Blüte entstanden, die ihr fremd war. Kurz entschlossen legte sie ihre behandschuhten Hände an dieselbe Stelle wie Grishan zuvor. Ein gewaltiger Stoß schleuderte sie zurück. Durch ihre Arme raste ein Stechen, erfasste ihren Körper und hob sie von den Füßen. Den Zusammenprall mit der Steinmauer der Gruft spürte sie erst, als sie daran hinabrutschte. Funken stoben von der Silberplatte

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