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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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neue Eisenbahn. Wie isch gehört habe, wurde sie wegen des Feuers bereits heute in Betrieb genommen.«
    Der Helfer des Franzosen packte Lewald am Ärmelaufschlag und führte ihn an den drei Gefangenen vorbei zur Treppe. Lewald blickte starr auf die Graböffnung. Er wirkte gebrochen.
    Der Arzt wartete ab, bis Lewald und sein Helfer im Treppenaufgang verschwunden waren. Dann hob er Laternen, Spazierstock, Florett und Axt vom Boden auf und ging neben seinen Gefangenen in die Hocke.
    Boshaft grinste er sie an. »Die Herren werden sischer verstehen, dass isch natürlich etwas Besseres zu tun habe, als die junge Mademoiselle zu retten. Vielleicht tröstet es Sie, wenn isch Ihnen versichere, dass Mademoiselle über kurz oder lang an ihre Schwindsucht gestorben wäre. Ihre Leiden werden auf diese Weise nur etwas verkürzt.«
    »Fahren Sie zur Hölle!« zischten Tobias und Heine wie aus einem Mund.
    »Ts ts ts«, meinte der Arzt bedauernd und besah sich seine verbundene Hand. »Eigentlich sollte isch Sie beide für diese Bemerkung töten. Ihr jämmerliches Leben haben Sie nur die Umstand zu verdanken, dass diese Maschine eine besondere Betriebsstoff benötigt. Ein Serum. Hermes Trismegistos hat es als Chronos’ Blut bezeichnet. Erinnern Sie sisch an den Keller unter die Abdeckerei? Nun, dann wissen Sie ja, wie man es gewinnt.« De Lagarde erhob sich und verbeugte sich spöttisch. »Sie alle waren ehrenvolle Gegner. Isch werde diese Umstand damit würdigen, dass isch die kostbare Serum aus Ihre Köpfe gewinnen werde. Damit ist Ihr Tod nischt umsonst. Au revoir. Wir sehen uns bald wieder.«
    Lächelnd verließ der Franzose die Krypta, und Finsternis erfüllte das Gewölbe. Sogleich zerrten Tobias, Heine und der dicke Konstabler mit aller Kraft an dem Seil, das sie fesselte – mit dem einzigen Erfolg, dass sie alsbald erschöpft zurücksanken.
    »So kann es nicht gelingen!« stöhnte der Dichter. »Ich habe Streichhölzer bei mir – damit können wir die Fasern durchsengen. Aber ich komme nicht an sie heran …«
    »Wenn ik een anderen Vorschlag moken darf«, war hinter ihnen die Stimme des Konstablers zu vernehmen. »An de Säule gleich neben uns befinnet sick een rostiger Lamphalter. Wenn wi uns all tosom hochdrücken, können wi to ihm gehn un dat Seil dort aufscheuern.«
    »Borchert, die Idee ist ausgezeichnet!« rief Heine. »Also, meine Herren. Auf drei. Eins, zwei, drei …«
    Gemeinsam drückten sie den Rücken gegeneinander und stemmten sich hoch. Kurz draufstanden sie wieder auf den Füßen.
    »Wo ist die Säule?« fragte Tobias.
    »Hier.« Borchert gab das Kommando und zog sie im Dunkeln in eine bestimmte Richtung, bis plötzlich ein Schmerzenslaut ertönte.
    Der Konstabler war offenbar mit dem Kopf gegen den Pfeiler gestoßen.
    »Ik spüre den Lampenhalter«, erklärte er kurz darauf. »Nu rauf un runter!«
    Die drei Männer pressten sich gegen die Säule und fanden schnell einen Rhythmus. Ein schabendes Geräusch war zu hören, das immer heller klang. Plötzlich löste sich das Seil. Hastig befreite sich Tobias von den Fesseln und griff nach dem Arm des Dichters. »Ihre Streichhölzer, schnell!«
    Der Dichter gab sie ihm, und kurz darauf erhellte eine kleine Flamme das Gewölbe. Mit dem brennendem Hölzchen eilte Tobias zu dem geöffneten Grab. Wie es der Arzt beschrieben hatte, war unter der Platte eine Tresortür verborgen, deren Scharniere im Gestein verankert waren.
    »Caroline!« schrie Tobias. »Caroline!«
    Aufgeregt hantierte er an den Schlössern herum und hämmerte gegen die Panzertür. So lange, bis das Streichholz abgebrannt war.
    »Lassen Sie das, Sie Dummkopf!« rief Heine und stolperte im Dunkeln auf ihn zu, riss ihm die Schachtel aus der Hand und entzündete ein neues Phosphorhölzchen. »Seien Sie froh, dass die junge Dame bewusstlos ist. Wollen Sie, dass sie in diesem Sarkophag erwacht? Helfen Sie mir lieber, meine Pistole zu finden. Wir müssen de Lagarde hinterher!«
    Tobias ballte die Fäuste. Heine hatte recht. Er sprang auf, und gemeinsam suchten sie nach der Waffe. Es war Borchert, der sie schließlich fand.
    »Und jetzt hinauf!« kommandierte Heine und entzündete ein weiteres Streichholz. Gemeinsam stolperten sie den Treppenaufgang hinauf und stürmten durch die Turmkammer auf den Kirchenvorplatz hinaus. Über ihnen dröhnten noch immer die Glocken des Michels. Die Droschke des Franzosen war verschwunden.
    »Verflucht, verflucht, verflucht!« schrie Tobias. »Wir wissen noch nicht

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