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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Lüge noch einmal bedienen zu müssen.
    »Warum erfahre ich das erst jetzt?« schrie der Alte. Er ähnelte nun gar nicht mehr dem leicht sonderlichen Erfinder, den Tobias bislang in ihm gesehen hatte.
    »Ik wollt ja wat sagen. Aber ik stand Mamsell Caroline geenüber in Wort«, erklärte der Kutscher zerknirscht. »sej mütt weeten, die beiden jungen Deerns waren güssern nicht im Theater. Sej wullten ’nen Köter befreien. Für ihm Tierschutzverein. Sej ham mi drum beten, ihnen zu hülpen. Ihre Tochter meent, sie würd es sonst ohne mi versööken.«
    Lewald schüttelte ungehalten den Kopf und betrachtete erneut das Bild. »Das ist typisch für Caroline. Wenn sie sich etwas in ihren törichten Kopf gesetzt hat, kennt sie keine Grenzen. Wie konntest du nur, Kristian?«
    »Ik hab ni wüßt, wat ik anners hätt mooken solin«, antwortete der Rothaarige kleinlaut. »Ik kunnt ihrn Tochter ja siecht insperren.«
    »Doch, das hättest du tun sollen. Immerhin erklärt es, warum Polizeiaktuar Kettenburg heute Nachmittag so erpicht darauf war, mich über deine Vergangenheit aufzuklären. Ihr seid bei eurer Suche beobachtet worden.«
    Tobias hätte zu gern gewusst, was Lewald mit Kristians ›Vergangenheit‹ meinte. Aber diese Frage wagte er im Augenblick nicht zu stellen.
    »Und Sie, junger Mann«, wandte sich Lewald wieder an ihn, »Sie und Caroline kennen sich nicht zufällig schon etwas länger?«
    Tobias schüttelte energisch den Kopf. Bereits am Nachmittag hatte Lewald diesen Verdacht durchschimmern lassen.
    »Ich frage das«, fuhr der Alte bestimmt fort, »weil mir in der Tat Zweifel kommen, ob Sie meine Gastfreundschaft nicht vielleicht etwas über Gebühr strapazieren.«
    Tobias schluckte. »Herr Lewald, ich versichere Ihnen, dass ich diese Einbrecher nicht kenne.« Zumindest das entsprach der Wahrheit. »Wenn Sie wünschen, dass ich Ihr Haus verlasse, werde ich dem umgehend nachkommen.«
    Bei dem Gedanken, in dieser Zeit völlig auf sich allein gestellt zu sein, beschlich Tobias sofort ein mehr als mulmiges Gefühl.
    Prüfend starrte ihn der Alte an, schließlich schnaubte er. »Nein. In dubio pro reo, wie die Advokaten sagen. Im Zweifel für den Angeklagten. Für Sie spricht, dass Sie sich diesen Einbrechern heute unter Einsatz Ihres Lebens entgegengestellt haben. Und auch gestern Nacht habe ich Ihrem Eingreifen offenbar manches zu verdanken. Aber ich warne Sie in aller Höflichkeit junger Mann. Sollte sich Kristians Verdacht bewahrheiten, kennt mein Zorn keine Grenzen!«
    »Ik bliff dorbei«, grunzte der Kutscher unverhohlen feindselig, »düsse saubere Musjö seggt uns nicht de Woorheit.«
    Tobias warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, murmelte Lewald nachdenklich. »Zumindest glaube ich nicht, dass unser junger Gast etwas mit dem Einbruch zu schaffen hatte. Es wurde nichts von Wichtigkeit entwendet. Die haben etwas gesucht. Etwas Besonderes, wie mir scheint. Etwas ganz Besonderes …«
    Wie meinte Lewald diese Äußerung? Der wandte sich schon wieder an Tobias. »Ist Ihnen sonst noch etwas an den Männern aufgefallen? Irgend etwas, das uns helfen könnte, sie zu finden?«
    Tobias schüttelte den Kopf.
    »Mit Verlaub.« Groth, der Hausverwalter, räusperte sich, und alle im Raum fuhren überrascht zu ihm herum. »Bevor ich überwältigt wurde, also als ich nebenan an der Tür gelauscht hatte, schien es mir, als ob einer der Einbrecher der menschlichen Sprache nicht mächtig sei. Er gab seltsame Laute von sich. Es klang wie ein heiseres Bellen. Oder so, ob er volltrunken wäre.«
    »Richtig«, entfuhr es Tobias aufgeregt. »Wie habe ich das nur vergessen können? Der Kahlköpfige, also der Kerl, mit dem wir es bereits gestern Nacht zu tun hatten, ich glaube, er hat keine Zunge.«
    »Wie bitte?« Ungläubig starrte ihn Lewald an und fuhr anschließend zu seinem Kutscher herum. »Kristian, Hamburg ist groß, aber sicher nicht groß genug, als dass ein solcher Krüppel nicht auffiele. Ich wünsche, dass du dich morgen in der Stadt umhörst. Finde diesen Lumpen. Ich will nicht, dass er oder einer seiner Spießgesellen meiner Tochter noch einmal zu nahe kommt. Und was Sie betrifft« – Lewald warf dem überraschten Tobias das Florett zu –, »Sie können sich ebenfalls nützlich machen. Bleiben Sie in der Nähe meiner Tochter und sorgen Sie für ihren Schutz. Aber ich warne Sie. Erwische ich Sie dabei, dass Sie ihr auf ungehörige Weise zu nahe treten, dann beauftrage ich Kristian

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