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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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undurchdringlichen Blick.
    »Sie hatten Glück, junger Mann«, fuhr Lewald fort. »Kristian berichtete mir, dass er Sie aus einer delikaten Situation errettet hat.«
    Erst jetzt entdeckte Tobias die beiden Pistolen in Kristians Gürtel.
    »Also haben Sie geschossen?« wandte er sich an den Rothaarigen.
    Kristian kniff die Augen gefährlich zusammen und strich sich mit dem Daumen über den Schnurrbart.
    »Ik hab sej vun draußen kämpfen seihn«, stieß er mit dem Blick auf eines der beschädigten Fenster hervor. »Een vun de Vorhääng stund een Spalt open. Ik weiß nicht, op ik troffen hab. Ich heff mi fast sülbens een Kugel infangt. Denn hebbt de Halunken ihre Laternen utmokt un sin wech.«
    Lewald hob inzwischen das Florett auf, mit dem Tobias gekämpft hatte. Die Spitze der Klinge schimmerte noch immer feucht von Blut. »Wie ich sehe, ist zumindest einer dieser Männer nicht gänzlich ungeschoren davongekommen.« Lewald blickte Tobias in die Augen. »Sie verstehen sich auf die Fechtkunst?«
    »Ja, ich habe mit dem Anführer dieser Bande die Klingen gekreuzt.« Tobias berichtete knapp von dem Zusammentreffen mit den drei Eindringlingen. Er beschrieb seinen Gegner so gut wie möglich und erwähnte auch die elfenbeinernen Applikationen auf dessen Waffen.
    »Das zeugt von einem gewissen Wohlstand«, grübelte Lewald laut vor sich hin. »Also waren es keine gewöhnlichen Einbrecher. Was mag das für ein eigentümlicher Geruch hier im Raum gewesen sein?«
    »Ein Gas«, antwortete Tobias. »Ein Narkotikum. Wenn man es in einer bestimmten Konzentration einatmet, verliert man das Bewusstsein. Die Bande hat sich mit Masken dagegen geschützt, die die Substanz aus der Atemluft filtern.«
    Lewald hob eine Augenbraue. »Ein Gas, das betäubt? Das wäre in der Tat beeindruckend.«
    »Gottverdorrsej!« platzte es aus dem Kutscher heraus. »Wie weer es, wann de jung Musjö endlig utpackt un de Woorheit verteilt?«
    Beunruhigt wechselten Tobias und Caroline einen Blick.
    Lewald starrte Kristian verdutzt an. »Wie bitte darf ich das verstehen?«
    »Krischaan, vielleicht solltest du …«, versuchte Caroline dem Redefluss des Rothaarigen Einhalt zu gebieten. Doch der winkte brüsk ab.
    »Deiht mi leed, Mamsell. Ober ik arbeet als erstes for ihrn Vaddern.«
    Der Kutscher deutete unverblümt auf Tobias. »Ik glööv, de jung Musjö hett mit alledem wat to dohn. Ik hab een vun de drej Einbrechers wedderkannt. Dat weer de Karl, de güssern Nacht de Kutsch överfallen hett. Et weerd sej intresseern, Herr Lewald, dat wi den Ort vun de Overfall an Meddag noch mol afsucht hebben. Dort hebben wi een vun düsse Masken funnen, vun deen düsse saubere Musjö sproken hett. Beter weer, sej froog ihn oder ihrn Frau Tochter, wo se nu is.«
    »Hätte ich mit dieser Sache etwas zu tun«, entgegnete Tobias aufgebracht, »ich läge wohl kaum hier, oder?«
    »Un wie kummt dat, dat sej plösslig da över Bescheid weeten, wofor düsse Masken good sünn?« giftete der Kutscher zurück. »Gessern Meddag hebben sej noch seggt, dat sej nich weten, wat mit düsse Ding is.«
    »Ich habe gesehen, wie die drei die Maske eingesetzt haben!«
    »Un wat is mit düsse Daguerreotypie, wo ik bi Ihnen funnen hebb?«
    Lewalds Blick traf Tobias wie glühende Pfeile. »Welche Maske und welche Daguerreotypie?«
    »Vater«, versuchte Caroline zu beschwichtigen, doch Lewald fuhr seiner Tochter heftig über den Mund. »Schweig still. Bring mir diese Maske. Danach will ich von dir wissen, was hier eigentlich gespielt wird.«
    Mit gesenktem Kopf flüchtete Caroline aus dem Raum. Tobias wartete, bis sie fort war, und nestelte verzweifelt nach der Fotografie des Uhrmachers. Hatte er doch gewusst, dass ihm seine Ausrede von gestern noch Schwierigkeiten einhandeln würde! Noch immer trug er das Bild im Aufschlag seines Hemdärmels versteckt. Lewald nahm ihm das Foto ungehalten aus der Hand.
    »Mein Gott, das ist Caroline!« stellte er erschrocken fest. »Woher stammt das Bild?«
    Beiläufig drehte er das Foto um und stieß einen überraschten Laut aus, als er den krakeligen Schriftzug des Uhrmachers auf der Rückseite entdeckte. Tobias entschloss sich zur Flucht nach vorn.
    »Ich habe es gestern bei diesem Mann gefunden, der die Kutsche mit Ihrer Tochter überfallen hat.«
    »Dat behauptet de Musjö!« fauchte der Kutscher.
    »Es kann also sein«, fuhr Tobias mit belegter Stimme fort, »dass dieser Mann es auf ihre Tochter abgesehen hatte.«
    Er schämte sich dafür, sich dieser

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