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Der Gärtner von Otschakow

Der Gärtner von Otschakow

Titel: Der Gärtner von Otschakow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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später mal«, sagte Igor mit gespieltem Zögern. »Du glaubst doch nicht an Märchen!«
    »Hängt davon ab, was für Märchen! Na, red schon!« Koljan nahm einen großen Schluck Bier. »Mach es nicht so spannend!«
    »Weißt du noch, an deinem Geburtstag im ›Petrowitsch‹ habe ich mich doch betrunken?«
    »Natürlich, und wie!«
    »Na, siehst du, in Wirklichkeit war ich gar nicht da!«, erklärte Igor. »Ich war zu der Zeit in Otschakow… Im Jahr 1957!«
    Koljan sah auf die zwei leeren Gläschen. »Bei dir braucht’s ja nicht viel!«, bemerkte er lachend.
    Igor seufzte schwer. »Weißt du noch, was ich damals anhatte?«, fragte er Koljan.
    Koljan überlegte. »Ich war ja selbst reichlich… Immerhin war mein Geburtstag! Ich durfte!«
    [131] Igor nickte. »Ich habe eine alte Uniform angezogen, eine Jacke übergeworfen und bin zu dir gefahren… Genauer, bin losgegangen zum Busbahnhof und kam bei der Otschakower Kellerei raus…«
    Und Igor begann, seinem Freund von seiner ersten Reise in die Vergangenheit zu erzählen. Koljan hörte aufmerksam zu, aber ein schiefes Lächeln verschwand nicht von seinem Gesicht. Erst als Igor erzählte, wie er mit Weindieb Wanja gemeinsam Fima Tschagins Haus ausgespäht hatte, änderte sich etwas in Koljans Blick. Als wäre ihm jene Tätowierung eingefallen.
    »Na, glaubst du mir?«, fragte Igor, als er die Veränderung in der Miene des Freundes sah.
    »Natürlich nicht!«, antwortete Koljan. »Aber du erzählst gut! Hast du schon versucht, deine Phantasien aufzuschreiben?«
    »Ach, geh zum Teufel«, seufzte Igor gekränkt, wenn auch nicht böse. Er wandte sich wieder zur Theke um. »Nochmal fünfzig Gramm und ein Glas Tschernigower.«
    »Und für mich Lwower!«, ergänzte Koljan, den Umstand nutzend, dass die Bedienung gerade zu ihnen hersah.
    »So, dann sage ich nichts mehr!«, erklärte Igor.
    »Warum denn?!« Koljan zuckte die Achseln. »Schweigend trinken schadet der Gesundheit! Ich überlege gerade, soll ich vielleicht etwas anfangen mit der Frau dieses Geschäftsmanns, den ich gehackt habe?! Sie ist doch jetzt sauer auf ihren Mann! Vielleicht bekommt sie Lust, es ihm heimzuzahlen? Vielleicht mit mir?! Was ist so schlecht an mir, hm?«
    »Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich versuchen, das zu beurteilen…«
    [132] »Lieber nicht.« Koljan lachte. »Hier ist jemand, den wir fragen können!«, ergänzte er und sah sich nach der Bedienung um. »Könnten Sie kurz bei uns vorbeikommen?!«, rief er ihr hinterher.
    Die junge Frau, die gerade zielstrebig drei Gläser Bier zu einem anderen Tisch trug, sah über die Schulter und nickte.
    »Was trinkst du denn bloß, dass du durch die Zeit reist?« Koljan wandte sich wieder seinem Freund zu. »Oder rauchst du spezielle Mischungen? Ist jetzt ja modern!«
    Igor brummte, aber richtig böse klang es nicht. Zwei Gläschen Wodka, mit Bier ›poliert‹, hatten die Seele erwärmt. Die Stimmung wurde zusehends besser, im Kopf verbreitete sich Leichtigkeit und angenehme Gleichgültigkeit gegenüber der Welt. Freundliche Gleichgültigkeit.
    »Ich werde es dir sagen«, begann er. »Das Rezept ist einfach: zuerst zwei Gläser Kognak, dann ziehst du die alte Uniform an und gehst abends hinaus auf die Straße. Kurz nach dreiundzwanzig Uhr null-null. Und vorm Haus gehst du nach rechts!…«
    »Und wenn du einen Kosmonautenanzug anziehst, dann landest du im Weltall?! Es haut mich um!«
    »Dich haut es um?« Igor lachte. »Du trinkst doch bloß Bier, nicht mal gemischt!«
    »Möchten Sie noch etwas?« Die Bedienung war an ihrem Tisch stehengeblieben.
    Koljan sah auf das Namensschildchen, das an ihrer weißen Bluse steckte.
    »Lenotschka«, begann er vertraulich, aber nicht grob. »Für mich bitte noch ein Glas Lwower, und für ihn«, er blickte zu Igor, »fünf… nein, besser sechs Gläschen Wodka! Und [133] übrigens, wie finden Sie mich, als Mann? Das ist eine persönliche Frage! Seien Sie offen, ich muss es wissen!«
    Das Mädchen lächelte. »Sie sind eben ein Mann.« Sie zuckte die Achseln. »Der typische Bier-Fußball-Mann!«
    »Wie das?«, fragte Koljan betreten, während Igors Lächeln immer breiter wurde.
    »Na, der typische Mann… der Bier trinkt und im Fernsehen Fußball guckt… Wahrscheinlich arbeiten Sie am Computer! Ja?«
    »Wie haben Sie das gemerkt?«, fragte Koljan.
    »Ihre Finger klopfen auf den Tisch wie auf Tasten. Da, jetzt auch, sehen Sie!«, sagte das Mädchen lachend.
    Erschrocken blickte Koljan auf die Finger seiner

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