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Der Gärtner von Otschakow

Der Gärtner von Otschakow

Titel: Der Gärtner von Otschakow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Tochter blieben in dem alten Haus zurück, und Olga, Elena Andrejewna und Igor machten sich auf den Heimweg in ihre Straße. Sie hatten verabredet, schon in ein paar Tagen bei Stepan und Aljona den Einzug zu feiern.
    Etwa zwanzig Schritte vor Igors Gartentor klingelte in seiner Tasche wieder das Handy.
    »Ich bin es«, tönte an seinem Ohr die aufgekratzte Stimme des Fotografen. »Ich habe vergessen zu fragen… Das brauchen wir ja sowohl für den Katalog als auch für die Anzeige. Wie ist Ihr vollständiger Name?«
    [292] Igor blieb stehen und dachte nach. Die Mutter, schon im Garten, drehte sich um und sah ihn fragend an. Er winkte ihr zu: Warte nicht, geh schon ins Haus!
    »Hören Sie mich?«, fragte der Fotograf, der keine Antwort bekam.
    »Ja, ja, entschuldigen Sie. Ich überlege«, sagte Igor langsam.
    »Vielleicht möchten Sie nicht, dass Ihr richtiger Name unter den Bildern steht? Möchten Sie ein Pseudonym nehmen?«
    »Ja«, sagte Igor sofort. »Ein Pseudonym ist besser.«
    »Soll ich Sie später wieder anrufen? Damit Sie überlegen können?«
    »Nein, nicht nötig«, sprach Igor entschieden in den Hörer. »Notieren Sie. Wanja Samochin.«
    »Iwan Samochin?«, fragte der Fotograf zurück.
    »Nein, genau so: Wanja. Wanja Samochin.«
    »Gut, ich habe es notiert.« Die sanfte Stimme des Fotografen klang jetzt etwas ruhiger. »Und Ihr Porträt für Katalog und Anzeige entnehme ich einem der Bilder. Da gibt es eins von Ihnen en face und sehr ansprechend!«
    »In Ordnung«, stimmte Igor zu.
    26
    Gegen Abend ging Igor auf einen Spaziergang hinaus. Zuerst hatte er vor, bis zum Busbahnhof zu wandern und wieder zurück, aber im Gehen änderten sich seine Pläne. Er wollte lieber wissen, wie viele Gehminuten von ihrem Haus [293] entfernt Stepan nun wohnte. Er hatte die Ecke der schon vertrauten Straße noch nicht erreicht, da tauchte Stepan selbst vor ihm auf. Diesmal nicht mehr im Anzug, sondern in seinen gewöhnlichen schwarzen Hosen und einem Pullover, aus dessen Ausschnitt ein roter Hemdkragen herausschaute.
    »Zu uns?«, fragte Igor ihn.
    »Zu euch auch«, bestätigte der Gärtner.
    Jeder setzte seinen Weg fort. Als Igor an der Ecke ankam, sah er zurück, um zu prüfen, ob Stepan ihn nicht beobachtete. Aber Stepan war schon nicht mehr zu sehen.
    Igor spazierte an Stepans beiden Häusern vorbei und weiter bis ans Ende der Straße. Dann, auf dem Rückweg, verlangsamte er noch einmal den Schritt und besah sich in der hereinbrechenden Dämmerung den Immobilienreichtum des Gärtners. Wenn er daran dachte, fand Igor es, trotz allem, nicht normal und selbstverständlich, was in diesem letzten Monat geschehen war. Da lebte ein Mensch, nun ja, nicht obdachlos, aber führte ein zielloses Wanderleben. Ein Bursche, der ihm zufällig im Leben begegnete, half ihm, eine alte, verwischte Tätowierung an seiner Schulter zu entziffern. Die Tätowierung führte sie nach Otschakow. Von wo sie mit Koffern voller Überraschungen, Geschenken aus der Vergangenheit, zurückkehrten. Und jetzt hatte dieser Mensch sich und seiner Tochter zwei Häuser gekauft, und jener Bursche, dank dem der Wanderer reich geworden war, streifte wie eh und je durch Irpen. Nur hatte er jetzt eine Stichwunde in den Rippen und im Kopf regelmäßig Sorgen um das Schicksal einer roten Walja aus dem alten Otschakow. Na schön, den Weg in diese Vergangenheit kannte er inzwischen wie seine Westentasche. Diese »Errungenschaften« Igors ließen sich [294] mit Stepans Errungenschaften ganz und gar nicht vergleichen!
    Igor hatte kaum gemerkt, wie er bis zu dem erleuchteten Kioskfensterchen am Busbahnhof geraten war. Er nahm einen Becher Instantkaffee und trank ihn ein paar Schritte weiter.
    Auf dem Heimweg stieß er mit Nachbarin Olga zusammen. Sie lief ihm aufgeregt entgegen.
    »Ist etwas passiert?«, rief Igor ihr zu.
    Olga blieb stehen und verschnaufte ein wenig. »Ach, ich gehe einkaufen«, sagte sie.
    Aber ihren Augen sah man an, dass sie etwas anderes sagen wollte. Sie platzte direkt vor Verlangen, etwas mitzuteilen.
    »Weißt du« – sie machte eine Pause, als wollte sie Igors Neugier anstacheln. »Stepan ist da mit einem ernsthaften Antrag gekommen!«
    »Na sowas«, sagte Igor lächelnd.
    Nicht zufrieden mit Igors Reaktion, winkte Olga ab und setzte ihren Weg fort.
    Zu Hause war es ungewohnt still. Etwas hatte sich nach Stepans Auszug in der Stimmung verändert. Auch an Stepans Tochter, die die paar Tage bei ihnen gewohnt hatte, dachte Igor jetzt mit herzlichen

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