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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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kurz erschrak und zu ihm herumwirbelte, sich dann jedoch beruhigte. »Ach, Neal. Du bist es. Wo kommst du denn her?«
    Doch es geschah nicht.
    Es würde nie geschehen, denn sie war tot.
    Neal sah niemandem in dem Zimmer außer sich selbst – in dem Spiegel über der Kommode.
    Er ließ den Blick durch den sonnendurchfluteten Raum schweifen. Das Bett war ungemacht, die Decken lagen auf dem Boden, ein weißer Frotteebademantel hing über einer Ecke der Matratze.
    Er schien derselbe Bademantel zu sein, den Elise ihm nach dem Duschen gegeben hatte.
    Gehörte er Vince?
    Vinces Kleidung lag im Zimmer verstreut: Socken und ein Slip auf dem Teppich neben dem Bett, mehrere Paar Schuhe im Raum verteilt, Hosen und ein Sporthemd auf einem Stuhl, eine verdrehte Krawatte zwischen achtlos hingeworfenen Münzen auf der Kommode.
    Neal sah keine Einkaufstüte.
    Er ging am Fußende des Betts vorbei und sah durch die Glastür. Marta saß glänzend und tropfend auf dem Beckenrand und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Sue schritt seitlich durch das brusttiefe Wasser.
    Beide blickten mit besorgten Gesichtern zum Haus.
    Neal konnte Vince nicht sehen.
    Plötzlich hörte er das entfernte Quietschen und Rumpeln einer Schiebetür.
    Sein Magen verkrampfte sich. Er blieb still stehen und lauschte.
    Die Tür wurde wieder zugeschoben. Wahrscheinlich die Tür im Gesellschaftszimmer.
    Neal wartete.
    Es ist Vince.
    Wahrscheinlich ist er nur reingekommen, um ein paar Drinks zu mixen. Wenn er fertig ist, wird er wieder rausgehen.
    Neal warf einen Blick auf das Armband an seinem Handgelenk.
    Nein. Ein Besuch in Vinces Geist und Körper reichte ihm.
    Eine Bewegung draußen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er wandte den Kopf und sah Marta am Pool stehen und mit beiden Händen hinter ihren Rücken greifen. Das Oberteil ihres Bikinis löste sich. Sie nahm es ab, ließ es auf den Beton fallen und rief: »Hey Vince, komm raus. Du …«
    Ihre nächsten Worte gingen unter im Lärm der Glastür, die aufgerissen wurde.
    »… meinen Sprung vom Turm verpassen, oder?«
    Vince kam in Neals Blickfeld gelaufen. Am Beckenrand blieb er stehen und legte die Hände auf die Hüften. Er schien etwas zu Marta zu sagen, doch Neal konnte es nicht verstehen. Marta schritt am anderen Ende zu den Sprungbrettern, lächelte und winkte Vince zu.
    Mein Gott, Marta.
    Sieh sie dir an, sieh sie dir an.
    Sie tut es für mich.
    Sie sollte Vince nicht erlauben, sie so zu sehen.
    Sieh sie dir an!
    Marta begann, die Leiter des Sprungturms zu erklimmen. Er konnte sie durch die Sprossen hindurch sehen: ihre schlanken Beine; das flatternde Lederstück um ihre Hüften; ihren nackten Bauch und ihre nackten Brüste, die im Sonnenlicht glänzten; den im Schatten liegenden Hals; das ernste Gesicht; das wirre Haar von der Farbe nassen Strohs.
    Jedes Mal, wenn sie mit einem Arm nach oben griff, schien die jeweilige Brust darunter ein Stück zu wachsen.
    Steh nicht einfach rum und glotz sie an!
    Stöhnend wandte er den Blick ab. Er sah Sue im Wasser und am Beckenrand den reglosen Vince, der den Kopf zu Marta gedreht hatte.
    Neal wandte sich ab.
    Er ließ sich auf die Knie fallen und blickte unter das Bett.
    Nur Teppichboden.
    Er sprang auf und lief um das Bett herum. Eine volle Einkaufstüte würde nicht in eine der Kommodenschubladen passen. Es sei denn, Vince hatte sie zusammengepresst …
    Was, wenn sie schon im Auto liegt?
    Natürlich!
    Neal war versucht, sofort zur Garage zu gehen.
    Aber wenn ich mich irre …
    Ich suche lieber weiter, wenn ich schon hier bin.
    Doch er fürchtete sich davor, ins große Badezimmer zu gehen.
    Er wusste nicht, ob er es verkraften würde, über die Fliesen zu laufen, die mit Elises Blut beschmiert gewesen waren, über die Stelle, an der er ihren Pyjama gefunden hatte, in die Badewanne zu sehen …
    Es hat keinen Sinn, sagte er sich. Vince würde die Tüte mit dem Geld nicht im Bad verstecken. Niemand würde so etwas im Bad verstecken.
    Die Tüte ist in seinem Auto. Im Kofferraum. Das ist absolut logisch.
    Gott sei Dank nicht in der Badewanne.
    Ich gehe nicht da rein.
    Auf keinen Fall.
    Doch wenn niemand auf die Idee komme würde, eine Tüte voller Geld im Bad zu verstecken, dann wäre es ein sehr gutes Versteck.
    Ich muss nachsehen. Nur kurz reingehen und dabei nicht an Elise denken oder an das, was Glitt ihr Schreckliches angetan hat …
    Hat Vince ihn beauftragt, es auf diese Art zu tun?
    Wahrscheinlich hat er ihn nur dafür bezahlt, sie zu töten und es wie das

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