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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Türknauf und versuchte, ihn zu drehen. Es gab ein metallisches Geräusch. Abgeschlossen.
    Jones stieß ein leises Wimmern aus.
    Schnell kehrte er zur Herrentoilette zurück.
    Ich trete die beschissene Tür ein.
    Nein!, dachte Neal.
    Raus hier!
    Neal sprang aus dem Polizisten, durch die Tür und in seinen eigenen Körper. Er beugte sich vor und rutschte von der Tür weg, weil er damit rechnete, dass sie jeden Moment aufflog.
    Als er aufsprang, hörte er ein festes, aber ruhiges Klopfen. »Entschuldigen Sie«, sagte der Polizist. »Ich habe ein kleines Problem hier draußen. Wenn Sie sich ein wenig beeilen könnten …«
    Neal entriegelte die Tür und riss sie auf.
    Mr. Jones sah bleich und krank aus, doch er zwang sich zu einem Lächeln. »Ah, danke. Sie retten mir das Leben.«
    »Tut mir leid, dass Sie warten mussten.«
    Während sie aneinander vorbeigingen, sagte der Polizist: »Kein Problem. Tausend Dank. Müssen die Zwiebeln gewesen sein.«
    »Chili?«
    »Passen Sie bloß auf mit dem Zeug«, sagte Jones mit dünner angestrengter Stimme und schloss die Tür.
    Neal fand Sue draußen auf dem Parkplatz. Sie lehnte mit dem Hintern an der Beifahrertür seines Wagens. Neben ihr stand eine große Papiertüte, die oben umgeschlagen war.
    Sie grinste, als sie ihn sah. »Hey, da bist du ja«, rief sie.
    »Ja.« Plötzlich fiel ihm auf, dass er noch das Armband trug.
    Verdammt!
    Es war zu spät, um etwas zu unternehmen. Sue musste den schweren Goldreif an seinem Handgelenk bemerkt haben. Wenn er nun versuchte, ihn unauffällig in die Tasche zu stecken, würde sie sich nur fragen, warum er ihn verstecken wollte.
    Im Moment schien sie sich nicht dafür zu interessieren. Sie nahm ihre Tüte und trat zur Seite.
    »Bist du sicher, dass du mitwillst?« Neal schloss ihr die Tür auf.
    »Klar. Wie heißt du eigentlich?«
    »Neal.«
    Sie zog einen Mundwinkel hoch. »Wie der Fluss in Afrika, was?«
    »Nein, N-e-a-l.« Er öffnete ihr die Tür und trat zurück.
    »Also, ich bin Sue, aber das weißt du bestimmt schon.« Sie tippte mit dem Zeigefinger auf das Namensschild an ihrer Brust. »Das bin ich, Sue. Nicht, dass du glaubst, meine Titte würde so heißen.«
    Verblüfft schüttelte er den Kopf.
    »Ich sag das nur wegen den Typen, die sich für besonders schlau halten und mich fragen, wie meine andere Brust heißt.«
    »Das würde ich nie tun.«
    »Tja, dann bist du wohl ein Gentleman.«
    »Übertreib es mal nicht gleich.«
    Sie stieg ein und legte sich die Tüte auf den Schoß. Neal schloss die Tür.
    Er ging um das Auto herum und setzte sich auf den Fahrersitz. »Möchtest du … bei dir zu Hause vorbei, ehe wir losfahren?«
    »Nö.«
    »Willst du nicht irgendwelche Sachen einpacken oder …«
    »Ich habe alles, was ich brauche.« Sie tätschelte die Tüte.
    Neal ließ den Motor an und fuhr zurück zur Straße. »Du reist mit leichtem Gepäck«, sagte er.
    »So bin ich eben. Alles, was ich brauche, ist meine Jeans und so. Normalerweise zieh ich mich bei Sunny’s auf dem Klo um. Ich hab keine Lust, wie eine Kellnerin auszusehen, wenn ich durch die Stadt latsche. Ehe man sich’s versieht, nerven die Leute einen damit, dass sie Burger und Milchshakes wollen.«
    Neal lachte. »Das würde mir auch nicht passen.« Er hielt an der Kreuzung. »Musst du vorher noch bei jemandem vorbei?«
    »Nein.«
    »Bei deinen Eltern oder …«
    »Viel Spaß bei der Suche.«
    »Aha. Okay. Du lebst also allein?«
    »Nur wir drei. Ich, ich und nochmals ich.«
    »Verstehe.« Er bog auf die Straße und fuhr zur Schnellstraße.
    »Und bei dir?«, fragte Sue.
    »Dieselben drei.«
    »Keine Familie?«
    »Doch, aber sie leben in San Francisco. Ich wohne übrigens in L. A.«
    »Verheiratet?«
    »Meine Eltern?«
    »Ha! Du Spaßvogel!« Sie streckte den Arm aus und stieß ihm mit dem Finger gegen die Schläfe. »Ob du verheiratet bist.«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Hast du eine Freundin?«
    »Ja.«
    »Wie heißt sie?«
    »Marta.«
    »Ist sie das Mädchen, das in den See gefallen ist?«
    In den See gefallen? Wovon zum Teufel redet …
    Mit einem Mal erinnerte er sich an die Lüge, mit der er die Kratzer an seinen Armen erklärt hatte. »Ja, das war Marta.«
    »Wieso ist sie nicht bei dir?«
    »Sie muss arbeiten.«
    Sue zuckte mit den Schultern. »Ich auch, aber davon lass ich mich nicht aufhalten, jedenfalls nicht, wenn ich jemanden finde, der mich zu The Fort mitnehmen tut.«
    »Du scheinst ja ziemlich scharf darauf zu sein. Warum warst du noch nicht da?«
    »Ich

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