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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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schälen. »Geschafft.« Die Stimme der Gauklerin. »Heidelberg liegt hinter uns. Heilige Jungfrau, du bist ja ganz nass!«
    Susanna konnte es kaum fassen: Heidelberg lag hinter ihr. Doch was, fragte sie sich, was lag jetzt vor ihr?

5
    D er Obrist ließ aufsitzen und befahl das Schlosstor zu öffnen. Die Angeln der Torflügel quietschten und knarrten. Ein Hauptmann hob die Rechte, die Kolonne der Pferde und Wagen setzte sich in Bewegung. Hinaus aus dem Schloss ging es und hinunter ins Städtchen. Die Spätsommersonne strahlte am wolkenlosen Himmel, und eine warme Brise wehte von Osten. Es war erst später Vormittag, und dennoch schwitzte Hannes schon unter seiner burgundischen Sturmhaube, seinem Nackenschutz und Rindslederwams.
    Der Obrist Bartholomäus Schmid, sein Feldprediger David Forgeon und sein Cornet ritten an der Spitze. Direkt hinter ihnen befanden sich zwei Gefangene zwischen zwei Rittmeistern. Knapp hundert Reiter, etwas mehr als dreihundert Mann zu Fuß und mindestens zwanzig Gespanne mit Frauen, Kindern, Verwundeten und Gepäck folgten. Hannes ritt mit der Nachhut. Keinen der Reiter um ihn herum hörte er ein Wort sagen. Das Schlosstor ließen sie hinter sich offen stehen.
    Eingehüllt in Hufschlag, Wagenrattern und Schrittlärm trabte, rollte und marschierte der Tross ins Städtchen hinab. Kein Musketier in der Kolonne, der sein Rohr nicht mit Pulver und Blei gestopft, kein Dragoner und Arkebusier, der seinen Karabiner nicht geladen hatte. Einige Musketiere hatten Kugeln in den Mund gesteckt und ihre Lunten angezündet, um ihre Waffen rasch abfeuern und nachladen zu können, wenn es darauf ankommen sollte. Hannes sah viele, deren Fäuste mit den Knäufen ihrer Degen und den Schäften ihrer Spieße zu verwachsen schienen. Auch seine kurze Radschlossmuskete hing schussbereit am Bandelier, und auch seine Rechte fuhr unwillkürlich zum Degengriff.
    Unten in Dilsberg, am Fuß des Schlossberges, warteten die Bayern.
    Die Festung Dilsberg unterstand dem Kommando des Holländers van der Merven. Der hatte kapituliert und Heidelberg dem General Tilly übergeben. War die Residenzstadt in Feindeshand, musste die gesamte Rheinpfalz als verloren gelten. Also kapitulierte auch der Obrist Bartholomäus Schmid.
    Einen Tag lang hatten die Übergabeverhandlungen gedauert. Freien Abzug der gesamten Festungsbesatzung einschließlich ihrer Familien und Verwundeten hatte Bartholomäus Schmid ausgehandelt. Jeder durfte an Hab und Gut mitnehmen, was er außer der Waffen tragen konnte; keine weiteren Zahlungen, keine Plünderung des Städtchens Dilsberg, keine Drangsalierung seiner Bewohner. Dafür hatten die Besiegten sämtliche Gefangene freizulassen und das Schloss samt allem, was sich in seinen Mauern befand, den Siegern zu übergeben; dazu gehörten immerhin eine stattliche Anzahl von schweren Kanonen und nicht wenige Pferde.
    Dennoch: Mehr konnte man nicht erwarten. Nach den schlimmen Nachrichten aus Heidelberg sowieso nicht. Aber würden sie sich auch daran halten, die Bayern? Man wusste ja, was vor ein paar Tagen in der Residenzstadt geschehen war, als van der Merven mit seiner Garnison abzog: Kaum hatten die Besiegten das Heidelberger Schloss hinter sich gelassen, wurden sie von Tillys Soldaten angegriffen. Von Prügeleien war die Rede, von Schießereien, von Verletzten und sogar Toten. Der General Tilly selbst musste mit blankem Degen dazwischengehen, um Engländer und Kurpfälzer vor seinen eigenen Leuten zu schützen. Hannes war dabei gewesen, als ein Späher dem Obristen Schmid berichtete, wie es van der Merven und seiner Garnison ergangen war. Bis nach Weinheim hinauf hatte der Tilly sie eskortierten müssen, damit sie ihre Haut heil nach Frankfurt tragen konnten.
    Nach Frankfurt wollte der Obrist Schmid nicht. Erst einmal zog es ihn nach Süden in die verbündete Markgrafschaft Baden-Durlach, und das möglichst ohne bayrische Eskorte. In Bretten dann wollte er auf weitere Befehle aus Mannheim warten; von einem englischen General, dessen Namen Hannes sich nicht gemerkt hatte.
    Hannes wollte auf keine weiteren Befehle warten, wollte auch nicht nach Baden-Durlach. Sein Ziel hieß Heidelberg.
    Im Augenblick jedoch reichte die Zukunft nur wenige Pferdelängen weit. Ob sie es überhaupt aus dem Städtchen schaffen würden? Kaiserlich-bayrische Truppen hatten es eingekreist. Darunter auch eine der berüchtigten kroatischen Kompanien. Viele Soldaten, mit denen Hannes nach der offiziellen Kapitulation gesprochen hatte,

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