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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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auf die Seite der Sieger! Kehrt um, ihr braven Soldaten! Maximilian von Bayern,die Heilige Jungfrau, der liebe Gott und der Kaiser werden’s euch lohnen …!«
    Mit solchen und ähnlichen Lockrufen versuchten sie auch noch die letzten Soldaten des kleinen, kurpfälzischen Heeres zum Fahnenwechsel zu verlocken. Hannes hörte längst nicht mehr zu.
    Nach Heidelberg reiten, nach Susanna suchen, die Mörder meiner Familie erschlagen.
    Mit einer einzigen Entscheidung konnte alles möglich werden. Langes Zaudern war noch nie die Sache von Hannes Stein gewesen: Von einem Augenblick zum anderen sah er den Weg – also ging er ihn. Als die Nachhut das Stadttor erreichte, lenkte er sein Pferd aus der Reiterschar hinaus. »Grüßt mir den Obristen und den Feldprediger! Ich kann nicht anders, sagt ihnen das. Beide wissen, warum.« Er ritt am Turm vorbei, während die anderen durch das Tor hindurch zum Städtchen hinaustrabten.
    Zurück am Werbeplatz stieg er von seinem Rappen und reihte sich vor einem Musterungstisch unter die Wartenden ein. Die anderen Männer der Schlossgarnison, die sich einschreiben lassen wollten, erkannten ihn. Man warf sich verstohlene Blicke zu, doch keiner sprach den anderen an.
    Auch Hannes schämte sich, wenn auch nur wenig und ausschließlich wegen des Obristen Schmid und seines Feldpredigers. Den einen achtete, ja verehrte er, dem anderen, David Forgeon, hatte er viel zu verdanken. Gemeinsam mit dem Tod hatte der Feldprediger an seinem Krankenlager gewacht. Manchmal ganze Nächte lang. Wachte und überredete Hannes, der sich längst dem Tod ergeben hatte, wieder zum Leben. Sie waren nicht verwandt, hatten einander nie zuvor gesehen. Warum tat ein Mensch so etwas? Hannes wusste keine Erklärung.
    Tillys Soldaten um ihn herum plauderten über den Wein vom Vorabend, den Wildschweinbraten, den man ihnen für den Nachmittag in Aussicht gestellt hatte, die schöne Landschaft des Neckartals, den ungewöhnlich milden Herbst. Sie scherzten,schlugen den Überläufern wohlwollend auf die Schultern, gratulierten hier zur klugen Entscheidung, warnten da schon einmal vor dem strengen Feldwebel der Kompanie.
    Landsknechte respektierten einander – auch wenn sie tags zuvor noch unterschiedlichen Kriegsherren gedient und aufeinander geschossen hatten. Einer wusste um den schweren Beruf des anderen. Und alle fürchteten sie im Grunde nur den einen, denselben Feind: den Tod.
    »Die Vögel brüten schon zum zweiten Mal heuer«, hörte Hannes einen Österreicher neben sich sagen.
    »Die Kirschen und Pflaumen blühen auch wieder«, antwortete ein Kurpfälzer, der gerade seine Verpflichtung unterschrieben hatte. »Geht das denn mit rechten Dingen zu?«
    »Ein gutes Zeichen«, antwortete ihm ein Bayer. »Lasst es mich deuten, Brüder: Auch das Siegerglück wird uns noch einmal blühen, bevor der Winter kommt!« Die anderen bekräftigten seine Erklärung, schlugen ihm auf die Schulter oder bekreuzigten sich. Und dann war Hannes an der Reihe.
    »Er will künftig unter General Graf von Tillys Befehl seine Arbeit tun?« Der Werbeoffizier sah ihn fragend an.
    Hannes nickte. »Bin katholisch getauft. Guckt nach im Taufregister von Speyer.«
    Der Offizier schmunzelte, die gemeinen Soldaten, die es gehört hatten, lachten schallend. Einer strich Hannes über das lange Blondhaar. »Wie ein Osmane siehst du wirklich nicht aus!« Und wieder Gelächter.
    »Katholisch getauft also«, sagte der Offizier schließlich. »Gut so. Doch wir fragen hier nicht, ob einer sich bekreuzigt beim Gebet oder wie er die Heilige Kommunion feiert.« Er lugte nach Hannes’ Radschlossmuskete und deutete an ihm vorbei zu seinem Rappen. »Wir fragen nach Seinem Pferd und Seinen Waffen und ob Er damit was anzufangen weiß.«
    »Verlasst Euch drauf.« Hannes sah sich unter den Männernum, lauter neugierige Blicke trafen ihn. »Hab als Corporal und Dragoner gedient unter Schmid.«
    Einer mit weißem Kragen, in teurem Samtkasack und mit Spitzen in den Stiefelschäften stand zwischen zwei Tischen. Der musterte Hannes kühl und von oben bis unten; der ranghöchste Offizier auf dem Werbeplatz vermutlich. Auf dessen bloßes Nicken hin traten zwei Bayern zu Hannes, nahmen ihm Radschlossmuskete und Seitengewehr ab, betrachteten beides, prüften auch seine Pulver- und Kugelsäckchen. Zwei andere untersuchten seinen Rappen, sein Gepäck und auch seinen Rindslederkoller, den Hannes wegen der Hitze ausgezogen und hinter den Sattel geschnallt hatte. Einer zog seinen

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