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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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die Böhmen auf seine Seite gestellt hatte. Der Herr Graf machte sich Hoffnung auf eine Burg an der Oder, und der junge Freiherr von Torgau rechnete sich aus, dass der Kurfürst seinen Vater mit einem weiteren Gut bedenken würde. Mathis war dessen einziger Sohn und folglich Alleinerbe.
    Schließlich kamen sie auf die bevorstehende Beförderung zu sprechen – von Torgau sollte vielleicht ein eigenes Fähnlein bekommen, wenigstens aber Leutnant werden. Den Rittmeister von Herzenburg hatte sein Obrist für einen Posten als Obristleutnant vorgeschlagen. Keine üblen Aussichten alles in allem.
    Mittlerweile verdrängte die Dunkelheit das letzte Tageslicht. Die ersten Reiter ihrer Kompanie kamen zurück. Fackelträger ritten ihnen voran. Auf einem Wagen fuhren die Männer mehrere große Weinfässer unter das Tor. Die hatten sie im Keller eines der unversehrten Steinhäuser gefunden. Es gab großes Hurra und Halleluja, und von Herzenburg schickte Reiter los, um Gläser, Becher und Krüge zu beschaffen.
    Bald darauf kehrte ein Corporal mit seiner Rotte zurück und brachte Würste und Schinken mit. Die hatten seine Männer in einem steinernen Räucherofen neben einem niedergebrannten Haus entdeckt. Anderen war es gelungen, hinter einer Dreschhalle bei einem Löschteich ein paar fette »deutsche Herren« einzufangen – so nannten die bayrischen Reiter Enten –, und ein Corporal brachte sogar einen Stohbutz mit an das Tor; »Strohbutz« hieß unter Landsknechten die Gans.
    »Morgen geht’s gegen die Zitadelle!«, rief der Rittmeister seinen Männern zu. »Arbeit genug! Feiern wir erst einmal den heutigen Sieg!«
    Seine Arkebusiere jubelten, zündeten zwei große Feuer auf der Straße rechts und links des Tores an, schlachteten die Enten und die Gans, schnitten den Schinken auf und stachen die Fässer an. Bald floss der Wein in Strömen, und Reiter und Landsknechte anderer Kompanien gesellten sich dazu, brachten gar eine Kuh und ihr Kalb mit. Und es gab noch mehr Braten und noch mehr Wein. Die Männer schlemmten und soffen, scherzten und lachten.
    Bald erinnerten nur noch die vom Mond beschienenen Silhouetten der Zitadelle und der Brandruinen an den Krieg. Doch die musste ja keiner anschauen, wenn er nicht wollte.
    Auch für den Rittmeister rückte der Krieg für ein paar Stunden in die Ferne, und Dinge, an die er selten und ungern dachte, schlichen sich ihm ins Bewusstsein; da half auch der Wein nichts.
    »Sobald wir Frankenthal genommen haben, muss ich zurück nach Heidelberg«, erklärte er nach dem dritten Becher. »Begleitest du mich, Mathis?« Sie saßen zu zweit auf dem Wehrgang, blickten auf das Treiben der Männer hinab. Die hatten mittlerweile Karten und Würfel ausgepackt.
    »Bis Frankenthal fällt, könnte das Jahr zu Ende gehen, Max. Das Pack dort hat sich schon gegen den Córdoba recht wacker geschlagen.« Aus einer großen Kupfervase schenkte von Torgau Wein nach. »Was hast du in Heidelberg zu schaffen, mein Freund?«
    »Der Herr Graf ist unterwegs dorthin. Bald wird er mich im Schloss erwarten.«
    »Dein Vater?« Sie stießen an und tranken. »Er wird Quartier im Schloss von Heidelberg nehmen?«
    »Das Quartier verdankt er seiner Nichte, der hochwohlgeborenen Gattin unseres durchlauchtigsten Prinzen, Obrist von Krötenschädel.« Der Rittmeister winkte einem Gefreiten in der Wachstube, verlangte noch mehr Räucherwürste und einen weiteren Krug Wein.
    Tatsächlich residierte Maria von Bernstadt seit neuestem im Heidelberger Schloss. Angeblich wollte sie überwintern in der eroberten Residenzstadt und im Frühling dann über das Königreich Frankreich nach London weiterreisen. Der englische Komödiant schien eine weit größere Anziehungskraft auf seine Cousine auszuüben, als sie zugab. Wie auch immer: Über ihren Prinzen hatte sie dafür gesorgt, dass auch ihr Onkel, der Graf von Herzenburg, im Schloss absteigen konnte. Maximilian würde sie wiedersehen; doch nicht einmal dieser Lichtblick tröstete ihn über die finstere Aussicht hinweg, bald seinem Vater gegenübertreten zu müssen.
    »In der Grafschaft und auf dem Weg durch das Reich soll er schon an die dreihundert Mann geworben haben, ein Drittel zu Pferd«, berichtete der Rittmeister. »Mit einem Patent unseres Kurfürsten, wie er mir schrieb, und teilweise auch mit dessen Geld.« Der Rittmeister leerte seinen Becher auf einen Zug.
    »Immer noch derselbe knochenharte Rittersmann«, feixte Mathis. Maximilian antwortete nicht, starrte nur finster die

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