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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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geholfen hatte, seine jüngste Kuh bei einer strengen Geburt von einem Stierkalb zu entbinden, behandelte er ihn und seine Gaukler wie Familienmitglieder. Rübelrap und Lauretta durften sogar hinter seinem Kachelofen schlafen. Nach dem Essen legten sich alle zur Nachtruhe nieder.
    Susanna lag auf einem Strohsack in einer Kammer zwischen Haus und Stall, in der bis in den Herbst hinein eine Magd gewohnt hatte. Sie schrieb in ihr Buch. Ein paar Sätze an Hannes, wie meistens. Sie erzählte ihm von der schönen Christmette.
    Eine Öllampe brannte auf einem Hocker neben ihr, am kleinen Fenster schimmerten Eisblumen. Bald musste sie Buch, Feder und Tintenfass wegpacken – zu klamm fühlten ihre Finger sich an.
    Sie fror, wickelte sich fester in Mantel und Bärenfell und dachte an Hannes, an die Christmette in der Dorfkirche und an die angstvolle Stunde in der Heilig-Geist-Kirche, damals im belagerten Heidelberg, als draußen der Orkan tobte und sie dem Heiland versprach, ihm für immer zu dienen, falls er sie rettete. Vergeblich versuchte sie, sich des genauen Wortlauts ihres Versprechens zuerinnern. Am Fußende ihres Schlaflagers lag, halb unter dem Bärenfell, die Katze und wärmte ihr die Füße.
    Das Bärenfell – ihm hatte sie ihre Rettung zu verdanken. Oder nein: Dem Mann, der die Bärin getötet hatte. Auch falsch: Gott allein verdankte sie ihre Rettung. Denn hatte er nicht durch ein Wunder dafür gesorgt, dass David und sein Tanzbär in jenes Haus an der Schlossstraße kamen, als drinnen rohe Landsknechte schon anstanden, um über sie herzufallen? Sie dachte an David und stellte sich vor, er wäre nur ein paar Minuten später gekommen oder gar nicht. Ihr schauderte.
    Bald zitterte sie unter ihrem Bärenfell, so sehr fror sie. In der Kammer links von ihrer hörte sie Stephan und die Landgräfin erst reden, dann kichern, schließlich ächzen und stöhnen. Die beiden hatten es gut, sie konnten einander wärmen. Susanna klapperten die Zähne. In der Kammer rechts hatte bis Allerheiligen ein Knecht gewohnt, jetzt schlief David dort.
    Irgendwann hielt Susanna es nicht mehr aus vor Kälte – sie stand auf, klemmte das Bärenfell unter den Arm, nahm die Öllampe und schlich auf Zehenspitzen in Davids Kammer hinüber. Die Katze huschte neben ihr her.
    David schreckte aus dem Schlaf hoch, als sie vor seinem Lager stand. »Du? Was ist geschehen?« Er starrte sie an wie eine Erscheinung.
    »Noch nichts.« Über ihn hinweg stieg sie auf sein Lager. »Doch noch ein paar Minuten, und ich erfriere.« Zwischen Wand und Mann streckte sie sich aus und deckte sich mit dem Fell zu. »Wärme mich.« Mit dem Rücken schob sie sich an ihn. »Nur wärmen, hörst du? Sonst gar nichts.« Die Katze rollte sich auf ihren Füßen zusammen.
    »Ist gut.« David drückte sich an sie und nahm sie in die Arme. Sie spürte, wie er vermied, ihre Brüste zu berühren. »So?« Sie nickte stumm.
    Eine Zeitlang lagen sie schweigend, und als Susanna merkte,dass sie kaum Angst empfand, versuchte sie, sich zu entspannen. Noch immer war ihr kalt. Sie spürte das Fell, dachte an die alte Bärin, der es gehört hatte, und daran, wie das Tier Stephan geholfen hatte, den kleinen jüdischen Jungen zu retten. Marianne hatte ihr die Geschichte erzählt.
    »Wieso bist du ausgerechnet an der Schlossstraße gewesen, als die Papisten kamen?« Unter dem Fell tastete sie nach seiner Hand. »Warum bist du ausgerechnet in dieses Haus gekommen?«
    »Ich habe dich gesucht.« Sie spürte, wie er mit den Schultern zuckte. »Oben, auf dem Weg zum Schloss, habe ich dich ja oft gesehen, vielleicht hat es mich deswegen dorthin gezogen. Vielleicht auch, weil ich hörte, dass die Kurpfälzer mit einigen Bürgersfrauen ins Schloss hinauf flohen.« Er schwieg. Susanna dachte über seine Worte nach. »Oder die Vorsehung trieb mich in das Haus.«
    »Vorsehung?« Susanna verstand nicht gleich, wollte vielleicht auch nicht verstehen.
    »Glaubt ihr Reformierten nicht, dass Gott alles vorherbestimmt hat?«
    Die Verblüffung verschlug ihr zunächst die Sprache. Daran hatte sie noch nie gedacht. »Doch«, gab sie schließlich zu. »Und ich friere immer noch.«
    »Du musst den Mantel ausziehen. Anders kann meine Wärme nicht in deinen Körper.«
    Für einen Moment glaubte sie, die Angst käme zurück, und sie wollte protestieren. Doch alles blieb ruhig in ihrer Brust, höchstens, dass ihr Herz ein wenig schneller schlug. Jedoch nicht vor Angst. Sie schälte sich aus dem Mantel, drückte sich

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