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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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zahlen lassen! Mich und dich!« Sie schlug sich erst an die Brust und deutete dann auf ihn. »Wir müssen ihm zuvorkommen – ist dir das nicht klar?«
    »Was soll ich denn tun, Maria?« In einer ratlosen Geste breitete Maximilian die Arme aus. »Irgendwo im Stift Bremen kämpft dein Gatte an Tillys Seite gegen die Dänen, und ich muss hier unten in Dessau die Stellung halten, den ganzen Winter über.«
    »Lass dir etwas einfallen! Bald! Bevor er mich enterbt.« Sie kam näher, beugte sich zu ihm hinunter und senkte die Stimme. »Hast du nicht selbst gesagt, dass im Krieg auch hohe Offiziere auf der Wallstatt zu bleiben pflegen?«
    »Was willst du damit sagen, Maria?« Maximilian verstand genau, doch was sie da andeutete, machte ihn frösteln. Er stellte sich dumm.
    »Du bist ein kluger Kriegsmann, Max.« Sie ging zum Fenster, blieb davor stehen und starrte in die Dunkelheit hinaus. »Du wirst eine Möglichkeit finden, dem Schicksal ein wenig nachzuhelfen.« Und an ihn gewandt fügte sie hinzu: »Du musst eine finden.«
    »Ausgeschlossen. Wie soll das gehen …?«
    »Gütiger Himmel!« Sie eilte zu ihm, stemmte die Fäuste in die Hüften, beugte sich zu ihm herunter. »Was bist du für ein Zauderer!« Sie sah ihm in die Augen, ihre Miene war jetzt hart. »Ichan deiner Stelle wüsste längst, was ich zu tun hätte, wäre der Herr Graf mein Vater.« Sie flüsterte beinahe. »Ich würde nicht wie du Jahr um Jahr hinauszögern, was zu tun ich meiner Schwester und meiner Mutter schuldig bin.«
    Maximilian starrte sie mit offenem Mund an. Die jähe Wendung des Gesprächs verschlug ihm den Atem.
    Maria richtete sich auf und ging zurück zum Fenster. »Und wenn ich ein Kriegsmann wäre und meiner Base Schande drohte, wüsste ich auch längst, wie ich ihr helfen und dabei noch einem Duell zuvorkommen könnte.«
    Maximilian legte den Kopf zurück gegen die Lehne, schloss die Augen und blies geräuschvoll die Luft aus den Backen. Offener konnte Maria ihn nicht mehr zu einem Mord auffordern. »Ja, ich bin ein Zauderer«, seufzte er. »Ja, du hast ja recht. Vielleicht berührt er mich deswegen so, der Prinz von Dänemark.«
    »Unsinn!« Sie fuhr herum. »Anfangs hielt ich ihn auch dafür, doch Hamlet ist gar kein Zauderer – er hat allen Grund daran zu zweifeln, dass der Geist aus dem Fegefeuer kommt, er kann zunächst gar nicht anders, als ihn für einen Dämonen zu halten. Also prüft er die Mordvorwürfe, und als es keinen Zweifel mehr gibt, dass sein Onkel seinen Vater ermordet hat, zögert er die Entscheidung nur aus einem einzigen Grund hinaus: aus Rücksicht auf seine Mutter und aus Liebe zu ihr.«
    Wieder kam sie zu ihm und streckte Arm und Zeigefinger nach ihm aus. »Du aber hast nichts mehr zu prüfen! Du weißt, was dein Vater getan hat!« Wie eine Anklägerin stand sie vor ihm, wie ein Racheengel. »Und du weißt, was der Prinz mir angetan hat, und was er in Kürze weiterhin tun wird, weißt du auch.« Sie schlug sich an die Brust. »Hier bin ich. Wo ist deine Rücksicht auf mich? Wo deine Liebe?« Sie faltete die Hände und schüttelte sie wie flehend vor der Brust. »Tu einmal, was dein Herz dir gebietet, Max! Ein einziges Mal!«
    Maximilian wich ihrem Blick aus, beugte sich über seine Knie,starrte finster zu Boden. Er knetete die Finger, fühlte sich in die Enge getrieben. »Du willst das Erbe, weiter nichts.«
    Maria packte ihn im Haar, riss seinen Kopf hoch und drückte ihn zurück in den Sessel. »Leben will ich!« Ihre Kraft erschreckte ihn. Sie ließ ihn nicht los, kniete schier auf ihm. »Und wenn du es auch willst, greif zu!« Sie zischte flüsternd. »Wir werden teilen. Die Hälfte meines Erbes soll dir gehören. Du bekommst es schriftlich, wenn du willst.«
    Er schluckte, dachte fieberhaft nach. »Wie gesagt – er kämpft mit Tilly oben an der Weser, und mein Befehl bindet mich …«
    »Lass dir etwas einfallen! Beide haben wir uns voneinander genommen, was wir brauchten. Ein Witz, dass sie uns beobachtet hat, als gar nichts geschehen ist. Doch so ist es nun einmal.«
    Sie ließ ihn los, erhob sich von seinen Schenkeln, ging um den Tisch und sank in ihren Sessel. »Ich will nicht glauben, dass du ein Feigling bist, Max.« Mit der Faust klopfte sie im Rhythmus ihrer Worte auf die Armlehne. »Ich – will – es – nicht – glauben!« Ihr feuriger Blick bohrte sich in seinen. »Und ich erwarte von dir, dass du handelst.«
    Hatte er sie jemals so erlebt? Er betrachtete sie, blinzelte, dachte nach.

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