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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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Hufschlag von Des Fours Kürassieren, schon hörte Hannes die Angreifer ihr »Jesus Maria!« brüllen, und dann griffen die Stoßkeile kaiserlicher Kürassiere und dänischer Blöcke aus Pikenieren, Musketieren und Arkebusieren krachend, brüllend und rauchend ineinander – wie Einzelteile einer mächtigen Maschine, die, einmal in Gang gesetzt, kein Zurück mehr kannte, die nur noch gnadenlos zermalmte oder zermalmt wurde.
    Die ersten dänischen Entsatzkompanien ritten aus dem Wald, schlugen die fürchterliche Attacke zurück. Bald erschienen auch die Angriffsspitzen des Königs und seines Ersten Generals auf der Ebene. Die dänischen Waffenblöcke und Schlachtreihen konnten sich formieren. Am späten Vormittag begann erst die kaiserliche, dann die dänische Artillerie sich auf die jeweils gegnerischen Reitereien einzuschießen. Die dänische auf die Kompanien des Prinzen von Bernstadt und des Grafen von Herzenburg, wie Hannes trotz des Schlachtgetümmels erfuhr.
    Sechs kaiserliche Kompanien griffen die dänischen Batterien an. Maximilian von Herzenburgs Kompanien. Doch die dänischeVorhut unter dem General Fuchs schlug sie mit Leichtigkeit zurück – genau so war es abgesprochen.
    General Fuchs und der Dänenkönig stürmten mit ihren Regimentern durch die kaiserlichen Reihen hindurch bis zu den feindlichen Geschützbatterien und eroberten viele. Hätte der General Tilly sich nicht persönlich seinen fliehenden Landsknechten in den Weg gestellt, hätte er die Schlacht gewiss verloren. Doch der kleinwüchsige Feldherr führte sie eigenhändig zurück in den Kampf und schloss mit großer Umsicht und unter Einsatz seines Lebens die entstandenen Lücken.
    Mit Macht griffen nun die kaiserlichen und bayrischen Reiterregimenter an. Hochrangige dänische Heerführer starben: der dänische General Solms, der Landgraf Philipp von Hessen und schließlich sogar der General Fuchs.
    Als die dänischen Reiter, Musketiere und Pikeniere davon erfuhren, lösten sich ihre Schlachtreihen nach und nach auf; niemand fand sich mehr, um die schwere Niederlage für König Christian noch abzuwenden. In wilder Flucht versuchten Reiter und Fußvolk sich zu retten. Viele Reiter flohen Richtung Wolfenbüttel, mehr als zweitausend Mann dänischen Fußvolks rannten Hals über Kopf nach Lutter und verschanzten sich dort. Die Bayern und die Kaiserlichen verfolgten sie, umzingelten das Dorf und beschossen es.
    Hannes, Friedrich und der Obrist von Mosbach schlossen sich den knapp fünfhundert Reitern an, die mit dem Dänenkönig nach Wolfenbüttel fliehen wollten. Hannes ritt neben von Mosbach, drängte ihn ab und riss ihn schließlich vom Pferd. Niemand achtete auf sie, jeder war nur damit beschäftigt, seine eigene Haut zu retten.
    Mit vereinten Kräften überwältigten Friedrich und Hannes den Obristen, fesselten und knebelten ihn. Voller Hass starrte von Mosbach vor allem den Friedrich an. Dem war gar nicht wohl in seiner Haut. »Ihr werdet frei sein und leben«, versicherte Hannes dem Obristen, während er ihm den gefalteten Schlachtplan aus seinem Koller kramte. »Ich hab es meinem Bruder schwören müssen.«
    Still lagen sie am Waldrand, lauschten dem verebbenden Schusslärm, sahen Krabaten vorbeireiten, die verwundete Dänen töteten. Später erfuhr Hannes, dass Tilly selbst den Befehl gegeben hatte, die Dänen zu verfolgen und jeden niederzuhauen, den man erwischen konnte. Ein Geschäft, in dem die Krabaten längst zu trauriger Berühmtheit gelangt waren.
    Krabaten waren es dann auch, die Hannes und Friedrich und ihren Gefangenen gegen Abend entdeckten. Mit grimmigen Gesichtern und blanken Klingen in den blutigen Fäusten stapften sie auf die drei zu. Hannes schwang von Mosbachs weiße Halskröse als Zeichen der Kapitulation. »Jesus Maria!«, schrie er den blutrünstigen Kriegern entgegen.
    Sie gehörten zum Regiment des kroatischen Obristen Isolanos, und ihr Anführer, ein Feldwebel, erkannte ihn. »Leutnant Johannes Stein!« Hannes brüllte seinen Namen aus Leibeskräften. »Kompanie Staudinger, Regiment von Brüggen und von Herzenburg! Ich habe hier zwei Gefangene – die muss ich persönlich zum General Tilly und zum Feldmarschallleutnant Des Fours bringen, um ihnen einen Verrat anzuzeigen!«
    *
    Wie die Krähen über das Aas, so fielen die Leute über das Schlachtfeld her. Tausende Frauen, Kinder, Halbwüchsige und einige Männer in vorgerücktem Alter gingen von Leiche zu Leiche, von Verwundetem zu Verwundetem und – falls die

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