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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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setzten sich. Er selbst ging zum Unterstand seines Obristen, beugte sich hinein und ging zwischen den anderen in die Hocke. Fast eine halbe Stunde kam er nicht zurück.
    Hannes beobachtete die Schattenrisse der Offiziere – sie schienen in ein dringendes Gespräch vertieft. Er sah sie gestikulieren und immer wieder auf das Papier deuten. Nur einer hockte kerzengerade, beugte sich über gar nichts, gestikulierte auch nicht. Ganz am Schluss erst wechselten die anderen ein paar Worte mit ihm.
    Gleich darauf sah Hannes die Gestalt dieses Mannes sich erheben. Als Erster verließ er den Unterstand, und einen kurzen Atemzug lang, als er die Eingangsplane wegschob, um hinauszutreten, lag das matte Licht der Öllampe auf seinen Zügen. Dann setzte er den Hut auf und zog ihn tief in die Stirn.
    Hannes erkannte ihn sofort: von Herzenburg. Vielleicht hätte er ihn auch am Gang erkannt, als er, eskortiert von zwei Dragonern, in der Dunkelheit des Waldes eintauchte.
    Mit offenem Mund und ohne zu atmen, hockte Hannes zwischen den Trabanten seines Bruders und starrte die Umrisse der Baumstämme an, zwischen denen der Obristleutnant verschwunden war. Was geschah hier?
    Endlich beugte Friedrich sich aus dem Unterstand und winkte. Die beiden Trabanten bedeuteten Hannes aufzustehen, nahmen ihn in ihre Mitte, gingen zum Obristenunterstand und schoben ihn hinein.
    Er setzte sich, sah noch, wie der Obrist ein Papier faltete und es in seinen schwarzen Reitermantel steckte. »Er ist gut katholisch?«, sprach einer der Offiziere Hannes sofort an, ein brandenburgischer Obristwachtmeister, wie Hannes von Friedrich wusste.
    »Ich bin katholisch getauft«, antwortete er.
    »Ist Er so gut katholisch wie sein geharnischter Mönch?«, fragte der Obristwachtmeister. Er musterte Hannes feindselig. »Oder so gut katholisch wie der geldgierige Blutsäufer aus Friedland, dem Er schon seit zwei Jahren dient?«
    »Ich bin katholisch getauft«, wiederholte Hannes stoisch. »Und groß geworden bin ich in einem reformierten Land.«
    »In den Augen Seiner Generäle sind wir Evangelischen weiter nichts als Ketzer!« Der feindselige Brandenburger ballte die Fäuste. »Ketzer, die es auszurotten gilt wie die zur Zucht untauglichen Schafe im März!«
    »Sein Bruder denkt daran, evangelisch zu werden«, sagte ein zweiter Offizier, ein dänischer Obristleutnant. »Und Er? Denkt Er auch daran?« Er sprach mit hartem dänischem Akzent.
    »Nein.« Die Mienen der beiden verdüsterten sich. Dem Obristen, der noch immer schwieg, schossen die Brauen nach oben. »›Hauptsache, dem lieben Gott vertraut und seinen Geboten gehorcht‹, pflegte unser Vater zu sagen.« Hannes blickte erst dem Brandenburger ins Gesicht, dann dem Dänen. »Übrigens haben ihn Evangelische erschlagen, die für den katholischen Tilly ritten.«
    »Katholisch oder evangelisch«, beeilte Friedrich sich zu sagen, der die gereizte Stimmung spürte. »›Gott sieht das Herz an‹, heißt es nicht so? Ist der Unterschied denn wirklich so groß?«
    »Das will ich meinen, dass der Unterschied groß ist zwischen einem Papisten und einem, der auf dem Boden der Heiligen Schrift steht!«, polterte der Brandenburger. Mürrisch betrachtete er Hannes. »Vor allem aber ist Er gefährlich. Hat Er nicht an der Brücke zu Dessau dem Grafen von Mansfeld den Munitionswagen angezündet?«
    Heiß und kalt wurde es Hannes, ein Kloß schwoll in seinem Hals. »Ja, das habe ich getan«, sagte er schließlich mit heiserer Stimme.
    Ein paar Atemzüge lang herrschte Schweigen. Friedrich und die anderen Offiziere äugten zu ihrem Obristen, warteten auf sein Wort. Der seufzte erst einmal tief. »Nun«, sagte er endlich. »Da wir gerade beim Mansfelder sind – wenn es ums Brennen, Rauben und Schänden geht, sind sie tatsächlich nicht besonders groß, die Unterschiede zwischen Papisten und Evangelischen, nicht wahr, Ihr Herren?« Ein bitteres Schmunzeln lag auf seinem hageren, schnurrbärigen Gesicht, als er den Brandenburger und den Dänen anschaute. Die senkten die Blicke.
    Der Mann war ganz in schwarzen Samt gehüllt über seinem gewienerten Brustschutz, und aus dem Harnisch selbst quoll ihm ein nicht mehr ganz weißer Spitzenkragen. Früher, so hatte Friedrich erzählt, war er Capitän der Heidelberger Schlosswache gewesen. Rudolph von Mosbach hieß er.
    »Die Herren wären Ihn lieber los, wie Er bemerkt haben dürfte«, wandte der Obrist sich schließlich an Hannes. »Gewöhnlich höre ich auf sie. Doch in diesem Fall muss

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