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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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Häuser. Und in Prag selbst wurde mächtig gebaut. Hier regierte der berüchtigte Herzog von Friedland für den Kaiser – oder ließ seine Vertrauten für den Kaiser regieren, wenn er wie zurzeit auf Kriegszügen im Reich unterwegs war. Susanna sah prächtige Kirchen und Häuser, und als sie auf der schönen Karlsbrücke über die Moldau rollten, wurde sogar ihr verhärtetes Herz wieder ein wenig wärmer.
    Auf der Prager Burg wies man ihnen ein Häuschen an der Mauer zu, um darin zu wohnen. Von den Fenstern aus sah man auf den Hof, wo sie die Bühne aufbauen wollten. »Habt ihr eure Augen aufgemacht auf dem Weg hierher?«, fragte der Prinzipal beim Ausladen. »Habt ihr das wüste Land gesehen?« Die anderen nickten betreten. »So und noch schlimmer wird das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in zwanzig Jahren aussehen.« Wieder betonte er jede Silbe des Reichsnamens, doch diesmal klang es nicht spöttisch, sondern bitter. »Und ich spreche vom gesamten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation!« Er winkte ab. »Lasst uns schauen, dass wir den gesegneten Kanal überqueren, bevor das Feuer auch uns erwischt.«
    Anfangs wollten nicht allzu viele Prager die englischen Komödianten sehen. Das Geld war den Böhmen knapp, die Stimmung in der Stadt noch immer bedrückt. Den meisten war nicht nach Komödien. Doch weil jene Männer zu den Aufführungen kamen, die dem Wallenstein und dem Kaiser Stadt und Landschaft regierten und ihre Frauen und Verwandten mitbrachten, und weil auch viele Jesuiten und Priester sich vor der Bühne zeigten, sprach sich mit der Zeit herum, was man verpasste, wennman sich die Engländer und ihren berühmten Pickelhering nicht anschaute.
    Greenley schimpfte mit Susanna, weil sie ihre Arbeit hinter der Bühne nicht tun wollte. Sehr streng trat er auf, und schließlich gehorchte sie und verübte ihr Amt als Kostümmeisterin trotz ihres Kummers. Mit David sprach sie kaum ein Wort; und er vermied es, ihr ins Gesicht zu sehen. Den Pickelhering spielte er lustloser als sonst, wollte ihr scheinen. Die Prinzessin verkehrte viel bei den Edelleuten der Stadt und kam ihr so gut wie nie unter die Augen.
    Einmal erzählte man Susanna, dass David die Prinzessin zu einem Empfang des Gouverneurs begleitet hatte. Das erbitterte sie sehr.
    Am siebenten Tag stand der Fürst von Dänemark auf dem Theaterzettel. Weil sie bei jeder Aufführung hinter der Bühne arbeitete, bekam Susanna mit, wie David den Prinzipal anflehte, ihn den Hamlet spielen zu lassen. Christopher Greenley lehnte ab und bestand darauf, dass der Ältere und Erfahrenere die schwierige Rolle zu spielen hätte. Susanna gönnte David die Abfuhr von Herzen.
    Am Abend vor dem Nachmittag, für den der Hamlet angekündigt war, erbrach der bedauernswerte John Taylor alles, was er tagsüber zu sich genommen hatte. Die ganze Nacht über erbrach er sich, und der Durchfall plagte ihn. Am Vormittag machte der Arzt eine arg besorgte Miene. Das Gerücht von der Ruhr ging herum. Doch hatte Taylor kein Fieber, er konnte nur nichts bei sich behalten, und ihm war hundsübel. Gegen Abend fürchtete man gar um sein Leben.
    Die Rolle des Hamlets spielte David. Und er spielte sie so ergreifend, dass Susanna an manchen Stellen hinter der Bühne vor den Garderobenständern verharrte und weinen musste. Hinter den Worten und der Maske des dänischen Prinzen vergaß sie für eine Stunde den Mann, der ihr so schäbig aufs Herz getreten war. Auch der Prinzipal hatte Tränen in den Augen, als er David nach der Tragödie in die Arme schloss.
    Die ersten Herbststürme bliesen, Taylor erholte sich wieder, die Zeit in Prag neigte sich. Am vorletzten Tag hieß es plötzlich, jemand habe dem John Taylor das Essen vergiftet am Abend bevor er den Hamlet spielen sollte. Ein Koch, den der Gouverneur für die Komödianten abgestellt hatte, war geflohen. Ihn verdächtigte man, konnte seiner aber nicht habhaft werden. Und Greenley verdächtigte Maria von Bernstadt, den Koch bezahlt zu haben, damit er Taylor vergiftete.
    »Ihr seid eine Schlange!« Durch das ganze Haus hörte Susanna den Prinzipal schreien. »Geht mir aus den Augen! Lieber will ich künftig auf Märkten und in Gassen spielen als an Fürstenhöfen, zu denen Ihr mir das Tor öffnet!«
    Die von Bernstadt verbat sich den Ton und die Anschuldigungen. Sie habe nichts mit Taylors Erkrankung zu tun und werde Greenley wegen Verleumdung vor den Richter bringen.
    Susanna erschrak, als sie mit Helena und den anderen Komödianten

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