Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)
Maria stets auf ihren vielen Reisen; dazu Dienerschaft, Musiker und wechselnde Maler mit Instrumenten und Werkzeug. Von Herzenburg beneidete den Mann nicht, der all das zu finanzieren hatte.
Im Sessel neben Maria nahm er Platz. »Ihr habt mir von einem Gefallen geschrieben, um den Ihr mich bitten wollt, Prinzessin. Worum geht es?«
»Nicht doch, lieber Vetter!« Unwille zog ihre Brauen zusammen. »Nicht doch so förmlich!« Sie beugte sich zu ihm herüber und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Was ist jetzt mit deinen Heiratsplänen?«
»Ich habe keine.«
»Was erzählt mir der Prinz dann?« Sie sprach von ihrem Gatten, dem Prinzen von Münsterstadt, Bernstadt und Oels, einem trunksüchtigen Weiberhelden, der als Obrist das kaiserliche Reiterregiment kommandierte, dem auch von Herzenburgs Kompanie angehörte. »Und warum schreibt mein Vater dann davon?«
»Sein Bruder, der Graf von Herzenburg, hegt Heiratspläne.« Der Rittmeister streichelte ihre Hand, während er mit leiser Stimme antwortete. »Heiratspläne, in denen sein Sohn eine Rolle spielt, wie es scheint. Also ich – jedenfalls deutet er das in einem Brief an. Den habe ich bisher allerdings nur überflogen. Vielleicht finde ich gelegentlich Zeit, ihn gründlicher zu lesen …« Er nahm ihre Hand von seinem Arm, führte sie an die Lippen undküsste jeden einzelnen Finger. »Was kann ich für dich tun, liebe Base?«
Ihr ungläubiger Blick erforschte sein Gesicht. »Du willst nicht darüber sprechen, nicht wahr?« Ihre Stimme klang belegt. Sie rückte ihren Sessel noch näher an seinen, beugte sich noch weiter zu ihm hinüber und streckte die andere Hand nach seinem Gesicht aus. »Wie hat der Pickelhering dir gefallen, Vetter?« Ihre Fingerbeeren glitten über seine Wangenknochen, seinen Hals, seine Brust.
»Pickelhering?« Er runzelte die Stirn. »Von wem sprichst du?«
»Von dem Harlekin.« Ihre Hand kreiste schon über seinem Bauch. »Der Engländer, der ihn spielt, nennt die Figur ›Pickelhering‹. Christopher Greenley heißt der Schauspieler. Ist er nicht hinreißend?«
»Ganz lustig, doch.« Maximilian streichelte ihren Alabasterhals und ihren Nacken unter dem Blondschleier. »Hat er etwas mit dem Gefallen zu tun, um den du mich bitten willst?«
»Ja«, flüsterte sie. »Ich möchte dich bitten, Herrn Greenley und mich nach Heidelberg zu eskortieren.«
»Nach Heidelberg? Willst du die Stadt im Sturm erobern?« Der Rittmeister schmunzelte und griff ihr tief ins Dekolleté. Maria sog seufzend die Luft ein, biss sich auf die Unterlippe. »Und das allein und bevor Tilly seine Belagerung überhaupt begonnen hat?« Über die Armlehnen ihrer Sessel hinweg zog er sie an seinen Mund.
Es klopfte an der Tür. Sofort ließen sie voneinander ab, setzten sich kerzengerade in ihren Sesseln auf und schlugen die Beine übereinander. Maria ordnete Dekolleté und Haar. Auf ihre Aufforderung hin trat ihre Zofe ein. Jedes Mal, wenn Maximilian ihr begegnete, versuchte er erfolglos, sich ihres Namens zu erinnern. Die Frau dagegen begrüßte den Rittmeister mit einem Knicks und sprach ihn dabei mit Rang und Namen an. Danach stellte sie ein Tablett mit Gläsern, einem gefüllten Weinkrug und einer Karaffe mit Wasser auf den Tisch und huschte wieder aus dem Raum.
Maria lauschte einen Augenblick, und als die Schritte der Zofeverklangen, eilte sie zur Tür, öffnete sie einen Spalt, blickte hinaus und drückte sie wieder zu. »Mathis ist weg.«
Sie drehte den Schlüssel um, raffte Kleid und Unterkleider bis weit über die Knie herauf und tänzelte zurück zu Maximilian. Statt wieder neben ihm Platz zu nehmen, nahm sie ihm den Hut ab und warf ihn auf einen freien Lehnsessel. Dann trat sie sich die Schuhe von den Füßen, spreizte die Schenkel über seinem Schoß, ließ sich darauf fallen, klemmte seine Hüften zwischen ihren Knien ein. Seufzend stürzte sie ihm an den Hals, schlang die Arme um ihn, öffnete die Lippen über seinem Mund. Ganz atemlos gebärdete sie sich auf einmal, wühlte die Hände unter seinen Wams, unter sein Hemd, küsste, saugte, presste und rieb sich schier in ihn hinein.
So ging es immer, und ihr wilder Hunger raubte von Herzenburg erst einmal den Atem. So war es von Anfang an gegangen – schon beim ersten Mal, als er Maria in der gräflichen Stallung genommen hatte; oder hatte sie ihn genommen? Neben dem Lieblingshengst ihres Vaters hatte sie ihm ohne jede Scham gezeigt, was er sich zuvor in so vielen erhitzten Stunden versucht hatte
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