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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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schlesischer Prinz an einem Frankfurter Geldhaus beteiligt war, das enge Beziehungen zur reichen Republik Venedig pflegte. Einer der Gründe für die Verbindung des ungleichen Paares, nach Einschätzung des Rittmeisters sogar der Hauptgrund.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass Greenleys Wandertheater in diesem altehrwürdigen Gasthaus hier Unterkunft findet.« Mit ausladender Geste wies Maria zu Wänden und Decke. »Und was Heidelberg betrifft: Die Residenz bei der Gelegenheit wiederzusehen würde mich einfach nur glücklich machen. Es ist neun Jahre her, dass ich dort war.« Ein Schatten huschte über ihre Miene. »Damals war ich achtzehn Jahre alt und frisch vermählt. Und damals trank der Prinz von Bernstadt nicht halb so viel Wein wie heute. Wir feierten den Einzug des jungen Kurfürsten und seiner englischen Prinzessin in der Residenzstadt mit dem kurpfälzischen Hof. Ich will die schöne Stadt noch einmal sehen. Wer weiß denn, was von ihr übrigbleiben wird, wenn euer gottloser Krieg sie erst heimgesucht hat.«
    »Es ist des Kaisers und des geächteten Kurfürsten Krieg.« Der Rittmeister lächelte wie einer, der felsenfest wirken will in seiner Meinung. »Wäre er gottlos, hätte man ihn längst ausgefochten, Maria, das kannst du mir glauben. Und zu Heidelberg nur so viel: Kein Dachstuhl wird dort brennen, kein Stein wird dort vom anderen fallen und keine Mutter um Sohn oder Tochter weinen. Glaube mir auch dies: Haben wir erst Frankenthal genommen, werden die Heidelberger ihre schnellsten Reiter losschicken, um uns den Schlüssel ihrer Stadt auf einem Samtkissen zu überbringen. Den Leuten dort schlottern doch jetzt schon Kiefer und Knie.«
    »Hör doch auf!« Maria winkte ab. »Gegen meinen Willen musste ich mir anhören, wie deine Spanier im Böckelheimer Tal hausten. Und im Odenwald und im Bistum Speyer – räuberische Bestien hätten es nicht wüster treiben können.« Maria schüttelte sich und schnitt eine angewiderte Miene. »Du nimmst teil an diesem Krieg, Vetter, also ist es auch deiner.«
    Er schwieg, fand nicht gleich die Worte für eine angemessene Entgegnung. Vielleicht verschloss ihm auch die Enttäuschung die Lippen: Eben noch hatte man jede trennende Wand einfach eingerissen und vergessen, und nun, nur wenige Atemzüge und Sätzedanach, nichts als Fremdheit. Warum fiel ihm ausgerechnet jetzt seine Mutter ein? Nicht an ihr Grab auf dem Burghof musste er denken – an ihre lebendige Gestalt und ihr von Liebe glühendes Gesicht.
    Mit einem Zug leerte Maria zur Hälfte den Wein, den der Rittmeister ihr eingeschenkt hatte. »Doch genug geredet: Willst du uns nach Heidelberg eskortieren, oder willst du es nicht?«
    Das überlegene, immer ein wenig müde wirkende Lächeln wollte von Herzenburg auf einmal nicht mehr recht gelingen. »Was verstehst du schon vom Krieg.« Er stand auf, ging zum Fenster und sah hinaus. Unten, im alten Klosterhof, wehte zwischen zwei Linden die Standarte seiner Kompanie: ein goldenes Hirschgeweih auf blauem Grund. Darunter hockten die Reiter seiner Rotte auf Bänken; auch Matthis erkannte er. Bedienstete gaben ihnen zu essen und zu trinken. Einige Spanier hatten sich zu ihnen gesellt, Offiziere mit bandagierten Gliedern und verbundenen Schädeln. Einem fehlte das rechte Bein, zwei anderen die rechten Arme. »Seit wann pflegt man hier unsere verwundeten Offiziere?«
    »Antworte mir: ja oder nein?«
    »Wie ich schon andeutete, liebe Cousine: Um mich auf ein derartiges Unternehmen einlassen zu können, kämpfe ich auf der falschen Seite.« Unten im Hof sah er seinen Feldwebel Schneeberger einer Magd aufs Gesäß klatschen. Das Gelächter der Reiter hallte bis zum Fenster hinauf. »Jedenfalls vom Standpunkt der Heidelberger aus. Außerdem könnte man mich des Verrats verdächtigen und bei Tilly oder Córdoba denunzieren, wenn ich euch in die Residenzstadt eines Geächteten begleite.«
    »Keiner kennt dich in Heidelberg, und keiner muss dich als Offizier des Feindes erkennen.«
    »Der Teufel kennt jeden und flüstert jedem ins Ohr, was er will.«
    »Und wenn du einen Befehl hättest?«
    »Einen Befehl, inkognito nach Heidelberg zu gehen?« Er drehte sich nach ihr um und runzelte missmutig die Brauen. »Was redet Ihr da, Prinzessin?«
    Sie stand auf, ging an der Staffelei mit ihrem unvollendeten Porträt vorbei zu einem schmalen Sekretär. Einen Augenblick lang betrachtete sie sich im Spiegel an der Seitenwand und fuhr sich über Haar und Dekolleté; dann zog sie eine Schublade

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