Der Geek-Atlas (German Edition)
bleibt, wird sie als sogenannte charakteristische
Röntgenstrahlung abgegeben. Die genaue Frequenz der charakteristischen Röntgenstrahlung kann man über die Atomzahl des für
die Anode verwendeten Elements bestimmen. Diese Atomzahl oder auch Ordnungszahl ist für ein bestimmtes Element charakteristisch
(ein Beispiel sehen Sie in Abbildung 21.4 ).
Abbildung 21.4 Wellenlänge der Röntgenstrahlen bei Bremsstrahlung und K-Schalen-Emission; zur Verfügung gestellt von HyperPhysics
Die durch K-Schalen-Emission erzeugten Röntgenstrahlen sind wesentlich stärker (besitzen eine höhere Energie) als die durch
Bremsstrahlung entstandenen, treten aber nur bei zwei unterschiedlichen Frequenzen auf. Diese Frequenzen werden als K α (wenn ein Elektron zum Füllen der Lücke in der K-Schale aus der Schale darüber stammt) und K β (wenn ein Elektron zum Füllen der Lücke aus zwei Schalen darüber stammt).
Die durch Bremsstrahlung erzeugten Röntgenstrahlen verfügen über ein kontinuierliches Spektrum an Wellenlängen, weil der Bremseffekt
davon abhängt, wie nah ein Elektron einem Wolfram-Kern kommt.
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Kapitel 22. Stadtfriedhof, Göttingen, Deutschland
51° 31′ 53.71″ N, 9°54′ 37.18″ E
Der Friedhof der naturwissenschaftlichen Schwergewichte
Die über 1000 Jahre alte Stadt Göttingen kennt man wohl am ehesten wegen ihrer berühmten Universität. Die Georg-August-Universität
Göttingen wurde 1734 gegründet und konnte einige der größten Wissenschaftler Europas begrüßen (und auch ausgewählte Könige
und Politiker wie Otto von Bismarck). Leider wird Göttingen nur selten als eine von Europas Top-Universitäten genannt (diese
Ehre heimsen Oxford, Cambridge und andere ein), obwohl hier einige der besten wissenschaftlichen Köpfe der vergangenen 300
Jahre gefördert wurden.
Die Mathematiker Wilhelm Ackermann, Carl Friedrich Gauss, Richard Dedekind, Bernhard Riemann, Felix Klein, Johann Peter Gustav
Lejeune Dirichlet und David Hilbert studierten und lehrten alle an der Georg-August-Universität. Zu den mit Göttingen verbundenen
Physikern zählen Paul Dirac (Nobelpreis 1933), Max Born (Nobelpreis 1954), J. Robert Oppenheimer (siehe auch „Praktische Informationen“ ), Max Planck (Nobelpreis 1918), Enrico Fermi (Nobelpreis 1938), Werner Heisenberg (Nobelpreis 1932) und Wolfgang Pauli (Nobelpreis
1945). Chemiker sind ebenfalls zahlreich vertreten: Adolf Butenandt (Nobelpreis 1939), Otto Hahn (Nobelpreis 1944), Walter
Haworth (Nobelpreis 1937), Gerhard Herzberg (Nobelpreis 1971), Irving Langmuir (Nobelpreis 1932) und Walther Nernst (Nobelpreis
1920). Andere Nobelpreisträger studierten oder lehrten ebenfalls hier.
Insgesamt kann sich Göttingen mit 44 Nobelpreisträgern schmücken. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass die Universität
Museen für Mathematik, Physik und Chemie betreibt. Dennoch beginnt man eine Tour durch Göttingen am besten bei den Toten.
Auf Göttingens Stadtfriedhof gibt es mehr Gräber von Nobelpreisträgern pro Quadratmeter als überall sonst auf der Welt.
Der Friedhof liegt westlich des Stadtzentrums in einem wunderschönen, bewaldeten Gebiet, das für eine innere Einkehr wie geschaffen
zu sein scheint (wie vieles in Göttingen). Wenn Sie den Friedhof von Nordwesten über die Kasseler Landstrasse betreten, ist
Max Borns Grab eines der ersten auf das Sie treffen. Als Zeugnis dafür, dass es sich hier um einen Wissenschaftler handelt,
wurde sein Grab mit einer Gleichung versehen: pq – qp = h/2πi.
p ist hier der Impuls und q der Ort eines Teilchens, und die Formel besagt, dass die Multiplikation dieser beiden Werte nicht
kommutativ ist (siehe auch Abbildung 25.3 ). d.h., pq ist nicht gleich qp, anderenfalls wäre pq – qp Null. Die Formel ist ein Ausdruck der Heisenbergschen Unschärferelation,
die besagt, dass es nicht möglich ist, den Ort und den Impuls eines Teilchens gleichzeitig zu beobachten.
In der Nähe befindet sich das Grab des Physikers Wilhelm Weber (er starb 1891), nach dem die SI-Einheit des magnetischen Flusses
(Weber, Wb) benannt ist. Nicht weit entfernt von den beiden Physikern liegt der Chemiker Friedrich Wöhler begraben, der 1828
den Harnstoff [(NH 2 ) 2 CO] synthetisierte und eher aus Versehen ein Pionier der organischen Chemie wurde.
Weiter im Inneren des Friedhofs, rund um die Kapelle verteilt, liegen drei Gräber von wissenschaftlichem Interesse: Dort ruhen
der Chemiker Otto Wallach, der
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