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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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kratzte überall. Und das dämliche Federvieh nervte. Am liebsten hätte er es verscheucht, aber er wagte nicht, sich zu bewegen.
    Die größte Angst hatte Max vor dem Vater des Jungen. Offenbar hatte er das Sagen. Jedes Mal, wenn er seine Stimme erhob, wurden die anderen still.
    »Bring uns noch mehr Wein!«, brüllte der Mann Richtung Herd.
    Ein anderer, über dessen rechte Wange eine hässliche Narbe verlief, rief sofort hinterher. »He, Andreas, schenk mir zuerst ein!«
    »Kesselflicker, seit wann schreist du als Erster? Bei der Vergabe von Intelligenz hast du den lieben Gott doch auch nicht bedrängt.« Der Vater des Jungen lachte über seinen gelungenen Witz, wurde aber gleich wieder ernst. »Der erste Schluck gehört immer noch mir. Schließlich habe ich den Überfall auf den Weinhändler ausbaldowert. Ohne mich würdet ihr alle Wasser trinken.« Er sah zu, wie sein Sohn ihm Wein nachschenkte, danach verpasste er ihm einen Tritt, dass Andreas strauchelte. »Jetzt kannst du meinetwegen den anderen einschenken. Dem Kesselflicker gibst du aber zuerst. Schließlich muss seine Dreistigkeit, mich herauszufordern, belohnt werden.« Wieder johlte der Mann.
    »Warum hast du uns zu dir bestellt, Adam?«, wollte nun ein anderer wissen, der auf den Namen Heidenpeter hörte.
    »Ihr werdet es schon noch rechtzeitig erfahren. Jetzt lasst uns erst mal den Wanst vollschlagen.« Er rieb sich den Bauch. »Wie findet ihr meine neue Weste? Steht mir doch viel besser als diesem feinen Weinhändler.«
    »Der Mann hatte eben Geschmack«, rief einer namens Krämermathes. »Das merkt man auch am Wein. Edelster Tropfen aus dem Franzosenlande. He, Welscher, ist das nicht deine Heimat?«
    Erneut grölten alle. Die Laune der Männer wurde immer besser.
    Inzwischen war sich Max sicher, dass die Hütte, in der er sich befand, eine Räuberhöhle war, und dieser Adam war der Hauptmann der Bande. Anscheinend hatte er einen neuen Raubzug geplant, den er noch heute den anderen mitteilen wollte. Doch Max hatte nicht die Absicht, Mitwisser zu werden. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn einer der Männer ihn hier entdeckte. Irgendwie musste er hier raus. Das letzte Mal hatte es doch auch geklappt. Er war einfach nur Richtung Tür gekrochen und hatte sich nicht erwischen lassen.
    Gerade als er seine Deckung verlassen wollte, machte ihm der Hauptmann einen Strich durch die Rechnung. Er stand auf und ging zum Herd.
    »He, du Taugenichts von einem Sohn! Wo bleibt unser Essen?«
    Der Mann brüllte es förmlich in das Ohr des Jungen.
    »Es ist gleich fertig«, schnauzte er zurück und bekam sofort eine Ohrfeige dafür.
    »Rede nicht in dem Ton mit mir, du Nichtsnutz! Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Jammerlappen bist? Wie deine Mutter. Aber die dahinten in der Ecke sind auch nicht besser.« Der Mann blickte zu den beiden kleineren Kindern hinüber und spuckte auf den Boden. »Aus euch werde ich schon noch anständige Räuber machen, und wenn ich es in euch hineinprügeln muss. Aber für dich scheint mir jede Mühe vergebens. Verdorben hat dich deine Mutter. Den Kopf mit fixen Ideen vollgestopft. Von einer besseren Welt hat sie tagein, tagaus geschwafelt. Von Amerika. Dass man dort, ohne Gottes Gebote zu brechen, glücklich leben kann.« Andreas’ Vater lachte verächtlich. »Geschwätz! Traumtänzerei! Gottes Gebote! Als ob sich der liebe Gott jemals um uns geschert hätte. Schau dir Goerzels Sohn an! Der ist jünger als du und taugt schon zum Schmierestehen. Aber du?«
    »Dann lass mich mit den Kleinen gehen«, schnauzte Andreas. »Alles ist besser als dieses Rattenloch hier.«
    »Und wovon wollt ihr leben? Du bleibst hier! Verstanden? Wer kocht sonst für mich? Und nun sieh zu, dass du das Essen auf den Tisch bringst!«
    »Drecksack!«, zischte der Junge. »Der Teufel soll dich holen, Adam!«
    Max zuckte zusammen, darauf gefasst, dass der Hauptmann seinen Sohn nun grün und blau schlagen würde. Aber der war schon wieder mit seinen Leuten beschäftigt.
    Max sah Andreas zu, wie er mit einem scharfen Messer geschickt das Stück Fleisch zerteilte, es auf einen hölzernen Teller legte und auf den Tisch stellte. Wie die Tiere fielen die Männer darüber her.
    Die Gelegenheit abzuhauen war jetzt günstig. Doch ehe er zur Tür hinaushuschte, drehte er sich noch einmal nach Andreas um. Der Junge stand nun am Fenster und schaute gedankenverloren hinaus.
    Max folgte seinem Blick, sah den dichten grünen Wald mit seinen

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