Der Gefährte der Wölfin - Arthur, K: Gefährte der Wölfin - Tempting Evil
kontrollieren.«
Das klang logisch. Aber traf das auf mich zu? Ich hatte den Großteil meines Lebens über telepathische Fähigkeiten verfügt und bei dem letzten Test in der Abteilung hatte nichts auf eine Steigerung meiner Psi-Kräfte hingedeutet.
Okay, der Test lag schon ein paar Monate zurück. Wer weiß, wie das Ergebnis heute ausfallen würde.
»Aber psychische Kräfte verändern sich doch nicht.« Zumindest war das bei normalen Leuten der Fall. »Sie sind angeboren, oder etwa nicht?«
»Manchmal ja. Aber in der Pubertät gibt es häufig starke Veränderungen.«
»Pubertät? Höre ich mich wie eine Jugendliche an?«
Aber mir schwante, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Dank der Fruchtbarkeitsmedikamente, die mir meine Ex-Partner gegen meinen Willen verabreicht hatten, hatte ich kürzlich zum ersten Mal eine Menstruation gehabt. Wenn man unter Pubertät verstand, dass sich der Körper eines Kindes in den einer Frau verwandelt, traf das also auf mich zu. Obwohl mein Körper nicht gerade kindlich aussah. Schließlich hatte ich seit meinem sechzehnten Lebensjahr Körbchengröße D.
»Nein, du klingst nicht wie eine Jugendliche. Aber du scheinst deine Kraft ziemlich unkontrolliert einzusetzen. Du hast Glück gehabt, dass du diese Vampire unvorbereitet getroffen hast. Und dass keiner von ihnen besonders starke übersinnliche Fähigkeiten hatte.«
»Warum?« Ich rieb mir die Stirn. Die Nadelstiche ließen zwar langsam nach, aber ich spürte nach wie vor einen brennenden Schmerz. Wenn ich nicht bald an Tabletten kam, würde ich erstklassige Kopfschmerzen bekommen.
»So weit, wie du die Schutzschilde heruntergefahren hast, hätte jemand ganz leicht zum Gegenangriff übergehen können und dabei freie Bahn gehabt.«
»Oh.« Daran hatte ich gar nicht gedacht. Weder beim Angriff auf Quinn noch auf diese Vampire. Quinn war wahrscheinlich zu sehr Kavalier, um einen Gegenangriff zu starten, aber diese Vampire hätten sicher keine Skrupel gehabt.
Sie legte wieder den Kopf auf die Seite. Dabei fielen ihre braunen Haare zurück und einige silberne Strähnen kamen zum Vorschein. Sie trug keine Perücke, Braun und Silber gingen ineinander über. Es war, als hätte sich jemand nicht sehr sorgfältig die Haare gefärbt. Es war seltsam, gelinde gesagt. »Haben deine Eltern dir nicht beigebracht, mit deiner Gabe umzugehen?«
Ich schnaubte leise. »Meine Mutter stand auf Werwölfe und hat in mir nur einen lästigen Bastard gesehen, der sie daran hinderte, ihre sexuellen Gelüste auszuleben.«
»Und dein Vater?«
»Sie wusste nicht genau, wer mein Vater war. Ich kenne ihn jedenfalls nicht.«
»Traurig.«
»Ja, so ist es«, erklärte ich sarkastisch. »Eine traurige Geschichte.«
Sie lächelte wieder. »Wie heißt du?«
»Poppy Burns.«
Sie hob erstaunt eine Braue. »Wirklich? Was machst du hier in St. Kilda, Poppy Burns?«
Etwas an der Art, wie sie das sagte, bereitete mir ein ungutes Gefühl. Ich zuckte mit den Schultern und gab mir große Mühe, diese verfluchten Schmetterlinge in meinem Bauch zu ignorieren. »Ich suche Arbeit und eine Bleibe. Der übliche Mist.«
»Wo hast du vorher gelebt?«
»Kann es sein, dass du schrecklich neugierig bist?«
Sie zuckte die Schultern. »Nach dem, was du mir erzählt hast, bevor diese Vampire aufgetaucht sind, habe ich ja wohl ein Recht darauf, neugierig zu sein.«
Ich schnaubte und erwiderte nichts.
»Wieso sagst du mir erst so offen deine Meinung«, fuhr sie fort, »und rettest mich dann auf einmal?«
»Wer sagt, dass ich dich gerettet habe? Diese Stinker hatten es auf mich genauso abgesehen.«
»Vielleicht.«
»Wo wir gerade beim Thema Neugierde sind, wieso bist du blind wie ein Maulwurf und kannst trotzdem herumlaufen wie jeder andere?«
Dia schwieg, und einen Augenblick dachte ich, ich hätte es versaut.
»Woher weißt du, dass ich blind bin?« Ihre Stimme war bislang sehr warm gewesen. Auf einmal klang sie knallhart und verursachte mir einen kalten Schauer auf dem Rücken.
Das erinnerte mich daran, dass diese Frau, und wenn sie auch noch so nett wirkte, zu den fünf Klonen gehörte und mit dem Mann zusammenarbeitete, den ich zur Strecke bringen wollte.
»Ganz einfach. Du scheinst die Leute zwar direkt anzusehen, aber deine Augen wirken leblos, und du reagierst nicht auf kleine Gesten oder auf Mimik. Es ist, als wärst du weitsichtig und könntest in der Nähe nichts erkennen.«
Dia wirkte amüsiert und wieder herzlicher. »Du bist eine gute
Weitere Kostenlose Bücher