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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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umgebracht? Einfach umgebracht, was, und verscharrt? Wie den armen Hund Bob Miller –«
    »Bob ist mit einem Araberweib in die Wüste gezogen … das wissen alle, du auch!« Serrat grinste breit. »Du hast das Protokoll auch unterschrieben.«
    Cathérine sprang mit einem Satz aus dem Bett. Serrat schob seine riesige Pranke vor und stieß sie wieder zurück. Für ihn war sie leicht wie eine Puppe.
    »Mörder –«, stammelte sie. »Mörder!« Jetzt kam das blanke Entsetzen über sie. Wer Bender umbrachte, scheute sich auch nicht, Cathérine Petit zu töten. »Worauf wartest du noch? Ihn habt ihr erschossen, nicht wahr? Bringst du es fertig, eine Frau umzulegen?«
    »Warum nicht?« Serrat betrachtete Cathérine wie ein Ziel, mit zusammengekniffenen Augen. Sie ist verdammt hübsch, dachte er. Das wissen wir alle. Aber bisher hat sie uns alle mit ihrer verfluchten Pistole vom Leib gehalten. Jetzt aber ist sie wehrlos wie ein Wurm. Wenn ich über sie komme, hat sie keine Chancen … eigentlich ist sie zierlich und zerbrechlich, wenn man sie genau betrachtet. Ihre Stärke ist ihr Mut, und den hat sie sackweise, zum Teufel.
    »Ich habe kein Interesse, dich umzubringen, Schätzchen«, sagte Serrat mit veränderter, dunkler Stimme. »Ich will nur, daß du vernünftig bist, daß du zuhörst und nicht wieder mit dem dämlichen Schreien anfängst.«
    »Wo ist er?« fragte Cathérine leise.
    »So einfach ist das nicht zu beantworten.« Serrat lehnte sich gegen die Tür. »Ich wage keine Ortsangabe, Süße.«
    »Wo liegt er, du Schwein?!«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht, verdammt, keiner von uns hat ihm ein Haar gekrümmt. Das ist es ja. Und nun hör einmal zu –«
    Serrat zog die Schultern hoch. Jemand drückte von außen gegen die Tür. Er trat einen Schritt zurück, stieß die Faust vor, und als die Tür aufflog, bekam de Navrimont einen Schlag in die Magengrube. Er sackte stöhnend gegen die Wand und verdrehte die Augen. Serrat schloß verlegen die Tür.
    »Verzeihung, Chef«, sagte er und kraulte sich das Haar. »Wer konnte ahnen, daß gerade Sie das sind.«
    De Navrimont erholte sich sehr schnell, aber das Sprechen ging noch nicht so glatt, die Luft blieb ihm noch weg. Serrat holte ihm einen Stuhl.
    »Sie Bulle!« keuchte de Navrimont. »Sie begehen noch 'mal eine fahrlässige Tötung.«
    »Er hat Dr. Bender umgebracht!« schrie Cathérine und sprang wieder vom Bett. Vor ihren Augen tanzten das Zimmer und die beiden Männer, so zersetzte die Erregung ihre Nerven.
    »Was hat er?« fragte de Navrimont überrumpelt.
    »Blödsinn. Sie wissen doch selbst, daß Dr. Bender in der Wüste verschollen ist.«
    »Natürlich, ja.« De Navrimont sah Serrat verständnislos an. »Er ist weg. Ganz klar. Wir waren uns doch alle einig. Was soll jetzt der ganze Rummel?«
    »Der Doktor ist wirklich weg …«, sagte Serrat. Es war, als kitzle jemand den Ingenieur unter den Fußsohlen. Mit einem spitzen Laut sprang er hoch.
    »Was sagen Sie da?«
    »Saada ist aus der Oase verschwunden.« Serrat schielte zu Cathérine. Der Name Saada genügte, um ihr zerfließendes Gesicht zu versteinern. »Mit einem Fahrrad. Total verrückt … aber was macht man nicht alles, wenn man nicht ohne Mann leben kann. Das Rad haben wir hier gefunden, hinter den Garagen. Saada war oder ist also hier …«
    »Wo –«, sagte Cathérine mit heller, spitzer Stimme. »Wo ist sie?« Sie stand vor Serrat, ihr Gesicht zuckte, und eine Zerstörungslust sprühte aus ihren blauen Augen, daß Serrat erschrak.
    »Wenn wir das wüßten. Auch der Scheich wollte es gern wissen.«
    »Ali ben Achmed war hier?« De Navrimont scharrte mit den Füßen. Das muß lange vor meinem Brausebad gewesen sein, dachte er. Nach der Brause hatte ich wieder einen klaren Kopf, aber vorher … Gott verfluche die Wüste und segne den Schnaps. Das ist das einzige, das hier im Erg Tifernine noch einen Sinn hat. Alles andere ist Heuchelei, und darauf spucke ich.
    »Er kam mit einer ganzen Horde schwerbewaffneter Krieger. Brüllte, wir sollten Saada herausgeben. Es war gar nicht einfach, ihm klarzumachen, daß sein Töchterchen wohl hier war, aber von keinem gesehen wurde. Er nahm das Fahrrad mit … zum Schreien sah das aus, ein Fahrrad auf einem Kamel – und –«
    »… und nahm auch Dr. Bender mit«, sagte Cathérine kaum hörbar.
    »Ja.«
    »Warum? Warum, du Dreckskerl?« Sie sprang ihn an wie eine Katze und schlug ihm die Faust zwischen die Augen. Als sei sie ein Insekt, wischte er sie weg aufs

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