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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und einer Drehung heraus, und hieb ihm die Faust maßgenau an die Kinnspitze. Bender sah ihn ungläubig an, bis sich sein Blick umflorte, er taumelte zur Seite und fiel am Straßenrand zusammen, als sei er knochenlos.
    Dort blieb er liegen wie ein Haufen Abfall. Niemand kümmerte sich um ihn. Man ging an ihm vorbei und sah ihn nicht einmal an.
    Es war zur gleichen Zeit, als auf der anderen Seite der Oase Cathérine über die Mauer in den Garten Ali ben Achmeds schlich … in einem Sack auf dem Rücken zwei Pfund Dynamit in kleinen, runden Rollen …
    Die ›Pilger‹ brachen gegen neun Uhr auf.
    Die Zeltstadt verschwand in großer Eile, die Omnibusse wurden beladen, die Frauen saßen zusammengepfercht in den blechernen Kästen, bei geschlossenen Scheiben und Schiebedächern.
    Jussuf demonstrierte noch einmal, wie fröhlich die ›Pilger‹ zu sein hatten: Er ließ vor der Abfahrt eine ältere Frau, die kaum ein Kapital darstellte, auspeitschen, bis sie starb, weil sie unter ihren Kleidern einen Zettel verborgen hatte, den sie irgendwo verlieren wollte. Er enthielt einen Hilferuf an den Finder.
    »So hart sind hier die Sitten«, sagte Jussuf höflich zu Saada, die mit gefesselten Händen und Füßen dem grausamen Schauspiel zusah. »Auch deine Schönheit und der Wert, den du repräsentierst, werden mich nicht hindern, das gleiche mit dir zu tun, wenn du aufsässig wirst. Kann man dir also die Fesseln losbinden?«
    »Versuche es nicht, du stinkender Schakal!« zischte ihn Saada an. »Ich stürze mich sofort auf dich und erwürge dich.«
    »Es ist tragisch, daß die Dummheit weiter verbreitet ist, als man glaubt«, sagte Jussuf elegant. »Selbst Töchter eines Scheichs werden nicht verschont. Bringt sie in den Wagen 1.«
    Zwei Männer ergriffen Saada, schleiften sie zum ersten Omnibus und hoben sie hinein. Die anderen Frauen nahmen sie so in ihre Mitte, daß man Saadas Fesseln nicht sah, wenn man von draußen auf die ›Pilger‹ blickte.
    »Ich werde schreien!« rief Saada. »Schreien! So lange schreien, bis ihr mich tötet!«
    »Man tötet nicht zwanzigtausend Francs.« Jussuf lächelte ihr freundlich zu. »Die anderen Frauen werden dafür sorgen, daß du ruhig wirst. Sie werden die Schläge bekommen, die dir zukommen … das ist ein praktisches Verfahren.«
    Und so war es auch. Die anderen Frauen, getrieben von der Angst, warfen sich über Saada und drückten sie auf den Boden des Busses. Dort lag sie, eine Fußbank für acht Füße, als die Karawane abfuhr. Jussuf folgte ihr in einem weißen, wundervollen Cadillac. Ein Chauffeur in weißer Livree lenkte das Fahrzeug. Als sie aus dem Tal el Matmahira herauskamen, entfalteten die Fahrer vorne an den Bussen die grüne Fahne des Propheten. Spruchbänder an den Seiten der Wagen erklärten allen, was hier über die Straße rollte.
    »Wir loben Allah für seine Güte.
Wir werden Mekka sehen und vor Allah knien.
Allah ist groß und seine Güte ewig.«
    Bis zur Grenze geschah nichts. Polizisten und Militär kontrollierten nicht einmal die ›Pilgerbusse‹. Erst an der Grenze nach Tunis wurde es kritisch. Ein junger Leutnant wollte unbedingt in die Wagen sehen.
    Saada wurde wieder auf den Boden gedrückt. Eine Frau stopfte ihr ein altes, nach Schweiß stinkendes Tuch in den Mund.
    Saada wehrte sich, stieß mit dem Kopf, den Knien und den Armen, – aber was war das gegen die Übermacht der anderen, verängstigten Frauen. Dann lag sie unter den Füßen, atmete durch die Nase die heiße verbrauchte Luft und glaubte zu ersticken.
    Was wird aus mir, dachte sie. Wo bringen sie mich hin?
    Sie haben mich alle verraten … alle … mein Vater … Serrat … und mein Doktor … Alle …
    Und dann weinte sie.
    Jussuf in seinem weißen Cadillac zeigte lupenreine Transportpapiere für 210 Pilgerinnen. Die Beamten machten sich nicht die Mühe zu zählen und winkten. Der Schlagbaum ging hoch … die Karawane rollte hinüber nach Tunis.
    Jussuf wartete, bis seine ›Pilgerinnen‹ in Sicherheit waren, dann gab er ein Zeichen, und die Omnibusse preschten weiter auf der Straße nach Tozeur.
    Kurz vorher aber schwenkten sie ab in die Salzwüste, hinein in die Moore, vor deren Betreten sich selbst der Teufel gehütet hätte. Auch Saada befreite man wieder aus ihrer unbequemen Lage, holte sie unter den hämischen und gemeinen Bemerkungen der anderen Frauen aus dem Bus und lud sie um in den weißen Cadillac Jussufs.
    »Das ist keine Auszeichnung«, sagte Jussuf mit vollendeter Höflichkeit,

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