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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ein Epilog, was eher ungewöhnlich war. Richter Seay schrieb: Während ich überlegte, wie ich in dieser Sache entscheiden sollte, erzählte ich einem Freund, einem juristischen Laien, dass ich mich aufgrund der Tatsachen und der Gesetze wohl gezwungen sähe, die Wiederaufnahme eines Verfahrens anzuordnen, in dem ein Mann zum Tode verurteilt worden sei. Mein Freund fragte: »Ist er ein Mörder?«
    Ich erwiderte: »Das werden wir erst wissen, wenn er einen gerechten Prozess bekommen hat.« Gott sei uns gnädig, wenn wir in diesem großen Land jemals wegsehen, während Menschen, denen ein gerechter Prozess versagt wurde, hingerichtet werden. Das wäre in diesem Fall fast geschehen. Aus alter Freundschaft schickte Richter Seay Barney Ward eine Kopie seiner Stellungnahme und schrieb dazu, es tue ihm leid, aber er habe keine andere Wahl. Barney sprach nie wieder mit ihm.
    Obwohl Vicky Hildebrand, Gail Seward und Jim Payne von ihrer Arbeit überzeugt waren, sahen sie deren Veröffentlichung mit einer gewissen Sorge entgegen. Ein Wiederaufnahmeverfahren für Todeskandidaten war in Oklahoma nicht populär. Ein Jahr lang hatte sich ihr gesamtes Leben um Ron gedreht. Sie waren sich ihrer Sache sicher, wollten aber nicht, dass Richter Seay und sein Büro in der Öffentlichkeit kritisiert wurden.
    »Staatsanwaltschaft sagt Wiederaufnahmebeschluss den Kampf an« lautete die Schlagzeile der Ada Evening News vom 27. September 1995. Auf der einen Seite prangte ein Highschoolfoto von Ron Williamson, auf der anderen eines von Bill Peterson. Der Artikel begann wie folgt:
    Ein empörter Bill Peterson erklärte, er sei »gern bereit«, vor dem U.S. Supreme Court aufzutreten, wenn dies nötig sei, um den kürzlichen Beschluss eines Bundesrichters zu korrigieren, der die Wie­ deraufnahme des Verfahrens gegen den in Pontotoc County wegen Mordes verurteilten Ronald Keith Williamson anordnet.
    Zum Glück für Peterson sollte sich ihm keine Gelegenheit bieten, seine Sache in Washington zu vertreten. Wie er weiter unten in dem Artikel erklärte, hatte ihm der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates versichert, er werde sich persönlich um die »sofortige« Revision beim Bundesrevisionsgericht in Denver kümmern. Dazu meinte er:
    Ich bin entsetzt, schockiert, wütend, verwirrt und noch einiges mehr. Es ergibt einfach keinen Sinn, dass in einer Sache, die von so vielen Instanzen eingehend geprüft wurde, ohne dass die Verurteilung je in­frage gestellt worden wäre, plötzlich ein solcher Beschluss ergeht.
    Was er nicht erwähnte und was auch der Reporter tunlichst für sich behielt, war die Tatsache, dass in allen Fällen, in denen jemand zum Tode verurteilt wird, Haftbeschwerde eingelegt wird, die schließlich vor einem Bundesgericht landet, wo, früher oder später, irgendein Beschluss ergeht. Aber Peterson war in Fahrt. Er fuhr fort: Diese Sache ist zweimal vom U.S. Supreme Court geprüft worden. Beide Male hat dieser die Verurteilung bestätigt und die Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt.
    Das ist nicht ganz korrekt. Der U.S. Supreme Court hatte nie die Begründetheit geprüft. Tatsächlich hatte er durch die Zurückweisung der Revision eine Prüfung abgelehnt und die Sache nach Oklahoma zurückverwiesen. Das war allgemein üblich. Die frechste Lüge hob sich Peterson für den Schluss auf. Richter Seay hatte in einer Fußnote zu seiner Stellungnahme Robert Mayers Buch The Dreams of Ada erwähnt und davon gesprochen, dass es vor ein und demselben Gericht zu erstaunlich vielen Verurteilungen aufgrund von Traum-Geständnissen gekommen sei. Peterson war empört darüber, dass das Buch in einer Gerichtsentscheidung erwähnt wurde, und sagte, offenbar ohne die Miene zu verziehen:
    Es ist schlicht und einfach nicht wahr, dass auch nur einer dieser drei Männer ­ Williamson, Fontenot oder Ward ­ aufgrund von Traum­Geständnissen verurteilt wurde.
    Der Staat Oklahoma legte beim Bundesrevisionsgericht in Denver Revision gegen Richter Seays Beschluss ein. Obwohl Ron mit der Wendung zufrieden war, die die Ereignisse genommen hatten, und sich über die Aussicht auf einen neuen Prozess freute, saß er immer noch im Gefängnis und quälte sich von einem Tag zum anderen, während sich das Verfahren dahinschleppte.
    Aber er war nicht mehr allein. Kim Marks, die Ermittlerin, Janet Chesley, seine Anwältin, und Dr. Foster kämpften unermüdlich für eine angemessene Behandlung. Nahezu vier Jahre lang hatte sich das Gefängnis geweigert, Ron in der

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