Der Gefangene
kam Featherstone zurück, beugte sich über das Diagrammpapier und studierte die Ergebnisse. Er fragte Tommy, was er meine. Tommy meinte, er wisse, dass er die Prüfung bestanden habe und die Sache damit erledigt sei. Er müsse außerdem dringend zur Arbeit.
Nicht so schnell, entgegnete Featherstone. Sie sind durchgefallen.
Tommy konnte es nicht fassen. Featherstone erklärte, es sei offensichtlich, dass er lüge, und eindeutig, dass er in die Haraway-Entführung verwickelt sei. Ob er darüber reden wolle.
Reden worüber?
Der Lügendetektor lügt nicht, sagte Featherstone, und deutete auf den Ausdruck mit den Verlaufskurven. Sie wissen etwas über den Mord, wiederholte er mehrmals. Es wäre also besser für Tommy, wenn er sein Gewissen erleichtere, über das rede, was vorgefallen sei, und endlich die Wahrheit sage. Featherstone, der nette Bulle, erbot sich freundlichst, Tommy zu helfen; falls er jedoch ablehne, müsse er ihn wohl oder übel Smith und Rogers übergeben, den bösen Bullen, die längst auf die Chance warteten, ihn fertigzumachen.
Lassen Sie uns darüber reden, drängte Featherstone.
Es gibt nichts, worüber wir reden könnten, beharrte Tommy. Er wiederholte mehrere Male, der Lügendetektor müsse manipuliert worden sein, denn er sage die Wahrheit. Doch Featherstone war nicht zu überzeugen.
Tommy gab zu, dass er vor dem Test nervös gewesen sei und dass er währenddessen die Geduld verloren habe, weil er nicht zu spät zur Arbeit habe kommen wollen. Er gab außerdem zu, dass ihn die Vernehmung sechs Tage zuvor mit Smith und Rogers sehr mitgenommen habe und er daraufhin einen Traum gehabt habe.
Was für einen Traum?, wollte Featherstone wissen.
Tommy erzählte den Traum: Er war auf einem Saufgelage, dann saß er mit zwei anderen Männern und einem Mädchen in einem Pick-up, draußen bei dem alten Kraftwerk in der Nähe von Ada, wo er aufgewachsen war. Einer der Männer versuchte, das Mädchen zu küssen, sie wollte aber nicht, und Tommy forderte den Mann auf, sie in Ruhe zu lassen. Dann sagte er, er wolle nach Hause gehen. »Du bist doch schon zu Hause«, erwiderte einer der anderen. Tommy blickte durch sein Fenster und war plötzlich zu Hause. Kurz bevor er aufwachte, stand er an einem Waschbecken und versuchte vergeblich, eine schwarze Flüssigkeit von seinen Händen zu waschen. Das Mädchen hatte kein Gesicht, ebenso wenig die beiden Männer.
Der Traum ergibt keinen Sinn, meinte Featherstone.
So wie die meisten Träume, versetzte Tommy.
Featherstone blieb ruhig, drängte Tommy aber weiterhin, sein Gewissen zu erleichtern, ihm alles über das Verbrechen zu erzählen, insbesondere wo die Leiche war. Und er drohte ihm abermals, ihn »den beiden Cops« im Nachbarzimmer zu übergeben, als erwartete ihn dort die Streckbank.
Tommy war vor Verwirrung und Angst wie betäubt. Als er sich weigerte, vor Featherstone ein Geständnis abzulegen, übergab ihn der »nette Bulle« an Smith und Rogers. Die beiden hatten sich bereits in ihre Wut hineingesteigert und sahen aus, als wollten sie gleich über ihn herfallen. Featherstone kam mit in den Raum. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, stürzte sich Smith auf Tommy und brüllte: »Du, Karl Fontenot und Odell Titsworth - ihr habt das Mädchen entführt, zu dem alten Kraftwerk verschleppt, vergewaltigt und umgebracht, so war's doch, oder?«
Nein, widersprach Tommy, der versuchte, einen klaren Kopf zu behalten und nicht in Panik zu geraten.
Rede mit uns, du dreckiger kleiner Lügner, knurrte Smith. Du hast am Lügendetektor versagt, wir wissen, dass du lügst, und wir wissen, dass du das Mädchen umgebracht hast!
Tommy überlegte, wer Odell Titsworth war. Den Namen hatte er schon gehört, aber getroffen hatte er den Mann nie. Odell muss irgendwo in der Nähe von Ada leben, dachte er, und er hat einen schlechten Ruf. Aber er konnte sich nicht erinnern, ihm schon einmal begegnet zu sein. Vielleicht hatte er ihn ein- oder zweimal gesehen, doch erinnern konnte er sich nicht, zumal Smith auf ihn einbrüllte, mit dem Finger auf ihn deutend und offenbar bereit zuzuschlagen.
Smith wiederholte seine Theorie über die drei Männer, die das Mädchen entführt hätten, und Tommy sagte wieder Nein. Nein, ich habe nichts damit zu tun. »Ich weiß nicht mal, wer Odell Titsworth ist.«
Doch, das weißt du, verbesserte ihn Smith. Hör auf zu lügen.
Dass Karl Fontenot dabei gewesen sein sollte, war leichter nachzuvollziehen. Tommy und er waren ein paar Jahre lang
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