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Der gefrorene Rabbi

Der gefrorene Rabbi

Titel: Der gefrorene Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Stern
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Waffen erzählt hat. Ich gebe ihm Tee mit Opium und kümmere mich um ihn wie die andere Lou, meine Namensgefährtin, die sich um Nitschie, Rilkie und Frood gekümmert hat …«
    Allmählich dämmerte Bernie, dass die Person, die sie in ihrer Fantasie umsorgte, niemand anders war als er. Plötzlich brach sie ab und verkündete: »Ist doch alles Quatsch, oder? In Wahrheit kannst du Scheiße nicht von Schuhcreme unterscheiden, Bernie Karp.«
    Er fühlte sich so fehl am Platz, dass er zitterte. Wie kam sie dazu, ihn hier zwangsweise als Zuhörer für ihr bescheuertes Tagebuch zu missbrauchen? Hatte sie vor, ihn irgendwie zu verhexen? Er wollte das Erhabene erforschen, er war ein Veteran der himmlischen Sphären, aber in diesem Mädchen schlummerten unergründliche Tiefen, die ihm Angst einjagten. Außerdem fiel ihm auf - na schön, es war ihm schon vorher aufgefallen -, dass sie heute einen Rock trug, einen kurzen Stufenmini aus Denim, und dass ihre spindeldürren, übereinandergeschlagenen Beine mit Stulpen umhüllt waren, die sie sich über die Knie gezogen hatte. Noch nie hatte Bernie ihre Beine auf diese Weise wahrgenommen, und als sie seinen Blick auffing, wurde ihm klar, dass ihr das nicht entgangen war.
    Da sie ihm, wie er es verstand, den Fehdehandschuh hingeworfen hatte, hielt er nun seinerseits einen Vertrauensbeweis für angezeigt. »Es hat alles angefangen …« Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Schüchternheit zu überwinden. »Angefangen hat alles damit, dass ich in der Tiefkühltruhe meiner Eltern unter den Lebensmitteln einen gefrorenen Rabbi gefunden habe und …«
    Bevor er den ersten Satz vollendet hatte, unterbrach sie ihn. »Schon gut, Bernie, wegen mir musst du keine Geschichten erfinden. Wir tragen hier keinen Wettkampf aus.« Nachdem sie das gesagt hatte, schob sie die Knie unters Kinn. Dabei rutschte ihr Rock zurück und enthüllte die blauädrige Unterseite ihrer Schenkel über den Stulpen sowie den muschelförmigen Zwickel ihres gerippten Slips. Bernie wurde schwindlig, und Lou grinste, als sie bemerkte, wie sein Blut aus dem Kopf in andere Regionen floss. Es war das erste Mal, dass sie in seinem Beisein lächelte.
    Sie schlug einen spekulativen Ton an. »Also, wenn du mich auf die eine Weise nicht in den Himmel beamen kannst, dann vielleicht auf eine andere?« Dann zog sie den Pulli aus, und darunter kamen ihre kleinen Brüste zum Vorschein, deren Nippel aussahen wie rosige Palmkätzchen. Ihr Brustkorb umrahmte den Hohlraum ihres Bauchs wie ein Paar Flügel, in deren Schatten ein winziger tätowierter Skarabäus aus ihrem Nabel kroch.
    Bernie verlor sofort den Kopf. Bevor sich sein Verstand einschalten und er beteuern konnte, dass er sich nicht für die nackte Anatomie des Mädchens interessierte, schloss er sie taumelnd in die Arme, um ihr mit Nase und Lippen über die Brüste zu streichen. Ihr schneller Atem feuerte ihn an, und er schnaufte wie eine Lokomotive, als er ihre zarten Hände auf dem Rückgrat spürte. Dann zerrte sie am Bund seiner Jeans, die ihm viel zu groß war, seit er so stark abgenommen hatte, und streifte sie ihm samt der Unterhose über die knochigen Hüften, ohne sich mit dem Reißverschluss aufzuhalten. Nun rangen sie miteinander und versanken in einen Kampf, bei dem es auch darum ging, die erwachende Heiterkeit des anderen zu ersticken. Sie wälzten sich hin und her, als wären sie von Flammen umringt, die nicht brannten, sondern kitzelten. Dabei wurden weitere Kleidungsstücke beseitigt, aber wie genau, hätte Bernie, der einem Delirium nahe war, nicht angeben können. Während des Getümmels wurde die Katze verdrängt und ließ sich lässig zwischen den Affen nieder, die ihrerseits umgepflügt wurden wie mit einem Löffelbagger. (Das Bild zog als letzter verzweifelter Versuch der Vernunft gegen die Leidenschaft herauf, um sich sogleich wieder aufzulösen.) Als sie ihn an seiner Wurzel berührte - die erste intime Berührung durch eine andere Person in seinem Leben -, schnellte er derart heftig in Habachtstellung, dass er fürchtete, mit einem Knall zu explodieren wie ein bengalisches Feuer. Sie kippte die Hüften nach vorn, um mit einer Hand das taubenblaue Höschen auszuziehen, während sie ihn mit der anderen festhielt und ihn in Richtung der angespannten Sehnen ihrer gespreizten Schenkel dirigierte. Fast hätte er losgeheult, als er bemerkte, dass sie kurz davor war, ihn in das größte Geheimnis der Wachwelt einzuführen. Doch gerade als er im Begriff stand, das

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